129. 8.2.2014
Von Mysore fahre ich zunächst nach Shravanabelgola, ein 5000 Seelen Dorf auf dem flachen Land, in das kein Tourist seinen Fuß setzen würde, beherbergte es nicht eine der wichtigsten Jain Pilgerstätten. Auf mehreren Hügeln verteilt stehen dort unzählige Tempel, überschattet von der 18m hohen Gommateshwara Statue auf der höchsten Erhebung. So weit so normal, was diesen Pilgerort von anderen (hinduistischen) unterscheidet, ist die Leere und Ruhe. Die Jains wirken ruhiger und besonnener und außer ihnen sind nur ein paar westliche Touristen anwesend. Am Ende vertreibt mich jedoch die brennende Sonne und ich nehme den nächsten Bus nach Bangalore. Von allen indischen Metropolen gilt diese als liberalste, reichste und westlichste. Zwar bin ich nach Kenia einiges an Gegensätzlichkeiten und Widersprüchen gewöhnt, aber dieser Zeitsprung in einer Stunde Busfahrt verblüfft mich auch. Im Gegensatz zu Chennai, wo alles so eng und voll war, dass man stets das Gefühl hatte, dass die Stadt gar keine Großstadt sein wollte, sondern sich ausbreiten musste, ist hier alles großflächiger, höher, ausgebauter und mondäner. Sogar eine Metro gibt es, exakt in der Art wie in Dubai, oberirdisch neben einer Hauptverkehrsstraße.
Staus auf den Zufahrtsstraßen sorgen dafür, dass der Bus erst im Dunklen ankommt, was mir in unbekannten Großstädten nach wie vor unangenehm ist, zumal ich nie vorher weiß wo ich unterkommen werde. Aber die Suche verläuft dank Reiseführer reibungslos. Fehlt nur noch ein Abendessen. Das gönne ich mir an diesem Abend im vermeintlichen Zentrum des bangalorischen Nachtlebens in einem beinahe luxuriösen Restaurant im 13. Stock (Terasse!). Je teurer ein Restaurant in Indien ist, desto mehr Aufschläge, die nicht auf der Speisekarte erwähnt wurden, wird man später auf der Rechnung vorfinden. So kommt es, dass ich heute Mehrwertsteuer, Servicegebühr und Servicesteuer zahle und dazu unfreiwillig an Schulen spende (würde mich wundern, wenn das Geld dort wirklich landet), was den Preis unterm Strich nochmal um ein Drittel anziehen lässt. Da haben sie gut bei den Italienern aufgepasst. Um elf bin ich schließlich bereit mich in das laut Buch beste Nachtleben Südindiens zu stürzen, immerhin ist es Samstag. Doch wie ich erfahre, gilt nach wie vor ein Gesetz von 1986, nachdem Ausschank und Restaurantbetrieb nach elf verboten sind. Aber zur Zeit wird für eine Verlängerung bis zwölf oder gar halb eins gekämpft. Meine Vorstellungen liefen trotz dessen in eine andere Richtung. Mittlerweile kann ich mit ziemlich großer Sicherheit sagen: Indisches Nachtleben existiert nicht.
Foto: Bangalore von oben (leider nur mit dem Handy). Links unten im Bild ist die Metro zu erkennen.
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