Donnerstag, 20. Februar 2014

Kultur / Flohmarkt

139. 19.2.2014

Socke empfängt heute den klassischen indischen Willkommensgruß an Westler, sie wird krank. Allerdings äußert sich das seltsamerweise in Kopfschmerzen. Wie dem auch sei, zuvor schaffen wir es noch nach Old-Goa und Anjuna. Ersteres war im 17. Jhd. eine Weltstadt auf einem Level mit Rom oder Lissabon. Damals, als Portugal noch Weltmacht Nr. 1 war, lebten 300 000 Menschen in dieser Hafenstadt, die Dreh- und Angelpunkt des europäisch-asiatischen Gewürzhandels war. Vom einstigen Glanz zeugen heute noch Kirchen und Klöster oder zumindest ihre Reste. Ich fühle mich in eine europäische Altstadt versetzt, nur die Palmen und der ununterbrochene Schweißfluss erinnern an den eigentlichen Aufenthaltsort. Mit den Metropolzeiten ist es aber schon lange vorbei, Old-Goa ist heute nicht mehr als ein suburbanes Dörfchen vor Panjim mit mehr Touristen als Einwohnern.
Dasselbe lässt sich über Anjuna sagen, nur fehlt hier die glorreiche Vergangenheit. Bevor es Zentrum der Raverszene in Goa wurde, war es ein Fischerdorf. Partys gibt es nach wie vor, aber die Psytrancer ziehen langsam weiter, während Pauschaltouristen im Rentenalter, Individualreisende und Russen um den Kuchen streiten (Goa wäre ein tolles Forschungsobjekt für Gentrifizierungsstudien). Goa ist übrigens auch ein Musikstil. Es ist die Art von Elektro, die Verfechter der "Techno macht dumm"-These gerne vorspielen. Einige Raver sind wirklich nicht allzu helle im Kopf, aber das würde ich eher den Substanzen zuschreiben, deren Konsum notwendig ist, um stundenlang zu dumpfem 140bpm Wummern abtanzen zu können. Was Anjuna dagegen auszeichnet, ist der wöchentlich stattfindende Flohmarkt, der sich zu dem Treffpunkt schlechthin entwickelt hat. Von Freaks bis Familien trifft man hier auf alles. Der Markt selbst wird da zur Nebensache.
Ich treffe Bastien wieder, den frankophonen Schweizer, der sich begeistert von der lokalen Partyszene zeigt und sich sichtlich freut, wieder ein bisschen Deutsch reden zu können. Er begleitet uns zum Bus, der uns (mit Umstieg) nach Panjim zurückbringt. Das Abendessen muss ich heute alleine zu mir nehmen, Socke schläft ihre Kopfschmerzen weg. Und ab morgen wird getaucht!

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