132. 11.2.2014
In Pondicherry hat mir eine Kanadierin erzählt, wie schön es jedes mal sei, Riksha zu fahren. Sie freunde sich häufig mit den Fahrern an, sodass diese sie am Ende für weniger als den Normalpreis kutschieren würden. Keine Ahnung, von was sie da geredet hat. Trotz regelbestätigenden Ausnahmen sind Rikshafahrer für mich der Abschaum der Gesellschaft, ich versuche sie zu meiden wo ich nur kann. Heute bin ich leider auf sie angewiesen.
Mein Morgenprogramm war die National Modern Art Gallery (die beste und ausführlichste Ausstellung bisher), zu der ich bereits drei Kilometer gelaufen bin, und nun muss ich zum Stadtzentrum und habe weder Zeit noch Lust auf weitere 4km laufen oder mehrmaliges Umsteigen. Es bleibt also nichts, als widerwillig auf die plaudernde Menge beige-bekleideter Fahrer zuzugehen. Der Taxameterpreis liegt bei 50Rs. Der erste weigert sich, unter 120 auch nur einen Finger zu rühren, der zweite lehnt mich kategorisch ab, der dritte fährt los und teilt mir freundlicherweise mit, dass er am Zielort 100 Rupien erwartet. Ich teile ihm freundlicherweise mit, dass er das vergessen könne, was ihn aber nicht aufzuhalten vermag. Wohlwissend, dass es ein unangenehmes Ende finden wird, bin ich aber zu faul, mich selbst noch weiter zu engagieren. Am Zielort zeige ich ihm schlicht und einfach die nachgefahrene Strecke auf Google Maps und auf seiner Tarifliste den dazugehörigen Preis und drücke ihm 50Rs in die Hand. Diese Gelegenheit ergreift (wortwörtlich), um mir auf den Arm zu spucken. Eher belustigt als wütend zeige ich ihm den Mittelfinger und verschwinde schleunigst. Um vier beginnt der Remote Walk vom Goethe Zentrum aus, bis dahin esse ich noch eine Kleinigkeit im hipsten Laden der Stadt (Matteos) und treffe dabei auf einen jungen ITler im Urlaub, der kurzerhand beschließt, mich im Nachtzug zu den Jogg Falls zu begleiten (mehr dazu später). Der Remote Walk ist ein ziemlich cooles Konzept eines deutschen Theaterregisseurs, bei dem 50 Personen ein paar Kopfhörer und ein vernetztes Abspielgerät bekommen und damit durch die Stadt ziehen, begleitet von Musik und einer Computerstimme, die erzählt und Anweisungen gibt. Erzielt werden soll ein interaktiver Film für die Headphonegeneration, in dem man zwar miteinander agiert, aber nicht kommuniziert. Klingt abgehoben, ist es aber nur selten. Trotzdem wird man zum Nachdenken angeregt, über die Entwicklung der Menschheit (exemplarisch anhand der Stadt), Vergänglichkeit, die eigene Vergangenheit und nicht zuletzt über Gruppendynamik. Dank Musik wird das Ganze noch theatralischer und emotionaler. Eine tolle Erfahrung!
Nach sehr hektischem Rückweg zum Hotel, sowie frisch machen, packen und auschecken, treffe ich mich nochmal mit Vidya (was auf Deutsch übrigens - danke Mama - Weisheit bedeutet), die mir unbedingt ein bestimmtes Restaurant zeigen will, sich gleichzeitig aber mehr Sorgen macht, dass ich meinen Zug verpassen könnte, als ich selbst. Im Restaurant geht mir auf, weswegen es gerade dieses sein musste. Es handelt sich um ein riesiges südindisches Buffet mit allem, was die lokale Küche ausmacht und Schande über mich - Vidya schafft es schon wieder mich einzuladen. Außerdem hat sie ein Abschiedsgeschenk und ist so nett, dass ich mich schlecht fühle. Hoffentlich kann ich mich dafür mal in Deutschland revanchieren. Trotz ihrer Sorgen komme ich pünktlich zurück zum Hotel und bin 20 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof. Lakshmikanth, dem ich heute in dem hippen Laden einen Kaffee ausgegeben habe, scheinbar auch, doch wir sehen uns in der Menge nicht mehr und er ist in einem anderen Abteil. Das ist dann wohl eine Geschichte für den nächsten Tag...
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