Montag, 24. Februar 2014

Unterwasserwelt

144. 24.2.2014

Mit all unserem Gepäck gehen Sheetal und ich zu Soniya und Ashwini, die ihr Zimmer für eine weitere Nacht gebucht haben, laden es dort ab und treffen Raj zum Frühstück. Danach fahren wir mit ein paar Russen und Indern wieder nach Netrani, wo wir auch am Vortag tauchen waren. Der erste Tauchgang verläuft bescheiden. Es gibt wenig zu sehen, meine Maske beschlägt andauernd und vor allem muss ich aufs Klo. "Dann mach doch einfach ins Meer" ist ein ziemlich bescheuerter Einwand, wenn man einen Neoprenanzug trägt. Wer das Prinzip von Neoprenanzügen kennt, versteht, dass das eine äußerst widerlicher Vorgang wäre.
Das zweite Mal entschädigt dafür absolut. Wir treiben an einem Steinriff mit Myriaden von Fischen entlang und ich finde mich inmitten eines riesigen Schwarms wieder. Dazu kommt das ständige Lob von Raj sowie das Gefühl der Kontrolle, dass ich mittlerweile unter Wasser habe. Alles in allem sicherlich eines der besten Erlebnisse auf dieser Reise. Zurück in Murdeshwar kommen Sheetal und ich dank der beiden anderen und ihrem überteuerten Hotel in den Genuss einer warmen Dusche. Da alle, auch Sheetal, in Pune leben, beschließe ich mental einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Mumbai, den ich nur noch Socke verklickern muss. Eine Stadt, in der so viele junge, moderne Menschen Leben, muss sehenswert sein. Besonders Soniya ähnelt mit ihrer "Alles machen - Nichts verpassen - höher, schneller, weiter" Mentalität immens einer Freundin von mir, die sich gerade durch Kalkutta schlägt. Um ein zertifizierter Open Water Diver zu werden, muss allerdings noch eine finale Fähigkeit unter Beweis gestellt werden und das anscheinend überall auf der Welt (außer vielleicht in islamischen Ländern): Bier durch den Schnorchel trinken. Oder Fruchtsaft, für Abstinente. Sinn dieser Übung ist es, Dehydration zu simulieren, die auch beim Schlucken von zu viel Salzwasser auftreten kann.
Doch auch diesen letzten Test bestehen wir mit Bravour. Ein letztes gemeinsames Foto, bevor Sheetal und ich aufbrechen müssen. Sie fährt mit dem Nachtbus direkt nach Pune, ich nehme den Zug nach Margao. Die Rückfahrt ist ein perfektes Beispiel dafür, dass das vermeintliche Chaos hier auf den zweiten Blick hervorragend funktioniert. Der Zug kommt nur zehn Minuten zu spät an, noch auf dem Weg über den Bahnsteig verhandle ich mit einem Rollerfahrer über den Preis zum Busbahnhof, wo ich den Anschluss nach Panjim quasi im Abfahren erwische. Und das klappt meistens so. Der Unterschied ist, dass es eben keine absolute Planungssicherheit gibt. In Panjim holt mich Socke ab, die gerade vom dritten Inder in zehn Minuten bequatscht wird (obwohl sie nie etwas sagt, diese Jungs sind echte Improvisationstalente!). Es folgt ein spätes Abendessen und ein letztes Bier, ab morgen sind die Preise dafür wieder überhöht. Hätten die Portugiesen mal ganz Indien kolonialisiert...

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