136. 16.2.2014
Nach 55 Tagen alleine hole ich heute Sophia, die in Zukunft aus Gewohnheit nur als Socke bezeichnet werden wird, vom Dabolim Flughafen in Goa ab. Die Zeit war anfangs mies bis schrecklich und wurde nach und nach immer besser, sodass ich jetzt schon wieder Angst vor dem Kompromisse schließen und der mangelnden Flexibilität habe. Aber bekanntlich ist der Mensch bequem und freut sich eher selten auf große Umstellungen, nicht anders ging es mir vor Reiseantritt und vor der Trennung von Katha in Dubai. Gefühlt bin ich in den letzten zwei Monaten mindestens um dieselbe Anzahl von Jahren gealtert (und immerhin wurde mir das auch von vielen Menschen, die ich währenddessen getroffen habe, bestätigt) und habe nach anfänglichen Schwierigkeiten eine Unzahl an tollen Leuten, Westler wie Inder, kennengelernt. Mit zwei davon, Ele und Sven, frühstücke ich, bevor ich Gokarna verlasse(n muss). An dieser Stelle mein vollstes Verständnis für die hier stecken gebliebenen Kiffer und Lebenskünstler, einen besseren Ort kann ich mir dafür nicht vorstellen. Die Züge von dort nach Goa sind zwar vergleichsweise schnell, haben aber bescheuerte Abfahrtszeiten (als ob man in Gokarna um sieben Uhr aufstehen könnte). Deswegen muss ich den, oder besser die Busse nehmen, nach Benaulim in Goa zu kommen erfordert nämlich dreimaliges Umsteigen. An der zweiten Busstation wird mir mein Geldbeutel geklaut. Ich kann das Zeitfenster sogar auf etwa eine Minute eingrenzen, aber das bringt mir auch nichts. Im Gedränge scheine ich die Hand an meiner Hosentasche nicht gespürt zu haben, was ich mir immer noch nicht erklären kann, weil ich Zipper-Taschen habe. Der Sachverlust ist mit 900Rs (~11€) und einem ranzigen Geldbeutel lächerlich, aber diese Pechsträhne setzt mir doch etwas zu, immerhin wurde mir vorher über vier Monate nichts entwendet. Mit einem Bündel Scheine in der Hosentasche fahre ich das letzte Stück nach Benaulim, angeblich ruhig und gemütlich, in der Realität voll mit indischen Wochenendausflüglern (nichts gegen Inder, aber wo immer sie auftauchen, tauchen sie in Massen auf) und auf dem besten Weg zu Russifizierung. Das ist sozusagen die eschiatologische Stufe in der Entwicklung eines goanischen Strandes, er verwandelt sich in ein Mallorca für Russen mit zu viel Geld, was die Preise in die Höhe und damit alle anderen ver-treibt. Trotz der netten Unterkunft werde ich möglichst bald das Weite suchen. Viel Zeit bleibt mir nach der Ankunft nicht, ich muss zurück nach Margao und von dort weiter zum Dabolim Airport, wo Socke um ein Uhr nachts ankommt. Zwischendurch esse ich einen Bissen zu Abend und versuche erfolglos bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
Schließlich, um 22 Uhr, bin ich am Fughafen, "gesegnet" mit drei Stunden Zeit zum Skypen, Chatten und Protokollieren.
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