134. 14.2.2014
Der Tag verdient, stellt man ihn darauffolgenden Nacht gegenüber, eigentlich gar keine Erwähnung. Aber der Vollständigkeit halber: Spätes Aufstehen, langes Frühstück, faulenzen, im Wasser liegen, mit Eleonora und Sven (den Südtirolern) Musik hören, faulenzen, abendessen. Urlaub vom Urlaub quasi. Bis Sven und Ele mich im Restaurant aufsuchen: Geheime Party am nächsten Strand ab Sonnenuntergang, also jetzt. Das können wir uns nicht entgehen lassen. Um sieben kommen wir am Kudle Beach an, der zwar wunderschön ist, aber nicht nach Party aussieht. Dafür gibt es einen kleinen Markt und Trommelkreise, in bester Hippie-Manier. Irgendwie finden wir irgendwann eine leere Tanzfläche und Musik in Zimmerlautstärke. Mehr nicht.
Wir sind nicht die einzigen, die Gerüchte gehört haben und enttäuscht wurden. Am Strand bildet sich eine Gruppe von Hippies, Partytouristen, Backpackern und besonders wagemutigen (oder besoffenen) Indern, vereint in dem Wunsch nach einer Party. Etwa 300m vom Strand entfernt, mitten im Uurwald soll es eine Lichtung geben, zu der nun alle aufbrechen. Die ersten haben bereits ein Lagerfeuer geschürt, als wir ankommen, andere holen ihre Instrumente heraus, einige beginnen zu tanzen. So muss es bei den 68ern gewesen sein, bärtige, langhaarige Männer und dreadgelockte Frauen trommeln und tanzen ums Feuer. Es hätte eine wunderschöne, friedliche Nacht werden können.
Gegen elf rückt die Polizei das erste Mal an, zu dritt oder viert nur, wohl in der Hoffnung auf Bestechungsgelder. Beim Versuch, ein paar von uns zu filzen kommt es zu Tumulten. Nach einigem Hin- und Hergeschubse und einem Flüchtigen (in den Wald gerannt) ziehen die Cops ab - ohne Geld. Wir können die Stimmung im Wald noch zwei weitere Stunden genießen, insbesondere die Inder werden immer ausgelassener und die ersten liegen fertig auf dem Boden, als die Polizei erneut aufkreuzt. Dieses Mal in mit meheren Einheiten (ich schätze etwa 12 Polizisten), die mit leichten Schlagstöcken bewaffnet das Gelände umstellt haben. Was danach wie geschieht und wer der Aggressor war, kann ich nicht mit Sicherheit beurteilen. Nach kleineren Handgemengen kommt jedenfalls jemand auf die glorreiche Idee, die Cops selbst mit einem Stock zu attackieren, woraufhin diese wahl- und rücksichtslos auf jeden einprügeln, der ihnen in die Quere kommt. Ich bin unter den Glücklichen, die zu diesem Zeitpunkt abhauen können. Etwa 200m entfernt warten wir auf Nachzügler, die nach und nach eintreffen, teilweise mit blutigen Striemen auf ihren Körpern. Unter den Unverletzten befinden sich gottseidank auch Eleonora und Sven, sowie eine Dänin, die ebenfalls in unserem Guesthouse wohnt und vollkommen paranoid ist, weil sie zuvor Ketamine eingeschmissen hat. Nach einer gefühlten Ewigkeit (mein Zeitgefühl ist in dem Moment verloren gegangen) verebben die Schreie und es taucht niemand mehr auf. Gemeinsam gehen wir zum Strand, wo sich die meisten anderen auch eingefunden haben und die Lage zu erfassen versuchen. Viele sind verletzt, einige weinen (was sicherlich auch mit dem Drogeneinfluss zu tun hat), andere sind bereits dabei, zu organisieren und das weitere Vorgehen zu planen. Nach eineinhalb Stunden wankt ein Italiener aus dem Wald, das gesamte Gesicht blau und angeschwollen. Bleiben nach kurzem Durchzählen noch ein Italiener, bei dem scheinbar Gras gefunden wurde und zwei Inder, denen zwar nichts vorgeworfen werden kann, die aber keinerlei Schutz durch Botschaften genießen und leichter grundlos zu verhaften sind. Die ersten planen bereits ein Sit-In vor der Polizeistation, vernünftigere Stimmen besprechen ein Treffen für den nächsten Morgen inklusive Aufnahme von Beweismaterial, Beschwerden bei den Botschaften etc. All dem haftet zu unserem (Eleonora, Sven und ich) Leidwesen ein esotorischer Unterton an, von wegen "Shanti Shanti, wir müssen sie mit positive Vibrations bekämpfen", sodass wir uns auf den Folgetag verabschieden und uns auf den abenteuerlichen Rückweg über die Klippen aufmachen. Was mir mein Schicksal durch das mutterlose Rattenbaby auf meiner Matratze beim zu Bett gehen sagen wollte, konnte ich bisher noch nicht herausfinden, nach dieser Nacht finde ich es aber auch nicht weiter schlimm.
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