123. 2.2.2014
Ich kann gar nicht verstehen, wieso Indien so häufig als kompliziertes Reiseland beschrieben wird. Zumindest für den Süden trifft das nicht zu. Um 8:10 Uhr geht mein Zug, sicherheitshalber stehe ich um sieben auf. Auf der Hauptstraße springe ich in den nächstbesten Bus, dessen Richtung mit meiner übereinstimmt, sage ganz oft den Namen des Bahnhofs und bekomme meine Destination durch zustimmendes Kopfwackeln bestätigt. Der Conductor gibt mir sogar Bescheid, als wir an der richtigen Haltestelle stoppen. Einen kurzen Fußmarsch und Reorientierung in der Bahnhofshalle später sind auch die Zugplattform und mein Abteil gefunden. Nach sechs Stunden und 300km komme ich in Kannur an, einer Kleinstadt im Norden Keralas. Touristisch hat sie außer einer alten portugiesischen Fortanlage nichts zu bieten und gerade deswegen wollte ich dorthin. Vier Kilometer vom Bahnhof entfernt beginnt der kilometerlange Payyambalam Strand, frequentiert nur von einigen Einheimischen. Die meisten der hier unterkommenden Touristen sind auf Ayurvedabehandlungen aus. Da diese Klientel zumeist recht zahlungskräftig ist, stehe ich vor der Wahl 1000 Rs für ein Zimmer mit Meerblick und -rauschen zu zahlen oder etwas günstigeres in der Stadt zu suchen. Aber ich bin schließlich nicht wegen der Stadt gekommen und für eine Nacht kann man sich so etwas mal gönnen. So beschwichtige ich mein Gewissen beim Einchecken in Mohanams Homestay, einer gemütlichen Strandvilla mit sehr nettem Besitzer, der für seine Gäste auch kocht (als verheirateter Mann!). Mit mir in diesem familiären Guesthouse sind Tim, ein steinmetzender Amerikaner, sowie eine Dänin und eine Italienerin, die hier Yoga- und Ayurvedakurse besuchen, aber glücklicherweise sehr bodenständig sind. Abends auf der Dachterasse, die im Meer versinkende Sonne, Palmen und menschenleeren Sandstrand vor mir bin ich mir sicher, dass die 1000 Rs eine gute Investition waren.
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