143. 23.2.2014
Umrundet von 30 starrenden Halbstarken (drei Frauen in hautengen Wetsuits und ein blonder Weißer) bereiten wir unsere Ausrüstung am Strand von Murdeshwar vor, um dann erst einmal eineinhalb Stunden samt selbiger im Boot zum Divespot zu tuckern. Eine weitere Stunde später (wir sind nicht der einzige Kurs), von mir ausführlich zum Schnorcheln genutzt, dürfen wir endlich. Wir sind Sheetal, Soniya, Ashwini und ich. Sie alle kommen aus Pune, der zweitgrößten Stadt Maharashtras nach Mumbai, die dieser in Sachen Hippness aber gerade den Rang abläuft.
Die Tauchgänge zu beschreiben fällt schwer. Zuerst einmal ist es irgendwie surreal, wenn man ein Leben lang darauf konditioniert war, dass einem unter der Wasseroberfläche früher oder später die Luft ausgehen wird. Das Gefühl der Schwerelosigkeit ist - sobald man den Auftrieb in den Griff gekriegt hat - phänomenal. Ganz zu Schweigen von den Annäherungsmöglichkeiten an die Tiere, wenn man dabei langsam und bedacht vorgehen kann (im Gegensatz zu Schnorcheln).
Erstaunlicherweise wird während unserer schwankenden Rückfahrt in einer Nussschale niemand seekrank. Zwei Stunden nack Rückkunft treffen wir uns im besten Restaurant der Stadt zum Abendessen. Erwartet habe ich leckeres Essen und netten Smalltalk über Deutschland und Indien, Leute und Klima. Tatsächlich entwickelt sich ein dreistündiges Gespräch über die indische Gesellschaft, Perspektiven und Konservativismus, wobei vor allem Soniyas und Ashwinis Sichten interessant sind. Sie wollen eben nicht einen für sie ausgewählten Mann in einer pompösen Zeremonie vor hunderten entfernten Bekannten und Verwandten heiraten. Gleichzeitig würden Inder/innen aber nie auf die Idee kommen, mit ihrer Familie zu brechen. Eine komplizierte Situation für diese Generation, zumal Ashwini Brahmanin ist, nach der Kastenlehre also zu den Priestern gehört, der wohl konservativsten Gesellschaftsschicht. Raj wirft eine Bombe nach der anderen (Gandhi ruined this country! ; Why should you give a fuck on your parents opinion? ; The waiters did a bad job, I won't tip them (Kellner in Hörweite).), trägt dadurch aber auch zum Fortgang der Diskussion bei, während Sheetal zurückhaltend ist. In unserem Guesthouse erzählt sie mir, dass sie es nicht mag, wenn Leute über Indien lästern, und das haben wir zwischenzeitlich eindeutig. Irgendwie kriege ich sie dann dich noch versöhnlich gestimmt, höchste Zeit auch, denn durch das lange Abendessen ist es mittlerweile halb zwölf und der Wecker ist auf sieben gestellt.
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