Freitag, 28. Februar 2014

Wie Wüste

146. 26.2.2014

Das beste an den Backpackerhochburgen ist das Frühstück. Alle Restaurants haben Set Breakfasts, d.h. für etwa 2€ kriegt man einen Kaffee, Bratkartoffeln, Omelette und Toast mit Marmelade. Gerade genug für den Tag, denn Hampi ist erstens groß und hat zweitens ein ziemlich unansprechendes Klima. Bei 35ºC und ohne Bäume fällt es mitunter schwer, den beeindruckenden historischen Gebäuden und Ruinen gebührenden Respekt zu zollen. Jeder Sitzplatz lädt zu einem Nickerchen ein und nach einem halben Tag ist die 2L Flasche Wasser leer. Wir sehen überdimensionierte Steinkühe, Unmengen an Säulen und Ornamenten und natürlich Tempel, Tempel, Tempel. Da lasse ich lieber Bilder sprechen, irgendwann, versteht sich.
Gegen halb vier, man bekommt langsam eine Ahnung davon, dass es noch Temperaturen unter 30 Grad geben könnte, beschließen wir, dadurch motiviert, den angrenzenden Fluss zu überqueren und auf der Gegenseite zurückzulaufen. Nicht auf der Straße, das könnte jeder, nein, am schilfüberwucherten, steinigen Ufer. Ich versichere mich mehrmals bei Socke, dass sie diese Schnapsidee mit ihrem angeschlagenen Fuß mitzutragen bereit ist. Sie ist es. Nach einer einstündigen Klettertour finden wir zum ersten Mal einen Weg, der uns nach kurzer Zeit auf eine Teerstraße führt. Eigentlich wollen wir beide nur noch nach Hause, doch dann kommen wir an einem Berg vorbei, an dessen Flanke sich eine weiße Treppe geschätzte 150hm durch den Stein hochschlängelt. Wir erfahren, dass es sich dabei um den Aufgang zu einem Tempel handelt, den man unbedingt und insbesondere jetzt, wo die Sonne untergeht, gesehen haben sollte. Gesagt bekommen, getan, aber bis zum Sonnenuntergang halten wir es trotz des genialen Ausblicks nicht aus, wir haben nämlich seit dem Frühstück nichts gegessen. Eine kurze, nervige Verhandlung mit den örtlichen Rikshafahrern und wir befinden uns schließlich fast wieder bei unserer Unterkunft (da der Fahrer den ausgehandelten Preis bei genauerem Nachdenken wohl als unter seiner Würde erachtete, hat er uns 1km vor dem ausgemachten Zielort ausgesetzt.).

Mittwoch, 26. Februar 2014

Bustag

145. 25.2.2014

Ein letztes Mal können wir bei dem indischen Restaurant in Panjims Altstadt frühstücken (Banana-Dosa mit gesüßtem Joghurt, tolle Idee!), bevor wir um 9:30 Uhr den Bus ins 330km entfernte Hospet nehmen. Unser Sitznachbar, der uns eine Ankunftszeit zwischen 17 und 18 Uhr prophezeit, soll nicht Recht behalten. Nach über zehn Stunden, um acht Uhr abends und mit schmerzenden Leisten, erreichen wir schließlich Hospet. Dort buchen wir direkt den Anschluss nach Hyderabad, diesmal allerdings die Luxusvariante, einen klimatisierten Schlafbus. Ganz durch sind wir damit noch nicht mit den Bussen, es sind nämlich nochmal 13km nach Hampi und trotz der verlockenden Angebote einiger Rikshafahrer, die Touris aus Hampi zur Busstation gebracht haben und ohne uns eine Leerfahrt hätten, bleiben wir konsequent. Der Local Bus nach Hampi ist das womöglich absurdeste Transportmittel, dass ich bisher sehen durfte. Mit Goldfarbe bemalte Sperrholzplatten und aus ihnen geschnitzte Ornamente bedecken die Wände, zur Fahrerzelle hin gipfelt das in zwei vergoldeten ionischen Säulen, die gleichsam einen Torbogen zum Eintritt in die Welt des Busfahrers darstellen. Dem stehen die breiten, großzügig gepolsterten Sitze mit Armlehne in nichts nach. Da aber indische Busse im Normalfall, zumindest die für die Kurzstrecke, nicht losfahren wenn sie voll sind, sondern wenn sich darin keiner mehr bewegen kann, erscheint auch diese Idee fehl am Platz. Im Endeffekt sitzen auf zwei Sitzen dann eben drei Leute oder eine Familie (Kinder sind schmal). Vor Abfahrt ist der Bus jedoch noch ziemlich leer, was ein junger Inder zum Anlass nimmt, uns, also Socke, näher kennen zu lernen. Seine Dreistigkeit verblüfft uns beide, normalerweise bleiben Inder auf Abstand, wenn ein anderer Mann dabei ist. Dieser hier betatscht dagegen recht ungeniert Sockes Knie, während er die üblichen belanglosen Fragen stellt. Immerhin verzieht er sich nach einem "Can you leave?!" genauso umstandslos, wie er gekommen war (nicht, ohne beim Abschied der Schönheitsprinzessin mit dem atemberaubend bleichen Teint neben mir extrafest und lange die Hand zu halten).
Dann erschallt die Hupe des Busses, was bedeutet, dass er demnächst losfahren wird. Plötzlich kommt Bewegung in den Innenraum. Dutzende Inder strömen herbei, von außen werden Trinkflaschen, Zeitungen oder Kinder durchs Fenster auf die zu reservierenden Sitze gelegt (beim Kampf um einen Sitzplatz kann man schon mal körperlich ausfällig werden, aber niemand würde es wagen, jemandem seinen durch ein Blatt Papier in Anspruch genommenen Sitz zu entreißen). Wir bekommen ein unnatürlich süßes Mädchen zwischen uns gesetzt. Die Kleine hätte jeden Hundewelpencontest gewonnen und als sie auch noch Wasser über mein Bein verschüttet und mit einem Handtuch zu trocknen versucht, hätte ich sie am liebsten mitgenommen (wäre nicht ins Gewicht gefallen). Zumindest ein gemeinsames Foto müsste es geben, da muss ich mich mal bei Socke erkundigen. Um neun sind wir schließlich in Hampi, die Unterkunftssuche klappt reibungslos, das Abendessen wegen der Uhrzeit nicht so ganz, aber ein paar Nudeln kriegen wir noch.

Montag, 24. Februar 2014

Unterwasserwelt

144. 24.2.2014

Mit all unserem Gepäck gehen Sheetal und ich zu Soniya und Ashwini, die ihr Zimmer für eine weitere Nacht gebucht haben, laden es dort ab und treffen Raj zum Frühstück. Danach fahren wir mit ein paar Russen und Indern wieder nach Netrani, wo wir auch am Vortag tauchen waren. Der erste Tauchgang verläuft bescheiden. Es gibt wenig zu sehen, meine Maske beschlägt andauernd und vor allem muss ich aufs Klo. "Dann mach doch einfach ins Meer" ist ein ziemlich bescheuerter Einwand, wenn man einen Neoprenanzug trägt. Wer das Prinzip von Neoprenanzügen kennt, versteht, dass das eine äußerst widerlicher Vorgang wäre.
Das zweite Mal entschädigt dafür absolut. Wir treiben an einem Steinriff mit Myriaden von Fischen entlang und ich finde mich inmitten eines riesigen Schwarms wieder. Dazu kommt das ständige Lob von Raj sowie das Gefühl der Kontrolle, dass ich mittlerweile unter Wasser habe. Alles in allem sicherlich eines der besten Erlebnisse auf dieser Reise. Zurück in Murdeshwar kommen Sheetal und ich dank der beiden anderen und ihrem überteuerten Hotel in den Genuss einer warmen Dusche. Da alle, auch Sheetal, in Pune leben, beschließe ich mental einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Mumbai, den ich nur noch Socke verklickern muss. Eine Stadt, in der so viele junge, moderne Menschen Leben, muss sehenswert sein. Besonders Soniya ähnelt mit ihrer "Alles machen - Nichts verpassen - höher, schneller, weiter" Mentalität immens einer Freundin von mir, die sich gerade durch Kalkutta schlägt. Um ein zertifizierter Open Water Diver zu werden, muss allerdings noch eine finale Fähigkeit unter Beweis gestellt werden und das anscheinend überall auf der Welt (außer vielleicht in islamischen Ländern): Bier durch den Schnorchel trinken. Oder Fruchtsaft, für Abstinente. Sinn dieser Übung ist es, Dehydration zu simulieren, die auch beim Schlucken von zu viel Salzwasser auftreten kann.
Doch auch diesen letzten Test bestehen wir mit Bravour. Ein letztes gemeinsames Foto, bevor Sheetal und ich aufbrechen müssen. Sie fährt mit dem Nachtbus direkt nach Pune, ich nehme den Zug nach Margao. Die Rückfahrt ist ein perfektes Beispiel dafür, dass das vermeintliche Chaos hier auf den zweiten Blick hervorragend funktioniert. Der Zug kommt nur zehn Minuten zu spät an, noch auf dem Weg über den Bahnsteig verhandle ich mit einem Rollerfahrer über den Preis zum Busbahnhof, wo ich den Anschluss nach Panjim quasi im Abfahren erwische. Und das klappt meistens so. Der Unterschied ist, dass es eben keine absolute Planungssicherheit gibt. In Panjim holt mich Socke ab, die gerade vom dritten Inder in zehn Minuten bequatscht wird (obwohl sie nie etwas sagt, diese Jungs sind echte Improvisationstalente!). Es folgt ein spätes Abendessen und ein letztes Bier, ab morgen sind die Preise dafür wieder überhöht. Hätten die Portugiesen mal ganz Indien kolonialisiert...

In bester Gesellschaft

143. 23.2.2014

Umrundet von 30 starrenden Halbstarken (drei Frauen in hautengen Wetsuits und ein blonder Weißer) bereiten wir unsere Ausrüstung am Strand von Murdeshwar vor, um dann erst einmal eineinhalb Stunden samt selbiger im Boot zum Divespot zu tuckern. Eine weitere Stunde später (wir sind nicht der einzige Kurs), von mir ausführlich zum Schnorcheln genutzt, dürfen wir endlich. Wir sind Sheetal, Soniya, Ashwini und ich. Sie alle kommen aus Pune, der zweitgrößten Stadt Maharashtras nach Mumbai, die dieser in Sachen Hippness aber gerade den Rang abläuft.
Die Tauchgänge zu beschreiben fällt schwer. Zuerst einmal ist es irgendwie surreal, wenn man ein Leben lang darauf konditioniert war, dass einem unter der Wasseroberfläche früher oder später die Luft ausgehen wird. Das Gefühl der Schwerelosigkeit ist - sobald man den Auftrieb in den Griff gekriegt hat - phänomenal. Ganz zu Schweigen von den Annäherungsmöglichkeiten an die Tiere, wenn man dabei langsam und bedacht vorgehen kann (im Gegensatz zu Schnorcheln).
Erstaunlicherweise wird während unserer schwankenden Rückfahrt in einer Nussschale niemand seekrank. Zwei Stunden nack Rückkunft treffen wir uns im besten Restaurant der Stadt zum Abendessen. Erwartet habe ich leckeres Essen und netten Smalltalk über Deutschland und Indien, Leute und Klima. Tatsächlich entwickelt sich ein dreistündiges Gespräch über die indische Gesellschaft, Perspektiven und Konservativismus, wobei vor allem Soniyas und Ashwinis Sichten interessant sind. Sie wollen eben nicht einen für sie ausgewählten Mann in einer pompösen Zeremonie vor hunderten entfernten Bekannten und Verwandten heiraten. Gleichzeitig würden Inder/innen aber nie auf die Idee kommen, mit ihrer Familie zu brechen. Eine komplizierte Situation für diese Generation, zumal Ashwini Brahmanin ist, nach der Kastenlehre also zu den Priestern gehört, der wohl konservativsten Gesellschaftsschicht. Raj wirft eine Bombe nach der anderen (Gandhi ruined this country! ; Why should you give a fuck on your parents opinion? ; The waiters did a bad job, I won't tip them (Kellner in Hörweite).), trägt dadurch aber auch zum Fortgang der Diskussion bei, während Sheetal zurückhaltend ist. In unserem Guesthouse erzählt sie mir, dass sie es nicht mag, wenn Leute über Indien lästern, und das haben wir zwischenzeitlich eindeutig. Irgendwie kriege ich sie dann dich noch versöhnlich gestimmt, höchste Zeit auch, denn durch das lange Abendessen ist es mittlerweile halb zwölf und der Wecker ist auf sieben gestellt.

Samstag, 22. Februar 2014

Umzug

142. 22.2.2014

So schön es in Panjim war, heute ziehen wir weiter (Rückkehr nicht ausgeschlossen). Socke nach Palolem für zwei Tage Strand und Entspannung, ich nach Murdeshwar zum Tauchen. Zuerst aber werfen wir noch einen Blick in unser Viertel, dass eher mediterran als indisch ist. Am Vorabend auf der Dachterasse hätte ich jemandem ohne Weiteres geglaubt, dass wir uns im Mittelmeerraum aufhalten. Schmale Gässchen gesäumt von leicht verfallenen Häusern mit Charme, die sie umgebende Ruhe nur hin und wieder durchbrochen von einem knatternden Motorroller - tagsüber ist es abseits der Hauptstraße nicht anders, nur unmenschlich heiß.
Auf dem Weg zum Busbahnhof mit Rucksäcken, den wir noch gemeinsam bestreiten, überstreckt Socke irgendwie ihren Innenfuß. Dass es sehr schmerzhaft sein muss, merke ich schon daran, dass sie nicht anfängt zu lachen, denn Socke lacht sonst immer, wenn ihr etwas zustößt. Kurz später kann sie entwarnen, kein Band ist gerissen, nur überdehnt. In Margao muss ich sie in diesem Zustand leider alleine lassen, da sie nach Palolem mit einem Bus fährt, während ich zum Bahnhof muss, um Sheetal zu treffen und mit ihr nach Murdeshwar zu fahren. Dank Verspätung verbringen wir aber erst einmal knappe zwei Stunden in der Mittagshitze an der Bahnstation. Um sechs Uhr abends (anstatt fahrplanmäßig halb fünf) erreichen wir den Zielbahnhof, nehmen eine Riksha ins Dorf und treffen dort eher zufällig gleich auf Raj, unseren Tauchlehrer für die folgenden zwei Tage. Der gibt uns Tipps zur Unterkunftssuche (die Vorbuchoption für 900Rs/Nacht war uns beiden zu teuer) und wir vereinbaren ein gemeinsames Abendessen. Das empfohlene Hotel entpuppt sich ebenso als überteuert, also setze ich zu einem Try & Error Spaziergang durch die Hotels Murdeshwars an und schleppe Sheetal mit. Letztendlich zahlt sich die Strapaze aus und wir finden eine dieser Unterkünfte bei denen man sich fragt, wie sie zu den Preisen überhaupt Geschäft machen können. Zum Abendessen stoßen neben Raj noch Ajay (keine Ahnung wie er geschrieben wird, ich habe seinen Namen nur gehört), der Besitzer der Tauchschule, sowie zwei Divemasteraspiranten zu uns. Raj spricht wegen seiner Englandzeit britischer Englisch als Nige, der Ire ist und Ajay übernimmt den Titel des westlichsten Inders, den ich bisher getroffen habe, von Ravi aus Chennai. Von den Klamotten über seine Fragen bis hin zur Gestik kann ich bei ihm nichts landestypisches erkennen, obwohl er die meiste Zeit seines Lebens in Indien verbracht hat.

Fotos

In Reihenfolge: Kirche in Pamjim, Socke, Sonnenuntergang in Benaulim, Kircheninneres in Old-Goa, indisches Wäsche waschen

Freitag, 21. Februar 2014

Rollin'

141. 21.2.2014

Im Tauchkurs ist heute Theorietag. Klingt langweilig, ist es auch, aber da muss man durch. Gestählt durch deutsche Fahrschultheoriemultiplechoicetests mit ihren bescheuerten und gemeinen Fragen ist unsere Prüfung für mich das reinste Kinderspiel. Eine Stunde vor den anderen kann ich aufatmen (idiomatisch, zum tiefen Einatmen fehlte mir die Anspannung) - 96% korrekt, 75 sind erforderlich. Auf Sheetal warte ich trotzdem, sie konnte mich heute morgen aus Zeitgründen zwar nicht abholen, aber fährt mich auf ihrem geliehenen Roller zurück nach Panjim. Dort essen wir einen Snack (Pav Bhaji, mal was neues. Ziemlich fettiges, angebratenes Weißbrot mit einer Soße, die sich am ehesten mit vegetarischer Bolognese vergleichen lässt.) und treffen daraufhin Socke. Die hat sich kurzerhand einen Roller geliehen und ist damit zu den Dudhsagar Falls gefahren, 60km hin, 60km zurück. Dazu sollte erwähnt werden, dass sie zuvor weder im deutschen, noch im indischen Verkehr Erfahrungen mit Rollern gesammelt hat. Ich bin sehr beeindruckt von so viel Wagemut und Leichtsinn. Meine mutigste Entscheidung heute ist es, bei ihr aufzusteigen, nachdem Sheetal sich zum Shoppen verabschiedet hat.
Wir möchten noch ein bisschen Strand zur Erholung und sei es nur von den 3km Fahrt dorthin. Als wir ein Auto streifen weiß ich wieder, wofür ich feste Schuhe gekauft habe. Doch sobald man den Stadtverkehr hinter sich lässt, wird das Fahren wesentlich entspannter. Nach überstandener Rückfahrt zum Guesthouse wird Socke schnell matt und müde infolge des erstmals seit 8 Stunden sinkenden Adrenalinspiegels (meine Theorie). Da schaffen wir gerade noch ein Abendessen in einem guten europäischen Restaurant mit entsprechender Preisgestaltung, bevor ich sie ins Bett bringen muss.

Pooltauchen

140. 20.2.2014

Sieben Uhr. Forscher haben herausgefunden, dass depressive Neigungen frühmorgens am intensivsten auftreten. Aber heute ist Tauchkurs. Beim Inder umme Ecke kriege ich einen Reispfannkuchen in der Größe der Tischplatte (kein Scheiß) und muss beinahe meinen Zeitplan umstellen, bis ich ihn heruntergeschlungen habe.
Doch inmitten von unkalkulierbaren Risiken und fehlenden Busfahrplänen komme ich perfekte deutsche zehn Minuten zu früh. Ein Stromausfall macht den ursprünglichen (Lehr)Plan, der Lernvideos umfasst, zunichte, sodass unser Tauchlehrer Nige, ein Ire mit einer Erscheinung zwischen Rocker und Matrose, kurzerhand beschließt die Pooldives vorzuziehen. Dabei tauchen wir in einem maximal halshohen Pool, um die Ausrüstung und Techniken in der Praxis kennen zu lernen. Ich bekomme einen gratis Egopush, weil mir Nige dauernd sagt, wie schnell ich lerne. Wobei die drei anderen Teilnehmer allesamt Inder bzw. eine Dubaianerin sind und tendenziell schlecht schwimmen können ("matter of fact" - Nige). Mir kommt es zumindest leicht vor, selbst das floaten, also per Atmungskontrolle im Wasser stillstehen, klappt nach kurzer Eingewöhnungszeit. Ob das auf offener See auch so einfach funktioniert, ist natürlich eine andere Frage. Zurück nach Panjim fahre ich Bus zusammen mit Sheetal, die am selben Kurs teilnimmt wie ich. Sie ist richtig rebellisch für indische Verhältnisse. Kommt aus Mumbai, lebt aber in Pune, obwohl sie keinen Ehemann hat (man wohnt bis zur Heirat bei seinen Eltern, selbst Vidya mit sehr liberaler Familie und 39 Jahren tut das) und ist alleine in Goa im Urlaub. Gerne würde sie auch andere Länder erkunden, aber ihr Freundeskreis tickt ein wenig anders und alleine ist so etwas bei aller Liebe und neuzeitlichem Denken gegenüber ihrer Familie doch nicht durchsetzbar.
Im Guesthouse treffe ich auf Socke, die zehn Minuten vor mir angekommen ist. Der restliche Tag wird so angenehm wie durchschnittlich, bis ich schließlich erneut viel zu spät ins Bett komme und deswegen mal wieder den Vorsatz, Bilder von der Kamera aufs Handy zu kopieren, aufschieben muss. Sorry!

Donnerstag, 20. Februar 2014

Kultur / Flohmarkt

139. 19.2.2014

Socke empfängt heute den klassischen indischen Willkommensgruß an Westler, sie wird krank. Allerdings äußert sich das seltsamerweise in Kopfschmerzen. Wie dem auch sei, zuvor schaffen wir es noch nach Old-Goa und Anjuna. Ersteres war im 17. Jhd. eine Weltstadt auf einem Level mit Rom oder Lissabon. Damals, als Portugal noch Weltmacht Nr. 1 war, lebten 300 000 Menschen in dieser Hafenstadt, die Dreh- und Angelpunkt des europäisch-asiatischen Gewürzhandels war. Vom einstigen Glanz zeugen heute noch Kirchen und Klöster oder zumindest ihre Reste. Ich fühle mich in eine europäische Altstadt versetzt, nur die Palmen und der ununterbrochene Schweißfluss erinnern an den eigentlichen Aufenthaltsort. Mit den Metropolzeiten ist es aber schon lange vorbei, Old-Goa ist heute nicht mehr als ein suburbanes Dörfchen vor Panjim mit mehr Touristen als Einwohnern.
Dasselbe lässt sich über Anjuna sagen, nur fehlt hier die glorreiche Vergangenheit. Bevor es Zentrum der Raverszene in Goa wurde, war es ein Fischerdorf. Partys gibt es nach wie vor, aber die Psytrancer ziehen langsam weiter, während Pauschaltouristen im Rentenalter, Individualreisende und Russen um den Kuchen streiten (Goa wäre ein tolles Forschungsobjekt für Gentrifizierungsstudien). Goa ist übrigens auch ein Musikstil. Es ist die Art von Elektro, die Verfechter der "Techno macht dumm"-These gerne vorspielen. Einige Raver sind wirklich nicht allzu helle im Kopf, aber das würde ich eher den Substanzen zuschreiben, deren Konsum notwendig ist, um stundenlang zu dumpfem 140bpm Wummern abtanzen zu können. Was Anjuna dagegen auszeichnet, ist der wöchentlich stattfindende Flohmarkt, der sich zu dem Treffpunkt schlechthin entwickelt hat. Von Freaks bis Familien trifft man hier auf alles. Der Markt selbst wird da zur Nebensache.
Ich treffe Bastien wieder, den frankophonen Schweizer, der sich begeistert von der lokalen Partyszene zeigt und sich sichtlich freut, wieder ein bisschen Deutsch reden zu können. Er begleitet uns zum Bus, der uns (mit Umstieg) nach Panjim zurückbringt. Das Abendessen muss ich heute alleine zu mir nehmen, Socke schläft ihre Kopfschmerzen weg. Und ab morgen wird getaucht!

Mittwoch, 19. Februar 2014

Anfang für Beginner

138. 18.2.2014

Goa ist anders. So wie Kerala und Karnataka anders sind. Bis auf Tamil Nadu zu Beginn scheine ich Indien noch gar nicht erlebt zu haben. Aber Inderinnen in Hotpants, ausführliche Spirituosenkarten und das laid-back Lebensgefühl passen partout nicht ins Bild. Über vierzig Jahre intensiver Tourismus haben hier eindeutig auch die Lokalbevölkerung verändert.
Doch hat sich Goa, zumindest in den erschlossenen Gegenden, längst zu einem Ziel für Pauschaltouristen entwickelt, bärtige Hippies oder Weltreisende mit Dreadlocks habe ich hier bisher kaum gesehen. Für Socke ist es dafür ein wunderbar einfacher, wenn auch untypischer Einstieg in dieses Land. Heute wird zum ersten Mal (für sie) gebackpackt. Heißt: Rucksack packen, aufsatteln, laufen, busfahren, schwitzen, umherirren und bei jedem Hotel die Zimmer checken, schließlich fündig werden und glücklich ins Bett sinken lassen. Viel mehr können wir in Panjim bis vier Uhr auch nicht machen, weil alle Geschäfte geschlossen sind. Dann beginnen wir einen Stadtrundgang durch das putzige Städtchen mit seinen 100 000 Einwohnern. Mit viel grün besetzt und vergleichsweise gepflegt merkt man der Region ihren Reichtum an. Socke zeigt sich besonders fasziniert von den meterlangen Ranken, die von den Bäumen herabhängen. Echte Sehenswürdigkeiten gibt es dagegen bis auf eine portugiesische Kirche keine. Wir finden stattdessen ein chinesisches Restaurant, dem ich mit einer so qualifizierten Begleitung (halbes Jahr Praktikum in China) natürlich einen Besuch abstatten muss. Socke kann mir zu den jeweiligen Speisen erzählen, wie landestypisch sie tatsächlich sind und mir außerdem innerhalb einiger Minuten beibringen mit Stäbchen zu essen. Der Tag findet sein Ende auf der Dachterasse unserer hervorragenden Unterkunft bei Pringles und Wasser (kein Alkohol, wirklich!).

Dienstag, 18. Februar 2014

Begeisterungssturm

137. 17.2.2014

Der Zoll scheint seine Arbeit heute besonders ernst zu nehmen, denn Socke taucht erst um dreiviertel zwei auf, über eine Stunde nach Ankunft des Fluges. Mit dem Taxi fahren wir zurück nach Benaulim, Socke superaufgeregt und alles toll findend. Der helle Mond! Das Klima! Die verrückten Inder, die in der Straßenmitte fahren! Kühe! Sand! Wow!
Ohne Wecker schlafen wir tatsächlich bis 1 Uhr mittags, als mir zu heiß wird und ich Socke aus ihrem Schlaf hole. Ein paar organisatorische Dinge stehen an (SIM-Karte für sie, neuer Geldbeutel für mich) und ich muss mal wieder zum Friseur. 80 Cent klingen fair und im Gegensatz zu seinem kenianischen Kollegen versteht dieser hier sein Handwerk. Socke ist weiterhin begeistert von allem und lässt mich - das Herz auf der Zunge - das auch wissen. So merke ich, wie gewöhnlich für mich diese eigentlich exotische Umgebung geworden ist.
Nachdem alles erledigt ist, bleibt für den restlichen Tag der breite Sandstrand vor der Tür (Meer! Wellen! Warm!) und Sockes erstes indisches Abendessen (sowie mein erstes mit Bier - Goa hat neben Diu als einziger Staat niedrige Alkoholsteuern). Morgen geht es dann wohl schon weiter nach Panjim, Hauptstadt Goas, zentral gelegen und zudem Ausgangsort meines Tauchkurses.

Sonntag, 16. Februar 2014

So ein Pech

136. 16.2.2014

Nach 55 Tagen alleine hole ich heute Sophia, die in Zukunft aus Gewohnheit nur als Socke bezeichnet werden wird, vom Dabolim Flughafen in Goa ab. Die Zeit war anfangs mies bis schrecklich und wurde nach und nach immer besser, sodass ich jetzt schon wieder Angst vor dem Kompromisse schließen und der mangelnden Flexibilität habe. Aber bekanntlich ist der Mensch bequem und freut sich eher selten auf große Umstellungen, nicht anders ging es mir vor Reiseantritt und vor der Trennung von Katha in Dubai. Gefühlt bin ich in den letzten zwei Monaten mindestens um dieselbe Anzahl von Jahren gealtert (und immerhin wurde mir das auch von vielen Menschen, die ich währenddessen getroffen habe, bestätigt) und habe nach anfänglichen Schwierigkeiten eine Unzahl an tollen Leuten, Westler wie Inder, kennengelernt. Mit zwei davon, Ele und Sven, frühstücke ich, bevor ich Gokarna verlasse(n muss). An dieser Stelle mein vollstes Verständnis für die hier stecken gebliebenen Kiffer und Lebenskünstler, einen besseren Ort kann ich mir dafür nicht vorstellen. Die Züge von dort nach Goa sind zwar vergleichsweise schnell, haben aber bescheuerte Abfahrtszeiten (als ob man in Gokarna um sieben Uhr aufstehen könnte). Deswegen muss ich den, oder besser die Busse nehmen, nach Benaulim in Goa zu kommen erfordert nämlich dreimaliges Umsteigen. An der zweiten Busstation wird mir mein Geldbeutel geklaut. Ich kann das Zeitfenster sogar auf etwa eine Minute eingrenzen, aber das bringt mir auch nichts. Im Gedränge scheine ich die Hand an meiner Hosentasche nicht gespürt zu haben, was ich mir immer noch nicht erklären kann, weil ich Zipper-Taschen habe. Der Sachverlust ist mit 900Rs (~11€) und einem ranzigen Geldbeutel lächerlich, aber diese Pechsträhne setzt mir doch etwas zu, immerhin wurde mir vorher über vier Monate nichts entwendet. Mit einem Bündel Scheine in der Hosentasche fahre ich das letzte Stück nach Benaulim, angeblich ruhig und gemütlich, in der Realität voll mit indischen Wochenendausflüglern (nichts gegen Inder, aber wo immer sie auftauchen, tauchen sie in Massen auf) und auf dem besten Weg zu Russifizierung. Das ist sozusagen die eschiatologische Stufe in der Entwicklung eines goanischen Strandes, er verwandelt sich in ein Mallorca für Russen mit zu viel Geld, was die Preise in die Höhe und damit alle anderen ver-treibt. Trotz der netten Unterkunft werde ich möglichst bald das Weite suchen. Viel Zeit bleibt mir nach der Ankunft nicht, ich muss zurück nach Margao und von dort weiter zum Dabolim Airport, wo Socke um ein Uhr nachts ankommt. Zwischendurch esse ich einen Bissen zu Abend und versuche erfolglos bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
Schließlich, um 22 Uhr, bin ich am Fughafen, "gesegnet" mit drei Stunden Zeit zum Skypen, Chatten und Protokollieren.

Wenig bis gar nichts

135. 15.2.2014

Um uns von dem Schock zu erholen, machen wir so wenig wie möglich. Hätten wir sonst auch gemacht, aber so haben wir einen guten Grund dafür. Ich stehe gegen zwölf auf und hänge von da an fünf Stunden mit Ele und Sven in einem Café rum. Dann gehen die beiden in die Stadt, ich schlage weiter Wurzeln und habe als einzige produktive Tätigkeit dieses Tages ein längeres Telefongespräch mit Vidya über Für und Wider eines Ganges zur Polizei. Später komme ich ebenfalls nach Gokarna, wo irgendein Festival am Strand stattfindet. Die Kameramänner sind völlig aus dem Häuschen wegen meiner Größe und den blonden Haaren, auch Ele scheint es ihnen angetan zu haben. So filmen sie anstatt des Musikacts auf der Bühne zwei Minuten lange uns aus den verschiedensten, bescheuerten Perspektiven. Nachdem wir unseren Ruhm genossen haben, fahren wir zurück zum Om Beach und beenden den Tag stimmig beim Herumsitzen vor unserer Unterkunft.

Samstag, 15. Februar 2014

Staatsgewalt

134. 14.2.2014

Der Tag verdient, stellt man ihn darauffolgenden Nacht gegenüber, eigentlich gar keine Erwähnung. Aber der Vollständigkeit halber: Spätes Aufstehen, langes Frühstück, faulenzen, im Wasser liegen, mit Eleonora und Sven (den Südtirolern) Musik hören, faulenzen, abendessen. Urlaub vom Urlaub quasi. Bis Sven und Ele mich im Restaurant aufsuchen: Geheime Party am nächsten Strand ab Sonnenuntergang, also jetzt. Das können wir uns nicht entgehen lassen. Um sieben kommen wir am Kudle Beach an, der zwar wunderschön ist, aber nicht nach Party aussieht. Dafür gibt es einen kleinen Markt und Trommelkreise, in bester Hippie-Manier. Irgendwie finden wir irgendwann eine leere Tanzfläche und Musik in Zimmerlautstärke. Mehr nicht.
Wir sind nicht die einzigen, die Gerüchte gehört haben und enttäuscht wurden. Am Strand bildet sich eine Gruppe von Hippies, Partytouristen, Backpackern und besonders wagemutigen (oder besoffenen) Indern, vereint in dem Wunsch nach einer Party. Etwa 300m vom Strand entfernt, mitten im Uurwald soll es eine Lichtung geben, zu der nun alle aufbrechen. Die ersten haben bereits ein Lagerfeuer geschürt, als wir ankommen, andere holen ihre Instrumente heraus, einige beginnen zu tanzen. So muss es bei den 68ern gewesen sein, bärtige, langhaarige Männer und dreadgelockte Frauen trommeln und tanzen ums Feuer. Es hätte eine wunderschöne, friedliche Nacht werden können.
Gegen elf rückt die Polizei das erste Mal an, zu dritt oder viert nur, wohl in der Hoffnung auf Bestechungsgelder. Beim Versuch, ein paar von uns zu filzen kommt es zu Tumulten. Nach einigem Hin- und Hergeschubse und einem Flüchtigen (in den Wald gerannt) ziehen die Cops ab - ohne Geld. Wir können die Stimmung im Wald noch zwei weitere Stunden genießen, insbesondere die Inder werden immer ausgelassener und die ersten liegen fertig auf dem Boden, als die Polizei erneut aufkreuzt. Dieses Mal in mit meheren Einheiten (ich schätze etwa 12 Polizisten), die mit leichten Schlagstöcken bewaffnet das Gelände umstellt haben. Was danach wie geschieht und wer der Aggressor war, kann ich nicht mit Sicherheit beurteilen. Nach kleineren Handgemengen kommt jedenfalls jemand auf die glorreiche Idee, die Cops selbst mit einem Stock zu attackieren, woraufhin diese wahl- und rücksichtslos auf jeden einprügeln, der ihnen in die Quere kommt. Ich bin unter den Glücklichen, die zu diesem Zeitpunkt abhauen können. Etwa 200m entfernt warten wir auf Nachzügler, die nach und nach eintreffen, teilweise mit blutigen Striemen auf ihren Körpern. Unter den Unverletzten befinden sich gottseidank auch Eleonora und Sven, sowie eine Dänin, die ebenfalls in unserem Guesthouse wohnt und vollkommen paranoid ist, weil sie zuvor Ketamine eingeschmissen hat. Nach einer gefühlten Ewigkeit (mein Zeitgefühl ist in dem Moment verloren gegangen) verebben die Schreie und es taucht niemand mehr auf. Gemeinsam gehen wir zum Strand, wo sich die meisten anderen auch eingefunden haben und die Lage zu erfassen versuchen. Viele sind verletzt, einige weinen (was sicherlich auch mit dem Drogeneinfluss zu tun hat), andere sind bereits dabei, zu organisieren und das weitere Vorgehen zu planen. Nach eineinhalb Stunden wankt ein Italiener aus dem Wald, das gesamte Gesicht blau und angeschwollen. Bleiben nach kurzem Durchzählen noch ein Italiener, bei dem scheinbar Gras gefunden wurde und zwei Inder, denen zwar nichts vorgeworfen werden kann, die aber keinerlei Schutz durch Botschaften genießen und leichter grundlos zu verhaften sind. Die ersten planen bereits ein Sit-In vor der Polizeistation, vernünftigere Stimmen besprechen ein Treffen für den nächsten Morgen inklusive Aufnahme von Beweismaterial, Beschwerden bei den Botschaften etc. All dem haftet zu unserem (Eleonora, Sven und ich) Leidwesen ein esotorischer Unterton an, von wegen "Shanti Shanti, wir müssen sie mit positive Vibrations bekämpfen", sodass wir uns auf den Folgetag verabschieden und uns auf den abenteuerlichen Rückweg über die Klippen aufmachen. Was mir mein Schicksal durch das mutterlose Rattenbaby auf meiner Matratze beim zu Bett gehen sagen wollte, konnte ich bisher noch nicht herausfinden, nach dieser Nacht finde ich es aber auch nicht weiter schlimm.

Freitag, 14. Februar 2014

The rip-off / Strandleben

133. 12./13.02.2014

Trotz denkbar unbequemer Schlafposition (die Liege ist 1,50m lang) wache ich erst 20 Minuten vor der Endstation auf und treffe dort nach kurzer Zeit auf Lakshmikanth. Gemeinsam fahren wir die letzten 20km zu den Wasserfällen in einem Minibus. Von vornerein muss ich ihn enttäuschen, denn eigentlich hatte er vor, dort für eine Nacht mit mir zu bleiben. Aber erstens hat Vidya mich nochmals eindrücklich vor derartigem gewarnt (zurecht) und zweitens ist die Landschaft zwar spektakulär, aber nicht dermaßen, dass es eine Übernachtung rechtfertigen würde. Wir wandern ein wenig umher, trinken Kaffee und schießen Fotos. Lakshmikanth ist sympathisch, aber wie bei so vielen ist das Englisch bestenfalls mittelmäßig. Außerdem macht er einen ziemlich weinerlichen Eindruck (Anfang 20, unglücklich, mieser Job). Irgendwann beginnt er, mir die Geschichte seines Vaters zu erzählen, der einen schweren Unfall hatte und Geld für die Operation braucht, dass er nun irgendwie auftreiben muss, er als ältester Sohn kann schließlich nicht untätig zusehen. Ob ich nicht helfen könne?
Sicherlich, schön strukturiert aufbereitet mit einem Tag Abstand weiß jeder von euch genau, was das zu bedeuten hat. Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich eben keine Distanz zu dem Geschehen und keine Zeit zum Reflektieren. Natürlich habe ich ihm kein Geld gegeben und auch alle sonstigen Hilfegesuche abgelehnt, aber anstatt der Alarmglocken ging mir nur ein Fragezeichen auf. Lakshmikanth, als Berufskleinkrimineller sicherlich auch ein wenig enttäuscht vom Verlauf des Tages (immerhin hätte er in einem Hotelzimmer alles mitgehen lassen können), muss sich also mit einem kindle und meinen Kopfhörern zufrieden geben, die er aus meinem Rucksack entwendet. Die Kamera wäre zu sehr aufgefallen, da ich sie oft benutze und alle anderen Wertsachen trage ich am Körper. Sein Plan geht insofern auf, als dass ich den Verlust erst bemerke, als es zu spät ist: Im Bus. Seltsamerweise antwortet er trotzdem auf meine SMS und hat außerdem Bilder von sich mit meiner Kamera geschossen. Wie bereits in anderen Fällen, in denen ich mich dämlich angestellt habe (z.B. vergessen, Rückgeld anzunehmen), ist es weniger der materielle Schaden von knapp 100€, der mich ärgert, sondern meine eigene Dummheit. Dementsprechend wenig hat Bastien, ein frankophoner Schweizer der ebenfalls nach Gokarna fährt, von mir. Macht aber nichts, da ihm von der Kurvenfahrt übel wird und er apathisch aus dem Fenster starrt. Später stellt sich heraus, dass wir beide jeweils gleich schlecht in der Muttersprache des anderen sind und machen daraus wir ein Spiel: Er redet auf deutsch mit mir, ich auf französisch mit ihm. So vertreiben wir uns die lang(weilig)e Busfahrt bis wir gegen sieben in Gokarna ankommen. Von dort sind es weitere zwanzig Minuten per Riksha zum Strand. Nach kurzer Zeit habe ich eine nette Unterkunft für mich gefunden und die Backpackerrestaurants sind sowieso über jeden Zweifel erhaben (und werden hier scheinbar noch von Locals geführt, oft versorgt von deren eigenen Bauernhöfen).

Der Folgetag ist bereits geplant, gemeinsam mit Bastien fahre ich nach Murdeshwar, 70km südlich, wo es eine gigantische Shiva Statue und den mir bisher einzigen bekannten Gopuram (Tempelturm) mit Aufzug gibt. Ob das 3 Stunden Anfahrt rechtfertigt ist eine andere Frage. So war ich immerhin beschäftigt und kam nicht in Versuchung ins Meer zu gehen. Ich habe momentan eine kleine, aber nervige Wunde an der Stelle vom Fuß, wo die Schuhzunge aufdrückt (mit denkbaren Konsequenzen) und will, dass sie hier endlich ausheilt.
Nach weiteren drei Stunden Rückfahrt sind wir zurück und gehen Abendessen. Währenddessen bekomme ich auf facebook eine Freundschaftsanfrage von Lakshmikanth, der überdies auf seinem neuen Titelbild mit meinem Kindle posiert und dabei so tut, als würde er auf dem Bildschirm tippen (ein kindle hat keinen touchscreen). Das könnte natürlich eine besonders hinterhältige Provokation sein. Zusammen mit der Handynummer, den Fotos und dem vermutlich echten Namen habe ich aber eine andere Theorie: Dummheit. Oder zumindest Unerfahrenheit. Ich glaube mittlerweile, der Typ hat einfach mal ausprobieren wollen, wie man einem Westler das Geld aus der Tasche ziehen könnte. Nachdem er rhetorisch nichts erreichen konnte, hat er sich eben auf einen Taschendiebstahl beschränkt. Aber dieses Nachspiel ist schon auffällig dämlich, fast schon wieder verdächtig.
Beim Abendessen lerne ich neben einer französischen Freundin Bastiens zwei Südtiroler kennen, die in Wien leben, sie Philosophiestudentin, er Filmcutter. Beide sind angenehm bodenständig und unesoterisch, außerdem echt witzig. Da wir festgestellt haben, dass wir in derselben Unterkunft angrenzende Zimmer bezogen haben, werde ich mit den beiden wohl noch mehr zu tun haben.
Jetzt muss ich nur noch überlegen, ob ich Lakshmikanth anzeige oder nicht. Er verlangt ja geradezu danach (Kriminelle sollten Beweismaterial viel öfter auf ihren Seiten in sozialen Netzwerken posten)...

Donnerstag, 13. Februar 2014

Bye Bangalore

132. 11.2.2014

In Pondicherry hat mir eine Kanadierin erzählt, wie schön es jedes mal sei, Riksha zu fahren. Sie freunde sich häufig mit den Fahrern an, sodass diese sie am Ende für weniger als den Normalpreis kutschieren würden. Keine Ahnung, von was sie da geredet hat. Trotz regelbestätigenden Ausnahmen sind Rikshafahrer für mich der Abschaum der Gesellschaft, ich versuche sie zu meiden wo ich nur kann. Heute bin ich leider auf sie angewiesen.
Mein Morgenprogramm war die National Modern Art Gallery (die beste und ausführlichste Ausstellung bisher), zu der ich bereits drei Kilometer gelaufen bin, und nun muss ich zum Stadtzentrum und habe weder Zeit noch Lust auf weitere 4km laufen oder mehrmaliges Umsteigen. Es bleibt also nichts, als widerwillig auf die plaudernde Menge beige-bekleideter Fahrer zuzugehen. Der Taxameterpreis liegt bei 50Rs. Der erste weigert sich, unter 120 auch nur einen Finger zu rühren, der zweite lehnt mich kategorisch ab, der dritte fährt los und teilt mir freundlicherweise mit, dass er am Zielort 100 Rupien erwartet. Ich teile ihm freundlicherweise mit, dass er das vergessen könne, was ihn aber nicht aufzuhalten vermag. Wohlwissend, dass es ein unangenehmes Ende finden wird, bin ich aber zu faul, mich selbst noch weiter zu engagieren. Am Zielort zeige ich ihm schlicht und einfach die nachgefahrene Strecke auf Google Maps und auf seiner Tarifliste den dazugehörigen Preis und drücke ihm 50Rs in die Hand. Diese Gelegenheit ergreift (wortwörtlich), um mir auf den Arm zu spucken. Eher belustigt als wütend zeige ich ihm den Mittelfinger und verschwinde schleunigst. Um vier beginnt der Remote Walk vom Goethe Zentrum aus, bis dahin esse ich noch eine Kleinigkeit im hipsten Laden der Stadt (Matteos) und treffe dabei auf einen jungen ITler im Urlaub, der kurzerhand beschließt, mich im Nachtzug zu den Jogg Falls zu begleiten (mehr dazu später). Der Remote Walk ist ein ziemlich cooles Konzept eines deutschen Theaterregisseurs, bei dem 50 Personen ein paar Kopfhörer und ein vernetztes Abspielgerät bekommen und damit durch die Stadt ziehen, begleitet von Musik und einer Computerstimme, die erzählt und Anweisungen gibt. Erzielt werden soll ein interaktiver Film für die Headphonegeneration, in dem man zwar miteinander agiert, aber nicht kommuniziert. Klingt abgehoben, ist es aber nur selten. Trotzdem wird man zum Nachdenken angeregt, über die Entwicklung der Menschheit (exemplarisch anhand der Stadt), Vergänglichkeit, die eigene Vergangenheit und nicht zuletzt über Gruppendynamik. Dank Musik wird das Ganze noch theatralischer und emotionaler. Eine tolle Erfahrung!
Nach sehr hektischem Rückweg zum Hotel, sowie frisch machen, packen und auschecken, treffe ich mich nochmal mit Vidya (was auf Deutsch übrigens - danke Mama - Weisheit bedeutet), die mir unbedingt ein bestimmtes Restaurant zeigen will, sich gleichzeitig aber mehr Sorgen macht, dass ich meinen Zug verpassen könnte, als ich selbst. Im Restaurant geht mir auf, weswegen es gerade dieses sein musste. Es handelt sich um ein riesiges südindisches Buffet mit allem, was die lokale Küche ausmacht und Schande über mich - Vidya schafft es schon wieder mich einzuladen. Außerdem hat sie ein Abschiedsgeschenk und ist so nett, dass ich mich schlecht fühle. Hoffentlich kann ich mich dafür mal in Deutschland revanchieren. Trotz ihrer Sorgen komme ich pünktlich zurück zum Hotel und bin 20 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof. Lakshmikanth, dem ich heute in dem hippen Laden einen Kaffee ausgegeben habe, scheinbar auch, doch wir sehen uns in der Menge nicht mehr und er ist in einem anderen Abteil. Das ist dann wohl eine Geschichte für den nächsten Tag...

Montag, 10. Februar 2014

Zum Vergnügen hier

131. 10.2.2014

Heute steht ein Besuch von Wonder La Bangalore an, laut TripAdvisor Werbeplakaten Asiens achtbester Vergnügungspark. Die Anreise gestaltet sich langwierig, da der Park 30km außerhalb liegt und ich nicht scharf darauf bin, für diese Strecke eine Riksha zu nehmen. Also busfahren, vor elf öffnen sich die Tore sowieso nicht. Nachdem ich um zwölf schließlich ankomme, bin ich fast ernüchtert: Genau wie bei uns. So eine Anlage könnte auch am Gardasee stehen. Qualitativ überzeugt Wonder La bei den Rutschen (über 15), die Fahrgeschäfte sind dagegen eher Volksfestniveau. Trotz der ähnlichen Umgebung gibt es natürlich Unterschiede zu dem mir Bekannten, vor allem bei den Besuchern. Am auffälligsten ist, dass jeder, Mann wie Frau, in voller Montur baden und rutschen geht. Nur die allermutigsten Halbstarken (und ich) trauen sich, oberkörperfrei herumzustolzieren. Womit wir schon bei der nervigsten Personengruppe wären. Zwischen 13 und ihrer Heirat oder zumindest festen Beziehung ist der Hormonhaushalt der meisten jungen Männer völlig außer Kontrolle. Dazu kommt der grundsätzlich emotionale Charakter von Indern. Wenn also eine Gruppe indischer Collegestudenten in der aufgrund mangelnder Kontakte zu Frauen verspäteten Pubertät in einen Freizeitpark loszieht, um Spaß zu haben, bedeutet das, dass es hemmungslos und laut wird. Nicht umsonst sind Männer und Frauen in der "Rain-Disco" durch einen Metallzaun getrennt. Doch heute ist Wonder La fast leer, es gibt also genügend Platz, um Testosteron loszuwerden und für mich zum Entspannen (teilweise über 30 Minuten ohne "Which is your country?"!)

Sonntag, 9. Februar 2014

Kultur. Schock.

130. 9.2.2014

Bangalore ist neben Dubai bisher die einzige Stadt, in der ich mir vorstellen könnte, für längere Zeit zu leben. Und im Vergleich zu Dubai ist sie sogar richtig liberal. Durch die boomende IT-Branche leben hier Expats aus aller Herren Länder und junge, hochgebildete Leute aus ganz Indien. Daraus ergibt sich ein herrliches Gemisch aus quirliger indischer Großstadt und internationaler Metropole. Frauen in Saris neben Frauen in Röhrenjeans, Glas-Stahl-Hochhäuser flankiert von Betonbruchbuden, Chaiverkäufer vor Coffee Day Filialen (das ist der hiesige Starbucks, relativ teuer, voll mit der jungen Mittelschicht und wirklich überall anzutreffen). Auch das Kulturprogramm ist beachtlich. Vormittags entdecke ich zufällig ein Kurzfilmfestival mit indischen Beiträgen. Zwei sehe ich mir an. Der erste handelt von einem Slumjungen, der sich eine Lochkamera gebastelt hat und mit seinem Freund auf der Suche nach Filmbarem ist. Der zweite dreht sich um das "hiring and firing" eines indischen Ingenieurs in den Vereinigten Staaten und wie dieser damit umgeht. Technisch einwandfrei und mit witzigem Konzept bleibt er aber doch recht blass im Vergleich zu Ika - Feather, dem ersten Film. Der zieht aus seine Kraft aus der Ruhe und erzeugt Emotionen mit einfachsten Mitteln und ohne Musik. Außerdem regt er zum Nachdenken an, wohingegen der zweite ein so versöhnliches wie unrealistisches Ende findet (für indische Kinos wäre Feather damit nichts, warum sollte man sich auch etwas anschauen, dass betroffen macht?).
Ich decke mich mit einem neuen Paar Schuhe ein (die von Sansibar entwickeln sich nach und nach zurück in ihre Rohmaterialien), bevor ich auf gut Glück zu einem empfohlenen Theater fahre und nach verfügbaren Karten frage. Die gibt es und das Stück "Dance like a man" ist auf Englisch, perfekt. Es wurde 1989 von einem Bangalorer geschrieben, behandelt die in Indien zwangsläufig viel krasseren Generationenkonflikte und hat damit den Nerv der Zeit getroffen, denn die Truppe spielt heute ihre 499. Aufführung. Verdientermaßen, kein Kitsch, kein bollywoodsches Happy End und sehr nahe an der Realität, wie mir meine Sitznachbarin Vidya bestätigt. Ich habe ein echtes Talent dafür, Bekanntschaften zu schließen, die mindestens doppelt so alt sind wie ich. Vidya ist nicht wie geschätzt Ende 20, sondern 39, hat in England Medizin studiert und ist unverheiratet und somit eine absolute Exotin in Indien außerhalb Bangalores. Hier dagegen scheint es tatsächlich schon eine Generation zu geben, die ihre Karriere über frühes Familien- und Kinderglück stellt. Da sie mir nach dem Theater anbietet mich zu einem Restaurant zu fahren, will ich sie zum Essen einladen. Sie dreht den Spieß allerdings um, bezahlt trotz vehementen Protestes die gesamte Rechnung und fährt mich auch noch zur passenden Bushaltestelle. Ich wollte heute eigentlich mal früher zurück sein, aber nach dem einstündigen Rückweg (Bangalore ist groooß) ist es doch wieder zwölf.

Samstag, 8. Februar 2014

Zeitrafferreise

129. 8.2.2014

Von Mysore fahre ich zunächst nach Shravanabelgola, ein 5000 Seelen Dorf auf dem flachen Land, in das kein Tourist seinen Fuß setzen würde, beherbergte es nicht eine der wichtigsten Jain Pilgerstätten. Auf mehreren Hügeln verteilt stehen dort unzählige Tempel, überschattet von der 18m hohen Gommateshwara Statue auf der höchsten Erhebung. So weit so normal, was diesen Pilgerort von anderen (hinduistischen) unterscheidet, ist die Leere und Ruhe. Die Jains wirken ruhiger und besonnener und außer ihnen sind nur ein paar westliche Touristen anwesend. Am Ende vertreibt mich jedoch die brennende Sonne und ich nehme den nächsten Bus nach Bangalore. Von allen indischen Metropolen gilt diese als liberalste, reichste und westlichste. Zwar bin ich nach Kenia einiges an Gegensätzlichkeiten und Widersprüchen gewöhnt, aber dieser Zeitsprung in einer Stunde Busfahrt verblüfft mich auch. Im Gegensatz zu Chennai, wo alles so eng und voll war, dass man stets das Gefühl hatte, dass die Stadt gar keine Großstadt sein wollte, sondern sich ausbreiten musste, ist hier alles großflächiger, höher, ausgebauter und mondäner. Sogar eine Metro gibt es, exakt in der Art wie in Dubai, oberirdisch neben einer Hauptverkehrsstraße.
Staus auf den Zufahrtsstraßen sorgen dafür, dass der Bus erst im Dunklen ankommt, was mir in unbekannten Großstädten nach wie vor unangenehm ist, zumal ich nie vorher weiß wo ich unterkommen werde. Aber die Suche verläuft dank Reiseführer reibungslos. Fehlt nur noch ein Abendessen. Das gönne ich mir an diesem Abend im vermeintlichen Zentrum des bangalorischen Nachtlebens in einem beinahe luxuriösen Restaurant im 13. Stock (Terasse!). Je teurer ein Restaurant in Indien ist, desto mehr Aufschläge, die nicht auf der Speisekarte erwähnt wurden, wird man später auf der Rechnung vorfinden. So kommt es, dass ich heute Mehrwertsteuer, Servicegebühr und Servicesteuer zahle und dazu unfreiwillig an Schulen spende (würde mich wundern, wenn das Geld dort wirklich landet), was den Preis unterm Strich nochmal um ein Drittel anziehen lässt. Da haben sie gut bei den Italienern aufgepasst. Um elf bin ich schließlich bereit mich in das laut Buch beste Nachtleben Südindiens zu stürzen, immerhin ist es Samstag. Doch wie ich erfahre, gilt nach wie vor ein Gesetz von 1986, nachdem Ausschank und Restaurantbetrieb nach elf verboten sind. Aber zur Zeit wird für eine Verlängerung bis zwölf oder gar halb eins gekämpft. Meine Vorstellungen liefen trotz dessen in eine andere Richtung. Mittlerweile kann ich mit ziemlich großer Sicherheit sagen: Indisches Nachtleben existiert nicht.

Foto: Bangalore von oben (leider nur mit dem Handy). Links unten im Bild ist die Metro zu erkennen.

Kindisch

128. 7.2.2014

Obwohl ich um halb sieben grundlos geweckt werde, geht es mir, den Vortag im Hinterkopf, fantastisch. Recht schnell beschließe ich, dass Krankenhaus noch heute zu verlassen, was trotz misslungener Koordination seitens der Ärzte (die durch indische Liebenswürdigkeit wieder gutgemacht wird) recht glatt verläuft. Wegen der Reisekrankenversicherung kann man im Krankheitsfall gar nicht genug Belege, Diagnosen und Rechnungen mitnehmen.
Zum Weiterreisen fühle sehe ich mich allerdings noch nicht im Stande und gehe deswegen wieder in das Hotel, das ich am Vortag zugunsten des Krankenhauses verlassen habe. Der einzige Punkt auf dem Tagesprogramm sind die Brindavan Gardens, eine taktisch klug unterhalb eines Staudammwalls angelegte Springbrunnenlandschaft. Sie ist größer als erwartet und vor allem sauber. Da ich selbst beobachtet habe, dass die Inder ihr Vermüllungsverhalten innerhalb der Anlage nicht ändern, ist das eine enorme Leistung. Die angepriesene Lichtshow sagt mir dagegen nicht so sehr zu, aber in dem Punkt bin ich vermutlich zu verwöhnt von den Dubai Fountains. Die anwesenden Inder sind da anderer Meinung. Indische Begeisterung lässt sich mit lediglich einem Dezibelmessgerät quantifizieren. In solchen Momenten fällt es mir schwer, nicht arrogant zu sein. Für mich als Europäer erscheint es kindisch und dumm, die ganze Zeit zu pfeifen, schreien und grölen. Aber das ist nicht das Maß der Dinge. Sicherlich würde der (nicht westlich geprägte) Inder einen Kinobesuch bei uns für eine emotionslose, langweilige Zeitverschwendung halten, weil niemand mitfiebert.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Mehr als 6000 Worte!

Elefantenperspektive

Nicht nur junge Inder müssen sich beweisen

Ich glaube, der Marktstand existiert nur für Fotografen (angeblich wird das Pulver für Bodypaintings benutzt)

Eines der vier Eingangsportale des Stadtpalasts von Mysore mit Kuh. Ich habe eine Theorie, nach der Kühe eine gesellschaftsstabilisierende Rolle spielen. Als Gegenpol zu dem um sie herrschenden Chaos verhindern sie das Ausbrechen einer totalen Anarchie. Wer schon einmal eine Kuh gemächlich vor sich hinkauend einen Highway überqueren sehen hat, wird verstehen, was ich meine.

Junge Männer betätscheln sich. Es ist unmöglich, vor der Hochzeit Zärtlichkeiten mit dem anderen Geschlecht auszutauschen (Umarmungen und Küsschen werden traditionell als Teil des Geschlechtsaktes angesehen), was aber nichts an dem in der Pubertät aufkeimenden Sexualtrieb ändert, der sich irgendwie ausleben muss. Händchenhalten und Berührungen unter Männern sind daher vollkommen normal und akzeptiert. Die Krone der Doppelmoral kommt dem Fakt zu, dass Homosexualität außerhalb der liberalsten Metropolen (Mumbai, Bangalore) trotzdem verachtet wird und ein soziales Tabu darstellt. Konservative Gesellschaften sind zum Kotzen.

Buddhistische Mönche auf dem Weg in ein Einkaufszentrum.

Stationär

127. 6.2.2014

Hochmut kommt vor dem (Durch)Fall. Nach eineinhalb Monaten hier ohne nennenswerte Krankheitserscheinungen trotz meiner "Ich esse, was ich wann und wo gerade will"-Prämisse hielt ich mich quasi für unantastbar. Als ich jedoch gegen zwei Uhr nachts mit flauem Gefühl im Magen aufwache, wird mir recht schnell klar, dass die Nacht unangenehm werden wird. Da es sich um eine Lebensmittelvergiftung zu handeln scheint, entschließt sich mein Körper zum einzig Richtigen, einer Generalreinigung. Was also im Magen ist, kommt oben wieder raus, alles darunter... naja, ich erspare euch Details. Dazu ein paar Krämpfe und Bauchschmerzen. Nachdem nur noch Galle bzw. Wasser übrig sind, fühle ich mich infolge der Dehydration matt und schwach. In diesem Zustand beschließe ich, dass ein Krankenhaus nun wohl doch der bessere Aufenthaltsort für mich wäre und checke aus. Im Krankenhaus rät man mir zu einem 24-stündigen Aufenthalt, während dessen ich Infusionen mit Mineralien bekomme, um die Dehydration auszugleichen. Ich kriege wie so oft das Gefühl, dass sich die Leute hier zwar bemühen und sicher nicht böswillig sind, aber gleichzeitig bringt mich ihr Einfühlungsunvermögen, mangelndes Englisch und die Abwesenheit jeglicher Flexibilität oder Pragmatismus auf die Palme. Sichtlich geschwächt muss ich mich durch irgendwelche beschissenen Einweisungsformulare, Einverständniserklärungen und Guestbooks arbeiten, bevor ich mich hinlegen kann. Mittlerweile geht es mir wieder ziemlich gut, hoffentlich beschließen jetzt nicht irgendwelche Würmer, Keime oder Bakterien meine Immunschwäche auszunutzen. Um eine Erfahrung reicher.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Stadtrundlauf

126. 5.2.2014

Kaum ausgestiegen werde ich von einem Australier angesprochen, der mit einem anderen Zug angekommen ist und ebenfalls eine Unterkunft sucht. Zeit haben wir durch das 24-Stunden System genug, wer will schon um 6 Uhr auschecken (und die Inder sind da knallhart)? Da sein Budget aber noch eingeschränkter als meins zu sein scheint, entscheidet er sich für eine bessere Abstellkammer ohne Bad, während ich für das Doppelte immerhin ein hässliches Zimmer in einer seelenlosen Anlage mit warmer Dusche bekomme. An dieser Stelle möchte ich gerne seelenlose Riesenanlagen verteidigen. Mag sein, dass sie unserem Wunsch nach Individualität widersprechen, aber gerade hier sind sie ein Garant für ein Mindestmaß an Qualität. Stabiles Mittelfeld sozusagen. Die besten Unterkünfte bisher waren kleine, familiäre. Die schlechtesten aber auch.

Den Tag verbringe ich ausschließlich in Mysore. Zu Fuß erkunde ich die Stadt, buche eine geführte Tour für den Folgetag und organisiere die Weiterreise. Wahrzeichen Mysores ist der verschwenderische Stadtpalast, der ein wenig an das Disney Schloss erinnert. Da er morgen sowieso Teil des Programms sein wird, sehe ich ihn mir heute nur von außen an, wobei mich ein Wächter gegen ein "Trinkgeld" auf das umgebende Gelände lässt (sonst 200Rs Eintritt).
Weniger bekannt, aber für mich persönlich noch interessanter ist ein Indira Gandhi gewidmetes Kulturzentrum mit wechselnden Ausstellungen über Kunst und Traditionen.
Vom Sightseeing und (wohl eher) dem mangelnden Schlaf erschöpft bin ich schon recht früh zurück im Hotel, mal abgesehen davon, dass ich wegen der Tour morgen schon wieder um 7 Uhr raus muss.

Foto: Der Stadtpalast.

Mittendrin statt nur Abteil

125. 4.2.2014

Angesichts der wenig interessanten Umgebung bleibe ich lieber länger im Bett, frühstücke endlich mal wieder indisch (Masala Dosa - Reispfannkuchen mit Kartoffel-Gemüsemischung) und möchte eigentlich zur Dinesh Beedi Company, um zu sehen, wie Beedis von Hand gerollt werden. Dort nimmt man zuerst keine Notiz von mir, obwohl ich durch die Burös schlendere, und teilt mir dann auf Nachfrage mit, dass die Herstellung in ausgelagerten Fabriken stattfände. Also weiter zum Fort, der einzigen echten Touristenattraktion Kannurs. Von den Portugiesen erbaut, wurde es von Holländern, Briten und dem indischen Militär mehrere Male ummöbliert und erinnert heute an die Zeit, in der ein paar Gewürze zu Reichtum und Macht genügt haben. Schöner als das halb verfallene Fort selbst ist seine Lage auf einer Halbinsel im Ozean. Hier begegne ich einem der vielen keralitischen Arbeitsmigranten, die in der Golfregion arbeiten, in diesem Fall als Ingenieur. Während er mit mir redet, steht seine Freundin schüchtern im Hintergrund. Selbst als ich nach ihrem Namen Frage, springt ihr Freund ein und nennt ihn mir. Wäre ja noch schöner, wenn eine Frau sich in ein Gespräch zwischen zwei Männern einmischen würde.
Wären der fehlende Schatten und die 32ºC nicht, ich hätte es dort ein paar Stunden ausgehalten. Den Rückweg trete ich zu Fuß an, was ich bald bereue, da meine Beine sich noch nicht von den 12km Joggen im Sand erholt haben. In einer Eisdiele mache ich eine kurze Pause, bevor ich zum Hotel zurückkehre, dusche, Zähne putze, packe und zum Bahnhof gehe. Im Nachtzug werde ich vermutlich keine Möglichkeit zur Körperhygiene haben. Morgen um fünf komme ich in Mysore an und verlasse damit Kerala. Sieht man vom schweißtreibenden Klima ab, war dieser Teil Indiens paradisisch. Kaum Armut, nette, des Englischen mächtige Menschen, schöne Strände und Palmen, Palmen, Palmen. Was bei uns Nadelwälder sind, sind hier die Palmwälder, eine Kokosnuss kostet 30ct.
Immerhin sehe ich jetzt wieder ein bisschen Indien, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Strecke führt zuerst entlang der Küste durch viel Grün und immer wieder über breite Deltas hinweg, passenderweise mit Sonnenuntergang über dem Wasser. Ich fahre in der Sleeperklasse, wo sich die indische Mittelschicht tummelt. Ganz arm fährt nicht Zug, die weniger privilegierten fahren im General Coach, wo es weder Reservierungen, noch Schlafmöglichkeiten gibt. Nach oben geht auch noch einiges, im AC Bereich. AC 3- und 2-Tier sind der Aufenthaltsort für die obere Mittelschicht, 1. Klasse nur was für das eine Prozent. Um das ganze mal zu relativieren: Eine Nachtfahrt in der AC First Class kostet so viel wie ein Einzelfahrschein Bayreuth-Nürnberg. Obwohl AC kostenmäßig also durchaus drin wäre, habe ich Lust auf Abenteuer. 3€ für 13 Stunden Fahrt bei einem Schnitt von 38km/h.
Das Argument, nachdem man in den einfacheren Klassen eher mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt käme, hat für mich dabei eigentlich keine Rolle gespielt, weil man in Indien immer und überall, ob man gerade will oder nicht, mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt kommt. Doch neben vielen freundlichen jungen Männern  treffe ich dieses Mal einen interssanten Gesprächspartner. Das beste daran: Er ist zwölf. Das Kind spricht besser Englisch als sein Vater, als jeder andere, mit dem ich im Abteil gesprochen habe und vielleicht auch als ich. Seine Fragen sind außerdem intelligenter und kreativer als das, was ich sonst von 30 Jahre älteren Menschen höre.

"Which caste do you belong to?"
"I don't remember."
"Do you care much about religion?"
"No."

Endlich mal jemand, bei dem ich meinen Facebooknamen guten Gewissens aufschreiben kann, bin gespannt, wie sich der Junge entwickeln wird.
Um zehn gehe ich "schlafen". Mir steht ein upper berth zu, worüber ich ganz froh bin, weil so nicht jeder zuvor auf der Liegefläche saß oder an ihr lehnte. Bequem ist natürlich was anderes, aber immerhin kann ich einige Stunden schlafen, bis ich um fünf Uhr morgens in Mysore ankomme.

Foto 1: Sleeperwagen
Foto 2: Auch Lehrerinnen machen gerne Fotos mit ihrer Klasse und mir

Montag, 3. Februar 2014

Gentrifiziert

124. 3.2.2014

Einschlafen zu Meeresrauschen ist klasse! Und um halb sieben in der Frühe fühle ich mich fit genug um mal wieder zu joggen, was wegen des Klimas und der nicht mehr vorhandenen Laufschuhe nur sehr eingeschränkt, nämlich vor acht Uhr an Sandstränden, möglich ist. Direkt im Anschluss springe ich in das noch ruhige Meer um die Endorphinausschüttung in gebührendem Rahmen genießen zu können. Das von Mohanam zubereitete Frühstück passt perfekt zu sportlicher Betätigung und ist so einfach und lecker, dass ich es mir auf jeden Fall merken muss. Es gibt Pancakes mit Bananenscheiben und gesüßter Kokosmilch.
Ich würde nichts lieber tun, als in dieser sympathischen Unterkunft eine weitere Nacht zu verbringen, doch mein Geldbeutel spricht eine andere Sprache. Das 24 Stunden System habe ich auf meiner Seite und muss so erst um 15 Uhr aus meinem Zimmer, was ich in vollen Zügen auskoste. In Bahnhofsnähe in Kannur finde ich ein preiswertes, annehmbares Hotel für eine Nacht, denn morgen geht mein Nachtzug nach Mysore. Davor habe ich aber noch genug Zeit, das Fort, hoffentlich sehenswerter als der Rest dieser durchschnittlichen Stadt, und vielleicht auch eine Beedifabrik zu besichtigen. Beedis sehen aus wie kleine Zigarrillos, allerdings besteht das Deckblatt aus den getrockneten Baumblättern und die Tabakmenge ist geringer. Beedis werden von Hand gerollt und kosten im 25er Pack etwa so viel wie eine Zigarette bei uns.

Strandpause

123. 2.2.2014

Ich kann gar nicht verstehen, wieso Indien so häufig als kompliziertes Reiseland beschrieben wird. Zumindest für den Süden trifft das nicht zu. Um 8:10 Uhr geht mein Zug, sicherheitshalber stehe ich um sieben auf. Auf der Hauptstraße springe ich in den nächstbesten Bus, dessen Richtung mit meiner übereinstimmt, sage ganz oft den Namen des Bahnhofs und bekomme meine Destination durch zustimmendes Kopfwackeln bestätigt. Der Conductor gibt mir sogar Bescheid, als wir an der richtigen Haltestelle stoppen. Einen kurzen Fußmarsch und Reorientierung in der Bahnhofshalle später sind auch die Zugplattform und mein Abteil gefunden. Nach sechs Stunden und 300km komme ich in Kannur an, einer Kleinstadt im Norden Keralas. Touristisch hat sie außer einer alten portugiesischen Fortanlage nichts zu bieten und gerade deswegen wollte ich dorthin. Vier Kilometer vom Bahnhof entfernt beginnt der kilometerlange Payyambalam Strand, frequentiert nur von einigen Einheimischen. Die meisten der hier unterkommenden Touristen sind auf Ayurvedabehandlungen aus. Da diese Klientel zumeist recht zahlungskräftig ist, stehe ich vor der Wahl 1000 Rs für ein Zimmer mit Meerblick und -rauschen zu zahlen oder etwas günstigeres in der Stadt zu suchen. Aber ich bin schließlich nicht wegen der Stadt gekommen und für eine Nacht kann man sich so etwas mal gönnen. So beschwichtige ich mein Gewissen beim Einchecken in Mohanams Homestay, einer gemütlichen Strandvilla mit sehr nettem Besitzer, der für seine Gäste auch kocht (als verheirateter Mann!). Mit mir in diesem familiären Guesthouse sind Tim, ein steinmetzender Amerikaner, sowie eine Dänin und eine Italienerin, die hier Yoga- und Ayurvedakurse besuchen, aber glücklicherweise sehr bodenständig sind. Abends auf der Dachterasse, die im Meer versinkende Sonne, Palmen und menschenleeren Sandstrand vor mir bin ich mir sicher, dass die 1000 Rs eine gute Investition waren.

Samstag, 1. Februar 2014

Klein aber oho

122. 1.2.2014

Nach ein wenig Umhergeschlendere zum Zeitvertreib verabschiede ich mich um 11 von Lars und nehme die Fähre von Fort Kochi nach Ernakulam, dem modernen, indischeren Stadtzentrum. Für hiesige Verhältnisse ist die Stadt mit 700 000 Einwohnern höchstens mittelgroß, hat aber durch den Hafen eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Das manifestiert sich in den westlichen Shopping Centern, Fast Food Ketten und der sich im Bau befindlichen Metro, die sonst nur die Millionenmetropolen haben. Als ich einen McDonalds erspähe, kann ich nicht widerstehen und probiere zwei (vegetarische) Burger. Das Argument, nachdem man in fremden Ländern doch gefälligst fremdes Essen probieren solle, zählt in diesem Fall nicht, da der indische McDonalds mit unserem nicht viel mehr als den Namen gemein hat. Mit Rind- und Schweinefleisch fallen zwei Hauptzutaten für die Burger weg, deswegen sind alle Fast Food Restaurants hier eigentlich wie KFC bei uns (und KFC ist am erfolgreichsten). Nach vier Monaten bin ich nicht mehr versessen darauf, möglichst nichts Gewöhnliches zu essen, sondern mische nach Lust und Laune indische, chinesische und kontinentale Küche.
Zur Abenddämmerung kriege ich schließlich eine Gratisvorführung in klassischem keralitischem Tanz in einem Stadtpark. Eine Studentinnengruppe übt dort mit ihrem Lehrer für ein Festival. Es scheint dabei weniger darum zu gehen, wie eine Bewegung aussieht, als was sie aussagt. Entsprechen perfekt und synchron müssen die Abläufe sitzen. Wie so häufig freut mich diese zufällige Entdeckung viel mehr als es jede durchgestylte Kathakali Touristenshow könnte. Es ist nicht so, dass Dinge besser sind, wenn sie nicht in einem Führer stehen. Sie kommen einem aber besser vor, wenn man sie selbst entdeckt, sei es ein toller, abgelegener Strand, ein günstiges, leckeres Restaurant oder ein ursprüngliches Stadtviertel.
Durch das Schaufenster eines Restaurants neben meinem Hotel erkenne ich auf dem Rückweg ebenso zufällig Karin und Micha beim Abendessen. Das fällt kürzer aus als geplant weil Micha die Suppe verschmäht ("Grauschleier"). Durch die beiden erfahre ich von einer Tempelprozession an diesem Abend mit Elefant und allem Brimborium. Ohne Micha, der Indien, glaube ich, nicht wirklich genießen kann, schauen wir uns das Spektakel an. Da wir die einzigen anwesenden Weißen sind, erhalten wir fast so viel Aufmerksamkeit wie das Ritual selbst. Ständig kommen Menschen zu uns und schenken uns Weintrauben, Rosinen und Kandiswürfel (die ich, nachdem ich sicher gegangen bin, dass sie nicht für Vishnu gedacht sind, auch gerne annehme und esse). Ob wir verheiratet sind? - Naja, komplizierte Sache, aber eigentlich nicht.
Ausweg aus allen kulturellen und sprachlichen Fettnäpfchen ist das gemeinsame Foto, danach kann man sich, ohne abweisend zu wirken, verabschieden.
Wieder einmal bin ich beeindruckt von der Größe eines Elefantenbullen, wenn man vor ihm steht, genauso wie von der stoischen Gelassenheit, mit der dieser Böllerschüsse, Fackeln, Menschenmassen und vorbeilärmende Motorräder erträgt. Um elf muss ich trotz allem zurück sein, weil das Eingangstor meines Hotels versperrt wird. Zum Abschied verspreche ich Karin, mal in Berlin vorbeizuschauen, erst recht, falls ich mit der Transsib zurückreisen sollte.

Foto 1: Sogar YouTube und Facebook haben hier Zweigniederlassungen.

Foto 2: Tempelefant