Dienstag, 27. Mai 2014

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227. 27.05.2014

Wenigstens einmal will ich zum Sonnenaufgang im Wasser sein. Da die Sonne hier schon um halb sechs aufgeht, wir bisher aber immer erst gegen zwölf oder später eingeschlafen sind, hat mich auch der durchs Fenster einladend leuchtende orange Schimmer nicht aus dem Bett gebracht. Doch heute bin ich nach sieben Stunden Schlaf fit und schwimme ein letztes Mal durch das Riff bis zur Unterwasserklippe. Im Anschluss gibt es Frühstück, Formalitäten werden geklärt (Bezahlung, Registrierung der Tauchgänge) und wir haben das Glück, das ein Insulaner mit seinem Speedboat zur selben Zeit wie wir nach Manado muss und uns mitnimmt. Dort werden wir uns klar darüber, dass es bis zur Busstation etwas zu weit zum Laufen ist, aber gottseidank gibt es Bluebird Taxis. Zwanzig Minuten später und um ganze 2€ ärmer erreichen wir das Busterminal, von dem aus permanent Minibusse nach Tomohon abfahren. Der Ort liegt keine Stunde entfernt von Manado und gibt doch schon mal Einblicke in die hiesigen Straßenverhältnisse. Das Problem sind weniger die makellos geteerten Straßen selbst, als das Terrain, auf dem sie errichtet wurden. Dem vulkanischen Ursprung entsprechend ist Sulawesi bergig und so sind 20km Luftlinie schnell das Doppelte, wenn man an den Erdboden gebunden ist. Die gewünschte Unterkunft ist dagegen schnell gefunden und verfügbar. Nach einer Mittagspause wandern wir um ein Uhr nachmittags los zum Vulkangipfel Kentur Mahawu, der nur 5km Fußweg entfernt liegt. Die haben es, besonders gegen Ende, allerdings in sich, wozu das Klima sicherlich noch beiträgt. An der Spitze hat man eine schöne Sicht und es riecht nach Schwefel. Wir umrunden den Krater zur Hälfte und steigen auf der gegenüberliegenden Seite ab, wo wir nach kurzer Zeit auf eine geteerte Straße nach Tomohon gelangen. Unterbrochen werden wir beim Laufen von sich um Fotos reißende Teenagerinnen, die von verschiedenen Posen und Zusammenstellungen gar nicht genug kriegen können. Wir schon, also verabschieden wir uns irgendwann höflich und wundern uns, dass hier fast nur Frauen nach Fotos fragen. Was an zwei verschwitzten Weißen in Trekkingklamotten aufwertend sein soll, werde ich sowieso nie verstehen. Der Rückweg dauert länger als erwartet, aber um halb fünf sind wir schließlich im deutschlandbeflaggten Tomohon. Indonesier sind echte Fußballfans und zur WM hat jeder sein Lieblingsteam (immer aus Europa), dass er durch Aushängen der Landesflagge unterstützt. Quantitativ führen wir vor Frankreich, Spanien und Holland, ein gutes Omen, würde ich sagen. Es gibt nicht wirklich was zu sehen, aber die Atmosphäre in der Kleinstadt ist ruhig und freundlich. Zumindest in diesem Teil Indonesiens fällt es schwer zu glauben, dass man sich in einem Entwicklungsland befindet. Es gibt keine Bettler, die Straßen sind hervorragend, die Häuser nicht zweckmäßig, sondern tatsächlich schön. Wir verschaffen uns einen kulinarischen Überblick, indem wir alles, was interessant aussieht, kaufen und probieren. Es gibt Seegraschips, nicht zuckersüßen Eistee, frittierte Banane im Teigmantel, eine Art Karamellkuchen und Puddingschnitten. Das eigentliche Abendessen zu finden dauert wegen der ausschließlich indonesischen Schilder länger , doch nachdem ich jemanden mit Englischkenntnissen entdeckt habe, kann ich mich für eine Limettengrass-Hühnchen-Nudelsuppe entscheiden, Eva für einen Tintenfisch (1,70€). Dazu trinken wir stark gesüßten Ingwertee mit Milch, eine weitere lokale Spezialität. Wir essen zusammen mit unserem Übersetzungshelfer in der Not, der wie alle Bekanntschaften auf Sulawesi bisher mäßig Englisch spricht, aber neugierig, freundlich und zuvorkommend ist. Er erzählt uns, dass der Unterricht in der Schule ein Witz sei und man sich Englisch selbst beibringen muss. Dafür hat Indonesien im Gegensatz zu beispielsweise Indien allerdings eine Nationalsprache, die fast überall gesprochen und verstanden wird. Zuletzt hilft er uns, den richtigen Minibus zu finden, der uns für 20ct pro Person bis vor die Haustür unserer Lodge bringt. Ich mag Sulawesi.

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