219. 19.05.2014
Nachdem Eva in den letzten Tagen zu später Stunde desöfteren etwas zombiehaftes an sich hatte, schläft sie heute bis halb neun durch, da ihr Handy mit dem eine Stunde früher gestellten Wecker über Nacht den Geist aufgegeben hat. Leicht panisch gleichen wir die to-do-Liste mit dem einen verbleibenden Tag ab und kommen zu dem Schluss, dass wir rationalisieren müssen. Höchste Priorität hat die Ausstellung Genesis von Sebastião Salgado, in der erschlagende 240 großformatige schwarz-Bilder die Natur zeigen, wie wir sie gerne hätten (http://arnoldzwicky.s3.amazonaws.com/SalgadoSealsPenguins.jpg). Das anfängliche Oha vor jedem Bild lässt durch die schiere Anzahl der Werke irgendwann nach, aber das ist auch das einzige, was man dieser bombastischen Ausstellung ankreiden kann (außer man hält generell nichts von Ästhetisierung, aber wer so etwas behauptet, will nur abgeklärt wirken).
Über verschlungene Pfade, eine weitere, nette Kunstgalerie und erneut eine Cold Stone Filiale kommen wir zum botanischen Garten Singapurs. Evas prägendes Erlebnis auf diesem Weg ist der Fund einer Mango. Auf der Straße! Unter einem Mangobaum! Das Land, in dem Milch und Honig fließen ist für sie das Land, in dem tropische Früchte auf öffentlichen Grünflächen von den Bäumen fallen. Mit einem strahlenden Kind an meiner Seite betrete ich den nationalen Orchideengarten, über den ich mich aufgrund mangelnden Fachwissens nichts zu sagen traue, außer dass er recht schön war. Die halbe Stunde Busfahrt in die Stadt kühlt mich wieder etwas ab, nachdem meine Poren nach unserem insgesamt dreistündigen Spaziergang die reinsten Springbrunnen waren.
Das letzte Highlight steht noch an. Wie in jeder Großstadt dieser Welt will ich nicht abreisen, ohne einmal in einer Skybar gewesen zu sein. Am besten in der höchsten. Die heißt hier Altitude und liegt auf dem Dachgeschoss des Raffles Building 270m über dem Straßen. Im Eintritt von 18€ ist ein Drink inbegriffen (was, außer einem Singapore Sling könnte man zu diesem Anlass trinken?), die Karte ist für eine exklusive Bar in dieser Lage und Stadt eigentlich preiswert und die Alterskontrolle (Frauen: 21 / Männer: 25 Jahre) glücklicherweise nachlässig. Von der Sicht brauche ich nicht zu erzählen, da sprechen Fotos für sich. Etwa zwei Stunden wandern wir von Geländer zu Geländer, bis uns der Hunger ein letztes Mal um die Bay zur Esplanade treibt, an der es einen riesigen Foodcourt gibt. In meinem Essen lassen sich Reis, Huhn und Blatspinat klar erkennen, Eva hat einen bunt zusammengewürfelten Eintopf aus Gemüse und irgendeinem Fisch. Wir winken der Skyline und verschwinden in den Katakomben der unterirdischen Metro-Einkaufszentren, tauchen für ein Eis noch einmal auf und fahren schließlich nach Hause. Fünf perfekte Abende in Folge (und die Tage waren kaum schlechter), das erlebt man nicht allzu oft.
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