228. 28.05.2014
Der Vormittag verläuft wie die ihn begleitenden Regenschlieren langsam. Wir lesen, schreiben und genießen das angenehme Klima. Mittags wagen wir den Aufbruch zum Danau Linow, einem schwefelhaltigen See, der angeblich seine Farbe mit den Lichtverhältnissen wechselt. Für uns hält er nur zwei Grüntöne bereit. Zuvor haben wir uns durch mehrere Regenschauer zum Mikroletterminal (wie ein Matatu, nur etwas moderner und bequemer) gekämpft und uns den traditionellen Markt angesehen. Der fehlt aufgrund seiner schieren Brutalität und Rohheit in keinem Reiseführer und ich habe mich vorher bereits gefragt, warum ausgerechnet Eva so scharf darauf ist, dieses Schlachthaus mit eigenen Augen zu sehen. Was mit blutigen Schweineköpfen und Hühnern, die sich über Käfighaltung freuen würden beginnt, gipfelt in mehreren schwarz-roten Flecken auf einem Tisch, die sich bei näherem Hinsehen als verkohlte Hunde mit abgehackten Beinen entpuppen (scheint besonders lecker zu sein - die Leute hier genießen wie die Chinesen oder Franzosen den Ruf, alles zu essen, was sich bewegt und vier Beine hat). Darunter stehen Käfige mit ihren noch lebendigen Artgenossen. Dieser Anblick ist dann doch zu viel des Blutigen und ich gehe mit Eva zügig in Richtung Gemüse- und Obstabteilung.
Zurück zum See: Wie Google Maps und zwei Franzosen uns verraten haben, liegt unweit des kleinen Danau Linow der wesentlich größere Tondanosee, den wir nun zu Fuß zu erreichen versuchen. Den Weg zu finden ist nicht allzu schwer, nur ist er leider ziemlich eintönig. Da kommt es uns gerade recht, als drei Jugendliche auf zwei Motorrädern neben uns zum stehen kommen und anbieten, uns zum See mitzunehmen. In anderen Ländern hätten wir wohl länger überlegt, hier sagen wir bedenkenlos zu. Ich merke wieder, wie viel Spaß Motorrad fahren schon aus der Beifahrerperspektive macht. Irgendwann brauche ich eins.
Wir werden an einem Café mit Terasse am See abgesetzt und alles, was von uns fürs Mitnehmen erwartet wird, ist ein Foto. Durch und durch gut gelaunt beginnen wir danach, systematisch die Getränkekarte zu übersetzen. Die Anzahl an Früchten hier ist überwältigend und viele kennt man überhaupt nicht. Trotz vieler Warnungen von verschiedensten Personen bestellen wir einen Duriansaft. Die Durian heißt umgangssprachlich auch "Stinkfrucht" und dass ihr Name nicht von ungefähr kommt, zeigt unser Getränk. Es schmeckt nach Knoblauch mit süßlicher Note, olfaktorisch gesellt sich dazu noch ein fauliger Geruch. Der Gestank des einen Glases ist so schlimm, dass wir es auf einen anderen Tisch stellen müssen. Umso besser sind dafür die zehn Minidonuts, die ich am Morgen edel verpackt in einer Bäckerei für 90ct erstanden habe.
Der Heimweg gestaltet sich umständlich, da wir zuerst nach Tondano, dann nach Tomohon müssen. Beide Strecken sind zu lange zum Laufen und nur auf der zweiten gibt es öffentliche Transportmittel. Nach zwanzig Minuten gelingt es uns allerdings, einen Jeep anzuhalten, der uns mit nach Tondano nimmt. Sobald sich ein Fahrzeug in Bewegung setzt, muss der Fahrer eine brennende Zigarette zwischen den Lippen haben, das ist hier gesetzlich vorgeschrieben. Zumindest möchte man das meinen, wenn man auf Sulawesi unterwegs ist. Rauchen ist hier unter Männern eine Selbstverständlichkeit, da macht auch der Fahrer des Kleinbusses nach Tomohon keine Ausnahme. Dort angekommen, essen wir wieder Streetfood zu Abend, heute eine Nudel-Gemüse-Tofu-Röstzwiebel-Kötbullar Suppe und Satéspieße vom Schwein. Obwohl ich mich ziemlich satt fühle, ist mir nach einem leichten Nachtisch. Schon am Vortag sind mir die Dosa-ähnlichen Crêpes mit Schokostreuselfüllung ins Auge gefallen, heute kaufe ich mir einen. Ein Fehler, denn was von außen aussieht wie ein dünner Teigfladen, wird zur Mitte hin fettiger, zentimeterdicker Teig. Nach einem Stück verschiebe ich den Nachtisch auf später und schaffe es zusammen mit Eva nach einer halben Stunde auch ins richtige Mikrolet zu unserem Hotel.
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