209. 8./9.05.2014
Nicht ganz freiwillig müssen wir die Wanderung fortsetzen, da der Streik fortdauert. Abseits von Bussen gibt es lediglich von Halbstarken gefahrene Motorräder, die als Taxi dienen. Sie verlangen für die 30km nach Tatopani etwa 70€, womit auch diese Option ausscheidet. So begeben wir uns, nachdem uns versichert wurde, dass der Streik noch über mehrere Tage andauern würde, auf den siebenstündigen Fußmarsch nach Ghasa. Zwar ist die Landschaft schön, doch der Weg stupide und der Gegenwind so stark, dass man sich nicht mal unterhalten kann. Während der Mittagspause fällt uns ein in unsere Richtung holpernder Truck auf, den Eva und Leo nach kurzem Sprint abfangen können. Nach zähem Verhandeln willigt der Fahrer ein, uns für etwa 38€ mitzunehmen, immer noch unverschämt, aber unsere einzige Wahl. Als ich die Ladefläche sehe, bekomme ich bereits ein ungutes Gefühl. Sie ist rundum geschlossen, bis auf drei vergitterte Öffnungen fensterlos und bietet bis auf die ungepolsterten Reifenauskerbungen keine Sitzmöglichkeit. Sobald wir hineingestiegen sind, schließt der Fahrer die Ladeklappe gewissenhaft ab und wir poltern los. Der Wagen hat faktisch keine Stoßdämpfer und die Straße ist eine ausgespülte, von losem Geröll und Flüssen durchzogene Piste. Viel mehr setzt mir aber der Umstand zu, eingesperrt zu sein und nichts machen zu können. Nach einer unendlich wirkenden halben Stunde halten wir zum ersten Mal. Kurze Absprache mit den beiden anderen, die offensichtlich keinerlei Probleme mit der Fahrt haben und ich klopfe gegen den rostigen Käfig. Nichts wie raus! Bis Tatopani hätten wir mindestens weitere 1,5 Stunden gebraucht. Der Fahrer kriegt ein Fünftel des abgemachten Preises und bietet ein gutes Ventil für meinen Frust, als er für den Trip wie selbstverständlich mehr Geld verlangt. Per Pedes gelangen wir in eineinhalb Stunden immerhin noch bis Ghasa, dieses Mal auch wieder auf lohnenswerten Wegen. Zum ersten Mal ist das Klima wieder mild. Abends dann die erlösende (wenn auch nicht sofort überzeugende) Nachricht: Am nächsten Tag werden wieder Busse fahren.
Sie soll sich als wahr herausstellen. Obwohl unsere Lodge alles dafür tut, dass wir ihn verpassen (Frühstück 30 Minuten zu spät, Rechnung muss noch aufgesetzt werden, kein Wechselgeld...), schaffen wir es per Bus nach Tatopeni zu den Hot Springs. Vegetation und Klima sind hier bereits subtropisch, die Quelle wunderschön neben dem Gebirgsbach gelegen. Wir disponieren spontan um, sodass wir noch heute weiter nach Pokhara fahren. Aber nicht, ohne vorher den Vormittag im, oder besser am Swimmingpool zu verbringen. Der hat nämlich Temperaturen weit jenseits der 40ºC und wird nach einigen Minuten unangenehm heiß. Wir liegen zuerst am Poolrand, dann an der Bushaltestelle herum, weil über eine Stunde alle Busse voll besetzt sind.Schließlich, es ist mittlerweile später Nachmittag, erwischen wir einen und fahren auf der schlechtesten "Straße" seit Nordkenia zwei Stunden nach Beni. Plötzlich sind Lebensmittel wieder günstig, der Verkehr laut und die Menschen umtriebiger. Für uns ist der unansehnliche Ort aber nur Umstiegsstation nach Pokhara, das wir nach einer weiteren Stunde Wartezeit mit dem Jeep ansteuern. Die Fahrt auf Teer im stoßgedämpften Wagen ist Balsam nach der Ruckelei der Vorstunden. Auch das Klima bleibt nach Sonenuntergang angenehm warm. Bei Nepal würde wohl kaum jemand an Grillenzirpen und immergrüne Wälder denken, doch hier sind sie. Um dreiviertel neun sind wir in Pokhara, kurz darauf vor dem Annapurna Guesthouse, das mir vor Äonen von einem chinesischen buddhistischen Mönch in Varkala (Südindien) empfohlen wurde. Die so sympathische wie geschäftstüchtige Besitzerin gibt zumindest glaubhaft vor, sich an ihn zu erinnern und gewährt uns einen "special price" für die gemütlichen Räume. Zufrieden gehen wir entlang der Uferpromenade des Phewa Sees auf der Suche nach etwas kulinarischer Abwechslung nach 14 Tagen Lodge Essen. Das ist dann wohl der offizielle Schlusspunkt unserer Annapurnarunde.
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