Mittwoch, 28. Mai 2014

Per Anhalter

228. 28.05.2014

Der Vormittag verläuft wie die ihn begleitenden Regenschlieren langsam. Wir lesen, schreiben und genießen das angenehme Klima. Mittags wagen wir den Aufbruch zum Danau Linow, einem schwefelhaltigen See, der angeblich seine Farbe mit den Lichtverhältnissen wechselt. Für uns hält er nur zwei Grüntöne bereit. Zuvor haben wir uns durch mehrere Regenschauer zum Mikroletterminal (wie ein Matatu, nur etwas moderner und bequemer) gekämpft und uns den traditionellen Markt angesehen. Der fehlt aufgrund seiner schieren Brutalität und Rohheit in keinem Reiseführer und ich habe mich vorher bereits gefragt, warum ausgerechnet Eva so scharf darauf ist, dieses Schlachthaus mit eigenen Augen zu sehen. Was mit blutigen Schweineköpfen und Hühnern, die sich über Käfighaltung freuen würden beginnt, gipfelt in mehreren schwarz-roten Flecken auf einem Tisch, die sich bei näherem Hinsehen als verkohlte Hunde mit abgehackten Beinen entpuppen (scheint besonders lecker zu sein - die Leute hier genießen wie die Chinesen oder Franzosen den Ruf, alles zu essen, was sich bewegt und vier Beine hat). Darunter stehen Käfige mit ihren noch lebendigen Artgenossen. Dieser Anblick ist dann doch zu viel des Blutigen und ich gehe mit Eva zügig in Richtung Gemüse- und Obstabteilung.
Zurück zum See: Wie Google Maps und zwei Franzosen uns verraten haben, liegt unweit des kleinen Danau Linow der wesentlich größere Tondanosee, den wir nun zu Fuß zu erreichen versuchen. Den Weg zu finden ist nicht allzu schwer, nur ist er leider ziemlich eintönig. Da kommt es uns gerade recht, als drei Jugendliche auf zwei Motorrädern neben uns zum stehen kommen und anbieten, uns zum See mitzunehmen. In anderen Ländern hätten wir wohl länger überlegt, hier sagen wir bedenkenlos zu. Ich merke wieder, wie viel Spaß Motorrad fahren schon aus der Beifahrerperspektive macht. Irgendwann brauche ich eins.
Wir werden an einem Café mit Terasse am See abgesetzt und alles, was von uns fürs Mitnehmen erwartet wird, ist ein Foto. Durch und durch gut gelaunt beginnen wir danach, systematisch die Getränkekarte zu übersetzen. Die Anzahl an Früchten hier ist überwältigend und viele kennt man überhaupt nicht. Trotz vieler Warnungen von verschiedensten Personen bestellen wir einen Duriansaft. Die Durian heißt umgangssprachlich auch "Stinkfrucht" und dass ihr Name nicht von ungefähr kommt, zeigt unser Getränk. Es schmeckt nach Knoblauch mit süßlicher Note, olfaktorisch gesellt sich dazu noch ein fauliger Geruch. Der Gestank des einen Glases ist so schlimm, dass wir es auf einen anderen Tisch stellen müssen. Umso besser sind dafür die zehn Minidonuts, die ich am Morgen edel verpackt in einer Bäckerei für 90ct erstanden habe.
Der Heimweg gestaltet sich umständlich, da wir zuerst nach Tondano, dann nach Tomohon müssen. Beide Strecken sind zu lange zum Laufen und nur auf der zweiten gibt es öffentliche Transportmittel. Nach zwanzig Minuten gelingt es uns allerdings, einen Jeep anzuhalten, der uns mit nach Tondano nimmt. Sobald sich ein Fahrzeug in Bewegung setzt, muss der Fahrer eine brennende Zigarette zwischen den Lippen haben, das ist hier gesetzlich vorgeschrieben. Zumindest möchte man das meinen, wenn man auf Sulawesi unterwegs ist. Rauchen ist hier unter Männern eine Selbstverständlichkeit, da macht auch der Fahrer des Kleinbusses nach Tomohon keine Ausnahme. Dort angekommen, essen wir wieder Streetfood zu Abend, heute eine Nudel-Gemüse-Tofu-Röstzwiebel-Kötbullar Suppe und Satéspieße vom Schwein. Obwohl ich mich ziemlich satt fühle, ist mir nach einem leichten Nachtisch. Schon am Vortag sind mir die Dosa-ähnlichen Crêpes mit Schokostreuselfüllung ins Auge gefallen, heute kaufe ich mir einen. Ein Fehler, denn was von außen aussieht wie ein dünner Teigfladen, wird zur Mitte hin fettiger, zentimeterdicker Teig. Nach einem Stück verschiebe ich den Nachtisch auf später und schaffe es zusammen mit Eva nach einer halben Stunde auch ins richtige Mikrolet zu unserem Hotel.

Dienstag, 27. Mai 2014

Weiter

227. 27.05.2014

Wenigstens einmal will ich zum Sonnenaufgang im Wasser sein. Da die Sonne hier schon um halb sechs aufgeht, wir bisher aber immer erst gegen zwölf oder später eingeschlafen sind, hat mich auch der durchs Fenster einladend leuchtende orange Schimmer nicht aus dem Bett gebracht. Doch heute bin ich nach sieben Stunden Schlaf fit und schwimme ein letztes Mal durch das Riff bis zur Unterwasserklippe. Im Anschluss gibt es Frühstück, Formalitäten werden geklärt (Bezahlung, Registrierung der Tauchgänge) und wir haben das Glück, das ein Insulaner mit seinem Speedboat zur selben Zeit wie wir nach Manado muss und uns mitnimmt. Dort werden wir uns klar darüber, dass es bis zur Busstation etwas zu weit zum Laufen ist, aber gottseidank gibt es Bluebird Taxis. Zwanzig Minuten später und um ganze 2€ ärmer erreichen wir das Busterminal, von dem aus permanent Minibusse nach Tomohon abfahren. Der Ort liegt keine Stunde entfernt von Manado und gibt doch schon mal Einblicke in die hiesigen Straßenverhältnisse. Das Problem sind weniger die makellos geteerten Straßen selbst, als das Terrain, auf dem sie errichtet wurden. Dem vulkanischen Ursprung entsprechend ist Sulawesi bergig und so sind 20km Luftlinie schnell das Doppelte, wenn man an den Erdboden gebunden ist. Die gewünschte Unterkunft ist dagegen schnell gefunden und verfügbar. Nach einer Mittagspause wandern wir um ein Uhr nachmittags los zum Vulkangipfel Kentur Mahawu, der nur 5km Fußweg entfernt liegt. Die haben es, besonders gegen Ende, allerdings in sich, wozu das Klima sicherlich noch beiträgt. An der Spitze hat man eine schöne Sicht und es riecht nach Schwefel. Wir umrunden den Krater zur Hälfte und steigen auf der gegenüberliegenden Seite ab, wo wir nach kurzer Zeit auf eine geteerte Straße nach Tomohon gelangen. Unterbrochen werden wir beim Laufen von sich um Fotos reißende Teenagerinnen, die von verschiedenen Posen und Zusammenstellungen gar nicht genug kriegen können. Wir schon, also verabschieden wir uns irgendwann höflich und wundern uns, dass hier fast nur Frauen nach Fotos fragen. Was an zwei verschwitzten Weißen in Trekkingklamotten aufwertend sein soll, werde ich sowieso nie verstehen. Der Rückweg dauert länger als erwartet, aber um halb fünf sind wir schließlich im deutschlandbeflaggten Tomohon. Indonesier sind echte Fußballfans und zur WM hat jeder sein Lieblingsteam (immer aus Europa), dass er durch Aushängen der Landesflagge unterstützt. Quantitativ führen wir vor Frankreich, Spanien und Holland, ein gutes Omen, würde ich sagen. Es gibt nicht wirklich was zu sehen, aber die Atmosphäre in der Kleinstadt ist ruhig und freundlich. Zumindest in diesem Teil Indonesiens fällt es schwer zu glauben, dass man sich in einem Entwicklungsland befindet. Es gibt keine Bettler, die Straßen sind hervorragend, die Häuser nicht zweckmäßig, sondern tatsächlich schön. Wir verschaffen uns einen kulinarischen Überblick, indem wir alles, was interessant aussieht, kaufen und probieren. Es gibt Seegraschips, nicht zuckersüßen Eistee, frittierte Banane im Teigmantel, eine Art Karamellkuchen und Puddingschnitten. Das eigentliche Abendessen zu finden dauert wegen der ausschließlich indonesischen Schilder länger , doch nachdem ich jemanden mit Englischkenntnissen entdeckt habe, kann ich mich für eine Limettengrass-Hühnchen-Nudelsuppe entscheiden, Eva für einen Tintenfisch (1,70€). Dazu trinken wir stark gesüßten Ingwertee mit Milch, eine weitere lokale Spezialität. Wir essen zusammen mit unserem Übersetzungshelfer in der Not, der wie alle Bekanntschaften auf Sulawesi bisher mäßig Englisch spricht, aber neugierig, freundlich und zuvorkommend ist. Er erzählt uns, dass der Unterricht in der Schule ein Witz sei und man sich Englisch selbst beibringen muss. Dafür hat Indonesien im Gegensatz zu beispielsweise Indien allerdings eine Nationalsprache, die fast überall gesprochen und verstanden wird. Zuletzt hilft er uns, den richtigen Minibus zu finden, der uns für 20ct pro Person bis vor die Haustür unserer Lodge bringt. Ich mag Sulawesi.

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227. 27.05.2014

Wenigstens einmal will ich zum Sonnenaufgang im Wasser sein. Da die Sonne hier schon um halb sechs aufgeht, wir bisher aber immer erst gegen zwölf oder später eingeschlafen sind, hat mich auch der durchs Fenster einladend leuchtende orange Schimmer nicht aus dem Bett gebracht. Doch heute bin ich nach sieben Stunden Schlaf fit und schwimme ein letztes Mal durch das Riff bis zur Unterwasserklippe. Im Anschluss gibt es Frühstück, Formalitäten werden geklärt (Bezahlung, Registrierung der Tauchgänge) und wir haben das Glück, das ein Insulaner mit seinem Speedboat zur selben Zeit wie wir nach Manado muss und uns mitnimmt. Dort werden wir uns klar darüber, dass es bis zur Busstation etwas zu weit zum Laufen ist, aber gottseidank gibt es Bluebird Taxis. Zwanzig Minuten später und um ganze 2€ ärmer erreichen wir das Busterminal, von dem aus permanent Minibusse nach Tomohon abfahren. Der Ort liegt keine Stunde entfernt von Manado und gibt doch schon mal Einblicke in die hiesigen Straßenverhältnisse. Das Problem sind weniger die makellos geteerten Straßen selbst, als das Terrain, auf dem sie errichtet wurden. Dem vulkanischen Ursprung entsprechend ist Sulawesi bergig und so sind 20km Luftlinie schnell das Doppelte, wenn man an den Erdboden gebunden ist. Die gewünschte Unterkunft ist dagegen schnell gefunden und verfügbar. Nach einer Mittagspause wandern wir um ein Uhr nachmittags los zum Vulkangipfel Kentur Mahawu, der nur 5km Fußweg entfernt liegt. Die haben es, besonders gegen Ende, allerdings in sich, wozu das Klima sicherlich noch beiträgt. An der Spitze hat man eine schöne Sicht und es riecht nach Schwefel. Wir umrunden den Krater zur Hälfte und steigen auf der gegenüberliegenden Seite ab, wo wir nach kurzer Zeit auf eine geteerte Straße nach Tomohon gelangen. Unterbrochen werden wir beim Laufen von sich um Fotos reißende Teenagerinnen, die von verschiedenen Posen und Zusammenstellungen gar nicht genug kriegen können. Wir schon, also verabschieden wir uns irgendwann höflich und wundern uns, dass hier fast nur Frauen nach Fotos fragen. Was an zwei verschwitzten Weißen in Trekkingklamotten aufwertend sein soll, werde ich sowieso nie verstehen. Der Rückweg dauert länger als erwartet, aber um halb fünf sind wir schließlich im deutschlandbeflaggten Tomohon. Indonesier sind echte Fußballfans und zur WM hat jeder sein Lieblingsteam (immer aus Europa), dass er durch Aushängen der Landesflagge unterstützt. Quantitativ führen wir vor Frankreich, Spanien und Holland, ein gutes Omen, würde ich sagen. Es gibt nicht wirklich was zu sehen, aber die Atmosphäre in der Kleinstadt ist ruhig und freundlich. Zumindest in diesem Teil Indonesiens fällt es schwer zu glauben, dass man sich in einem Entwicklungsland befindet. Es gibt keine Bettler, die Straßen sind hervorragend, die Häuser nicht zweckmäßig, sondern tatsächlich schön. Wir verschaffen uns einen kulinarischen Überblick, indem wir alles, was interessant aussieht, kaufen und probieren. Es gibt Seegraschips, nicht zuckersüßen Eistee, frittierte Banane im Teigmantel, eine Art Karamellkuchen und Puddingschnitten. Das eigentliche Abendessen zu finden dauert wegen der ausschließlich indonesischen Schilder länger , doch nachdem ich jemanden mit Englischkenntnissen entdeckt habe, kann ich mich für eine Limettengrass-Hühnchen-Nudelsuppe entscheiden, Eva für einen Tintenfisch (1,70€). Dazu trinken wir stark gesüßten Ingwertee mit Milch, eine weitere lokale Spezialität. Wir essen zusammen mit unserem Übersetzungshelfer in der Not, der wie alle Bekanntschaften auf Sulawesi bisher mäßig Englisch spricht, aber neugierig, freundlich und zuvorkommend ist. Er erzählt uns, dass der Unterricht in der Schule ein Witz sei und man sich Englisch selbst beibringen muss. Dafür hat Indonesien im Gegensatz zu beispielsweise Indien allerdings eine Nationalsprache, die fast überall gesprochen und verstanden wird. Zuletzt hilft er uns, den richtigen Minibus zu finden, der uns für 20ct pro Person bis vor die Haustür unserer Lodge bringt. Ich mag Sulawesi.

Lieber spät als früh

226. 26.05.2014

Als ich aufwache ist es dreiviertel acht und ich werde von Eva direkt mit dem Vorschlag überrumpelt, eine weitere Nacht zu bleiben. Sie blieb die Nacht bis zwei Uhr wach, um unsere Routenoptionen bis Makassar durchzukalkulieren. Demnach können wir sowohl auf die Togean Islands (und würden uns somit eine 17-stündige Busfahrt sparen), als eben auch einen weiteren Tag auf den Bunaken verbringen. Dummerweise bedeutet die eigentlich schönere Alternative über eine Inselgruppe zwischen Nord- und Zentralsulawesi, dass ich wieder mit der Malariaprophylaxe beginnen muss, die bei Lariam einen Zeitraum von minimal sechs Wochen umfasst.
Das Programm heute ist Schnorcheln. Die vier Holländer fahren für Tauchgänge hinaus und wir begleiten sie mit Tauchmaske. Neben Schildkröten beim Dösen am Meeresgrund, riesigen Schwärmen von "Daggerfishes" (wegen der sichelförmigen Schwanzflosse - ich weiß nicht, wie er auf Deutsch heißt) und faszinierenden Fischen, die die Form eines Besenstiels haben, treffe ich erneut auf einen mich attackierenden Drückerfisch (harmlos, solange man ihn rechtzeitig sieht) und eine Feuerqualle (sehr schmerzhaft). Nichtsdestotrotz könnte ich hier auch noch eine weitere Woche tagtäglich mit dem Boot ausfahren und tauchen/schnorcheln gehen. Zum besten Abendessen bisher stoßen zwei französische Expats zu uns, die in Jakarta arbeiten und hier einen Kurzurlaub unternehmen. Von ihnen und durch diverse Internetseiten erfahren wir, dass die Hauptstadt ein blühendes Nachtleben hat, mit Stripclubs, zugedrogten Ravern und einer LGBT-Community. Im zahlenmäßig größten muslimischen Land der Welt ist das ein ziemliches Paradox (auf das ich mich freue). Entgegen aller Behauptungen scheint Jakarta eine wenn schon nicht schöne, doch interessante Stadt zu sein.

Auf Tauchstation 3

225. 25.05.2014

Nach den letzten, eher passiven Tagen bin ich heute voll integriert. Zum einen nehme ich an Evas beiden letzten Tauchgängen teil, zum anderen steht heute der Nightdive an. Die Sicht hat sich während der letzten Tage verschlechtert und liegt "nur" bei ca. 15m, was nach normalen Maßstäben aber immer noch sehr gut ist. Mich ärgert lediglich, dass ich, obwohl ich Beine kaum und Arme überhaupt nicht bewege, nach knapp einer Stunde auftauchen muss, während Eva fast siebzig Minuten mit derselben Menge Sauerstoff auskommt. Balance und Sauerstoffverbrauch sind die zwei größten, bleibenden Herausforderungen, die man über Jahre perfektionieren kann (unser Tauchlehrer kann mit derselben Flasche Sauerstoff drei Stunden Unterwasser bleiben und benötigt die Luftkammern in seiner Jacke gar nicht). Zu sehen gibt es vor allem eine Meeresschildkröte, die Korallen zutraulich aus der Hand frisst. Drei der vier Holländer fangen parallel mit ihrem Tauchschein an und so haben wir ein volles Boot. Nach Rückkehr und Mittagessen schlafe ich etwas und setze meine seit Monaten andauernde, durch Kindlediebstähle und Besuche aus der Heimat unterbrochene Lektüre "Hinduismus für Dummies" fort. Um sechs legen wir für das Highlight des Tages ab, dieses Mal nur Aloo, der Tauchlehrer, Eva und ich.
Es ist ein komisches Gefühl, sich vom Bootsrand rückwärts in schwarzes Wasser fallen zu lassen. 15 Meter unter dem Merresspiegel ist von selbigem im Dunklen nichts mehr zu sehen und man fühlt sich endgültig wie in einer anderen, verlangsamten, schwerelosen Welt. Hier und da zeigen sich ein paar Fische, die meisten aber haben längst Verstecke für die Nacht aufgesucht und manchmal entdeckt man sie regunglos wie in Schockstarre in Höhlen und Korallen. Dafür sind Krebse und Garnelen nun umso aktkiver. Aber das Tauchen nachts scheint weniger das Gesehene und mehr die Atmosphäre auszumachen. Zum Schluss stoppen wir fünf Meter unter der Oberfläche, schalten die Taschenlampen aus und können so das Plankton sehen, dass bei Berührung fluoresziert, sodass Bewegung leuchtende Spuren hinterlassen (es sieht aus wie viele Glühwürmchen auf einem Haufen. Im Laufe des restlichen Abends erreichen wir beide unsere Tagesziele, ich verbrauche beim letzten Tauchgang wesentlich weniger Luft, Eva besteht die Theorieprüfung und daraf sich von jetzt an "Open Water Diver" nennen.

Samstag, 24. Mai 2014

Tauchstation 2

224. 24.05.2014

Eva schwimmt oder tut sonst etwas, das sie nicht lassen kann, ich gönne mir ganze sieben Stunden Schlaf, bevor wir gemeinsam frühstücken und daraufhin wieder um die Insel zu einem der vielen Tauchspots zu fahren. Heute verzichte ich aus finsnziellen Gründen komplett darauf, komme aber trotzdem mit und beobachte das Geschehen mit Tauchmaske von der Oberfläche. Mit einem  Hammerfisch und einem Delfin sehe ich hier oben sogar Tiere, die den anderen in der Tiefe entgehen. Dazu einige riesige Schildkröten, die man sich in freier Natur so gar nicht vorstellen mag. Dafür hat man sie zu oft in Zoos und Gehegen gesehen. Meistens muss ich nicht viel mehr machen, als mich mit der Strömung entlang der Riffwand zu navigieren. Unter den Tauchern sind neben Eva und Ferdinand heute noch Richard, ein schweizerdeutscher Google-Programmierer aus Boston und Evelyn vom Fährboot. Nach den beiden Tauchgängen fahren wir zum Mittagessen zurück. Anschließend will ich in der Hängematte lesen, doch das Buch ist so trocken, dass ich gegen vier plötzlich aufwache und realisiere, dass neue Gäste angekommen sind. Zwei niederländische Paare, natürlich zum Tauchen. Der Abend verläuft wie gewohnt, abgesehen davon, dass Eva jetzt Theoriestunden für ihren Tauchschein bekommt, allerdings in einem Umfang, mit dem man in Deutschland vermutlich noch nicht einmal eine Sauerstoffflasche anlangen dürfte.

Tauchstation 1

223. 23.05.2014

Nachdem wir uns gestern einen ersten Eindruck von einem der besten Tauchreviere der Welt machen konnten, kommen wir heute etwas tiefer. Weil Ferdinand, der holländische Besitzer, heute seinen Kühlschrank in Manado kauft, beginnt Eva mit einem seiner Assistenten direkt mit zwei Tauchgängen und ich komme in den Genuss von Ermäßigungen, da das Boot nun so oder ausläuft. Ihren ersten Tauchgang beobachte ich schnorchelnd von oben, am zweiten nehme ich teil. Dazwischen kann ich mir eine Tirade von Schwärmereien und begeisterten Schilderungen von einer so breit grinsenden Eva anhören, dass ihre Lippen aufplatzen müssten. Das großartige an den Spots hier sind die Steilwände an den Inselküsten, die zwischen 50 und 200m tief senkrecht abfallen. Vor lauter Korallen ist kaum ein Stein zu sehen und es wimmelt von Fischen jeder Farbe und Form. Dazu kommt der Eindruck von Tiefe, denn selbst die hervorragenden Sichtbedingungen (bis zu 25m) erlauben nur selten Blickkontakt zum Grund. Nicht ganz regelkonform gehe ich mit meinem Buddy/Aufpasser bis auf 22m hinunter und tauche über die nächsten 50 Minuten langsam entlang der Steilwand auf. Eva ist währenddessen auf 13m geblieben, was das Dauergrinsen aber nicht im Geringsten beeinträchtigt. Derart euphorisch kommen wir zurück zur Cakalang Lodge, wo bereits ein Mittagessen auf uns wartet. Es gibt hier meistens Fisch, aber unterschiedliche Sorten und sehr verschieden zubereitet. Meine ehemals grundsätzliche Abneigung beschränkt sich mittlerweile auf Geräuchertes und Dosenfisch, sodass ich das Essen wirklich genießen kann. Eva sinnt derweil über den nächsten Schritt zur Vegetarierin nach, da sie die Fische nach näherer Bekanntschaft tiefer ins Herz geschlossen zu haben scheint. Unersättlich wie wir sind, stürzen wir uns am Nachmittag ein weiteres Mal mit Schnorcheln und Tauchmasken ins Meer, um hunderte Meter entlang der Steilwand unseres vorgelagerten Korallenriffs zu schwimmen. Was man bereits von der Oberfläche sehen kann ist bar jeden Vergleichs. Anstatt dem Versuch einer Beschreibung empfehle ich lieber Fotos oder noch besser, gleich einen Tauchschein zu machen und einen Flug in eine tropische Küstenregion zu buchen.
Ausreichend verausgabt verbringen wir den restlichen Tag mit Lesen, Schreiben und Gesprächen. Aus dem geplanten Besuch einer Hochzeit mit Ferdinand wird leider nichts, aber wir geben uns auch mit einem abendlichen Strandspaziergang zufrieden.

Eine kleine Insel

222. 22.05.2014

Auch heute bleiben wir wieder lange im Frühstückssaal sitzen und schreiben. Erst um zwei Uhr nachmittags fährt das Boot auf die Bunaken Islands, bis dahin gibt es nicht viel zu tun. Denken wir. Um eins erzählt uns jemand, dass das Boot manchmal auch schon um diese Uhrzeit absetze, woraufhin wir überstürzt das Hotel verlassen. Auf dem Weg fällt uns ein, dass unser Geld niemals für den von Eva angepeilten Tauchkurs ausreichen wird (auf Bunaken gibt es keine Möglichkeit welches abzuheben). Doch der ATM gibt bei Evas Karte kein Geld aus. Mit meiner würden die mehrfachen Abhebungen über 20€ an Gebühren kosten. Fieberhaft überlegen wir, bis Eva die Idee kommt, sich selbst neues Guthaben zu überweisen, das sie dann abheben kann. Die Prozedur wird in dem Boot zu einem Krimi, da wir jeden Moment ablegen könnten. Doch es klappt, mit meiner und ihrer Kreditkarte sprintet Eva zur nächsten Bank und kommt zehn Minuten mit Geld zurück. Allerdings mit weniger, als wir uns vorgestellt hatten, da ihre Überweisung nicht sofort gutgestellt wurde und meine Karte wegen der vielen Flugbuchungen für uns beide ihr monatliches Limit erreicht hat. Irgendein Weg findet sich trotzdem immer, da sind wir uns sicher. Auf der nur halbstündigen Überfahrt gibt uns Evelyn, eine niederländische Tauchlehrerin und Resortleiterin, Tipps für die Unterkunft auf der Insel. Wir steigen am Hauptort aus und haben nach einem Kilometer die ersten Guesthouses am Strand ereicht. Die Preise sind ungewohnt hoch, doch dafür sind hier drei Mahlzeiten inbegriffen, was angesichts nicht vorhandener Restaurants Sinn macht. Nach stundenlangem und doch angenehmen (dank der Freundlichkeit der Besitzer) Hin und Her entscheiden wir uns für das kleine Ressort eines holländischen Tauchlehrers, wo wir neben Mahlzeiten auch noch die Schnorchelausrüstung umsonst bekommen. Das nutzen wir gleich aus, wann hat man sonst schon mal ein Korallenriff direkt vor der Tür? Zwanzig Minuten Schnorcheln reichen, um Eva restlos von einem Tauchschein zu überzeugen. Danach müssen wir wegen der einbrechenden Dunkelheit bereits aus dem Wasser. Zum Abendessen gibt es einen riesigen Fisch, von dem niemand weiß, wie er heißt (ein Verwandter des Thunfischs ist er angeblich), mit Reis, frittiertem Gemüse und etwas Gurkenähnlichem. Zu uns gesellt sich der Besitzer, der eine interessante Biographie vorzuweisen hat. In der Textilbranche war er in der ganzen Welt unterwegs und hat quasi überall gewohnt, bevor er sich vor acht Jahren binnen einer Urlaubswoche so sehr in Nordsulawesi verliebte, dass aus dem Urlaub ein neues Leben wurde. Heute verlässt er seine Wahlheimat nur noch, um alle fünf Jahre sein Arbeitsvisum in Singapur verlängern zu lassen. Stolz präsentiert er uns sein Haustier, einen Bärenkuskus, der nur auf Sulawesi lebt und vom Aussterben bedroht ist. Eigentlich darf man sie sich gar nicht halten, aber da er diesen vor einer Schlange gerettet hat und der Kuskus zu schwer verletzt war, um alleine überleben zu können , hat er eine Sondergenehmigung erhalten. Das Tier ist ohne Schwanz etwa 35cm lang, lebt auf Bäumen, ernährt sich von Samen, Blättern und Früchten und hat eine große Vorliebe für Evas erkletterbare, lange, blonde Haare, in denen es eine halbe Stunde verbringt.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Alles auf Null

221. 21.05.2014

Zwischen neun und eins sitzen wir durchgehend im hoteleigenen Restaurant mit schnellem Wifi und versuchen, den nächsten Tagen und Wochen eine Form zu geben. Tauchen auf Bunaken? Oder doch Togean Islands? Brauchen wir einen Reiseführer? Wann sollten wir den Flug von Sulawesi nach Bali buchen? Und was hat Martin Sonneborn da auf Facebook gepostet? Um halb elf sorgt unser angekommenes Gepäck für eine angenehme Überraschung, eigentlich hatten wir gar nicht mit Pünktlichkeit gerechnet.
Schließlich entkommen wir dem Klammergriff der Elektronik und durchstreifen die Umgebung auf der Suche nach SIM-Karten, Geldwechsler und Kopfhörern (meine sind wohl oder übel verschwunden). All das finden wir und staunen dabei nicht schlecht über die uns treffende Aufmerksamkeit. Männer freuen sich über einen Blick von Eva, Frauen reden mit mir, als wäre ich Teeniestar und sie hätten ein Meet & ,Greet gewonnen und alle schauen uns an. Als Hafen zu einigen der weltbesten Tauchplätze sollte man meinen, dass Weiße hier nichts Ungewohntes sind, aber zeitweise bekommt man das Gefühl, man sei ein Alien oder zumindest eine Berühmtheit. Auf dem Weg zur Küste sprechen uns zwei kleine (große gibt es eigentlich auch nicht) Indonesierinnen in brüchigem Englisch (gutes Englisch gibt es leider eigentlich auch nicht) an, ob sie uns begleiten dürften. Obwohl sie äußerst sympathisch sind, werden die Gespräche schnell eintönig oder setzen aus. Doch bevor wir uns verabschieden, lassen wir uns von ihnen überreden, zu Jesus zu beten (in Nordsulawesi ist die Bevölkerungsmehrheit christlich). Für das Seelenheil ist also gesorgt, beruhigt können wir den fantastischen Sonnenuntergang und das Wetterleuchten in den Wolken vom Meeresufer aus beobachten.
Ich kann Eva überreden, für heute in das Restaurant mit englischer Übersetzung auf der Karte mitzukommen, dass zudem für das beste Saté (Fleisch- oder Fischspieße mit Erdnusssoße) gelobt wird. Dem kann ich mich nur anschließen und mit 5€ für frischen Fruchtsaft, Hühnchensaté, Salat und Bananensplit steht Indonesien auch hier Indien in nichts nach (tatsächlich ist es noch billiger). Nur der Dessertgeschmack der Indonesier scheint mir etwas merkwürdig, insbesondere ihre Vorliebe, Schokolade mit Käse zu kombinieren (eine Spezialität ist z.B. ein Schokodonought mit Reibekäse darüber).
Als wir uns am Abend schließlich sogar noch auf ein Abflugdatum von Makassar in Südsulawesi einigen und somit buchen können, haben wir mehr geleistet, als ich es an einem ersten Tag in einem neuen Land erwartet hätte. Eindrücke von Indonesien folgen nach genauerer Beobachtung.

Zuviel für einen Tag

220. 20.05.2014

Fünf Tage. Wir können nicht glauben, dass wir schon so lange hier sind. Nach der Langsamkeit und vielen Zeit in Indien und Nepal war Singapur für uns wie ein Rausch. So viel zu sehen, so schnell, so modern, so groß. Ich merke, dass ich im Zweifelsfall doch ein Großstadtmensch bin, die vergangenen Tage waren für mich eines der absoluten Highlights, das kann ich jetzt schon sagen. Genauso, dass Singapur außerhalb Europas meine absolute Lieblingsstadt ist. Freundlichkeit, Effizienz, Struktur. In diesen Punkten ist es nicht nur seinen Nachbarstaaten, sondern auch unseren Großstädten um Längen voraus.
Was uns zum Tagesgeschehen bringt, denn wir gehen eigentlich viel zu spät zum Flughafen los, da ich meine Kopfhörer nicht finden kann. Zwischen Selbsthass, Wut auf alles und Nachgrübelei gebe ich mein Bestes, beim Abschied von Yin Tian freundlich zu sein. Obwohl teilweise ziemlich kauzig, ist er ein freundlicher und echt netter Gastgeber gewesen. Nach ein paar Minuten Warten kommt der Bus zum Terminal, wo wie auf Abruf der Flughafenbus bereits steht und sich, kaum dass wir drinnen sind, in Bewegung setzt. Ob Glück oder perfekte Abstimmung, so kommen wir jedenfalls fast zwei Stunden vor Abflug am Terminal an und haben sogar noch genug Zeit, unsere ÖPNV-Smartcards zurückzugeben und von dem verbleibenden Münzgeld einen Kaffee zu trinken. Am Check-In Schalter bekommen wir tatsächlich noch Plätze in der ersten Reihe (sprich absolute Beinfreiheit), was mich in dem Moment zwar auch nicht aufheitern kann, aber im Nachhinein betrachtet doch ziemlich cool war. Der Flug nach Jakarta dauert knapp zwei Stunden und ist wegen der geschlossenen Wolkendecke ziemlich unspektakulär, zumal Lion Air als Billigfluglinie weder Bordentertainment noch Essen (es sei denn gegen Zuzahlung) auf ihren Flügen bietet. Nach dem zum besten Flughafen der Welt gekürten, perfekt organisierten Singapur Changi ist Jakarta ein Schock für uns. Wir laufen dreimal zwischen Immigration und dem "Visa on arrival" Schalter hin und her, weil uns niemand sagen kann, ob wir als Ausländer auf Transit ein Visum brauchen oder erst am Zielort beantragen müssen. Letztlich holen wir uns eines und dürfen uns damit am Zoll einreihen, der zwar unser Handgepäck kontrolliert, aber weder ein Zollformular verlangt noch das restliche Gepäck inspiziert, dass wir ja auch überhaupt nicht haben, schließlich sind wir auf Transit. In einem überfüllten Bus wechseln wir von Terminal 2 auf 1, von dem die Inlandsflüge abgehen. Obwohl eigentlich ein großer Flughafen, wirkt Jakarta durch die Aufteilung in viele Terminals und Subterminals nicht so. Eine weitere lokale Besonderheit lernen wir am Check-In für unseren Anschlussflug kennen: Die Flughafengebühr. Die beträgt 40 000 Rupiah, was 2,60€ entspricht, jedoch haben wir noch keinen Cent in dieser lustig inflationären Währung. Der Preis, den wir in Singapurdollar zahlen müssten, ist nach Umrechnung fast doppelt so hoch, also heißt es rückwärts durch die Sicherheitsschleuse und den nächsten Bankautomaten ausfindig machen. Dabei fällt uns auf, wie billig Indonesien ist. Selbst internationale Marken wie Starbucks, eigentlich ein Garant für vergleichbare Preise (immerhin haftet ihnen ein Premiumsiegel an), gibt hier wegen der schwachen Währung einen gewaltigen Nachlass. Ich kaufe mir für 1,30€ einen Muffin und ein riesiges Bananen-Schokohörnchen (am Flughafen!) und schon gehen wir für den zweiten Versuch wieder zurück zum Terminal. Dieses Mal klappt der Einlass problemlos und es bleibt sogar noch genügend Zeit für ein schnelles Essen. Ich mache es mir leicht und nehme einen Burger, anstatt bei einem der an sich leckeren lokalen Restaurants das Risiko einzugehen, dass ich am Ende Innereien, mir unbekannte Pflanzen oder einen Liter Soyasauce in meinem Essen vorfinde. Eva wählt diesen Weg und wird von ihrem gebratenen Reis nicht enttäuscht, allerdings genauso wenig begeistert. Mit dem Nachtisch im Rucksack geht es auf den dreieinhalbstündigen Flug nach Manado, über 2500km von Jakarta im Nordosten Sulawesis gelegen. Auch dieses Mal gibt es keine Verpflegung und wenn wir nicht gerade aus dem Fenster die kleinen Lichter der großen Schiffe bestaunen, arbeiten wir konzentriert auf unsere Bildschirme starrend Singapur schriftlich auf. Um halb elf lokaler Zeit (Deutschland +6) kommen wir - im Gegensatz zu unserem Gepäck - in Manado an. Das ruht noch dort, wo wir es aufgegeben haben, in Singapur, wird allerdings, wie uns mehrfach versichert wird, morgen Vormittag bis zum Hotel geliefert werden. Hoffen wir's, dort liegt auch meine letzte Chance auf die Kopfhörer begraben. Da wir viel über Betrügereien mit Taxametern in Indonesien gehört haben, nehmen wir die überall empfohlenen, landesweit aktiven Bluebird Taxis, denen man angeblich blind vertrauen kann. Am Hotel angekommen können wir es kaum fassen: 54500 Rn, 3,60€ für 14km. Selbst in Indien hätte ein vergleichbares Taxi (leise, AC, Nachtzuschlag) minimal das Doppelte gekostet! Auch das Hotel sieht hervorragend aus und gleich daneben ist ein Supermarkt, der auch noch um halb zwölf geöffnet hat. Wir treffen die verhängnisvolle Entscheidung, noch einmal hineinzuschauen bevor wir aufs Zimmer gehen. Die Preise sind so günstig wie erhofft, wir holen uns jeder noch etwas zu trinken und laufen gerade auf dem Gehsteig zurück, als es Eva urplötzlich der Länge nach hinstreckt. Zuerst wundere ich mich, denn alles, was ich sehen kann, ist ein 10cm hoher Absatz. Dann zeigt mir Eva einen offenen Gully, der sich im Schatten unsichtbar über den halben Gehsteig zieht. Sie blutet ein bisschen an Knie und Hand, aber sonst geht es ihr gut, was man von ihrer Hose nicht behaupten kann. Sie kann sich nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden bis wir im Zimmer sind. Dessen Standard für 18€ stimmt uns letztendlich versöhnlich mit diesem Tag voll nerviger, dummer, schöner und absurder Erlebnisse.

So spät schon?

219. 19.05.2014

Nachdem Eva in den letzten Tagen zu später Stunde desöfteren etwas zombiehaftes an sich hatte, schläft sie heute bis halb neun durch, da ihr Handy mit dem eine Stunde früher gestellten Wecker über Nacht den Geist aufgegeben hat. Leicht panisch gleichen wir die to-do-Liste mit dem einen verbleibenden Tag ab und kommen zu dem Schluss, dass wir rationalisieren müssen. Höchste Priorität hat die Ausstellung Genesis von Sebastião Salgado, in der erschlagende 240 großformatige schwarz-Bilder die Natur zeigen, wie wir sie gerne hätten (http://arnoldzwicky.s3.amazonaws.com/SalgadoSealsPenguins.jpg). Das anfängliche Oha vor jedem Bild lässt durch die schiere Anzahl der Werke irgendwann nach, aber das ist auch das einzige, was man dieser bombastischen Ausstellung ankreiden kann (außer man hält generell nichts von Ästhetisierung, aber wer so etwas behauptet, will nur abgeklärt wirken).
Über verschlungene Pfade, eine weitere, nette Kunstgalerie und erneut eine Cold Stone Filiale kommen wir zum botanischen Garten Singapurs. Evas prägendes Erlebnis auf diesem Weg ist der Fund einer Mango. Auf der Straße! Unter einem Mangobaum! Das Land, in dem Milch und Honig fließen ist für sie das Land, in dem tropische Früchte auf öffentlichen Grünflächen von den Bäumen fallen. Mit einem strahlenden Kind an meiner Seite betrete ich den nationalen Orchideengarten, über den ich mich aufgrund mangelnden Fachwissens nichts zu sagen traue, außer dass er recht schön war. Die halbe Stunde Busfahrt in die Stadt kühlt mich wieder etwas ab, nachdem meine Poren nach unserem insgesamt dreistündigen Spaziergang die reinsten Springbrunnen waren.
Das letzte Highlight steht noch an. Wie in jeder Großstadt dieser Welt will ich nicht abreisen, ohne einmal in einer Skybar gewesen zu sein. Am besten in der höchsten. Die heißt hier Altitude und liegt auf dem Dachgeschoss des Raffles Building 270m über dem Straßen. Im Eintritt von 18€ ist ein Drink inbegriffen (was, außer einem Singapore Sling könnte man zu diesem Anlass trinken?), die Karte ist für eine exklusive Bar in dieser Lage und Stadt eigentlich preiswert und die Alterskontrolle (Frauen: 21 / Männer: 25 Jahre) glücklicherweise nachlässig. Von der Sicht brauche ich nicht zu erzählen, da sprechen Fotos für sich. Etwa zwei Stunden wandern wir von Geländer zu Geländer, bis uns der Hunger ein letztes Mal um die Bay zur Esplanade treibt, an der es einen riesigen Foodcourt gibt. In meinem Essen lassen sich Reis, Huhn und Blatspinat klar erkennen, Eva hat einen bunt zusammengewürfelten Eintopf aus Gemüse und irgendeinem Fisch. Wir winken der Skyline und verschwinden in den Katakomben der unterirdischen Metro-Einkaufszentren, tauchen für ein Eis noch einmal auf und fahren schließlich nach Hause. Fünf perfekte Abende in Folge (und die Tage waren kaum schlechter), das erlebt man nicht allzu oft.

Frieren am Äquator

218. 18.05.2014

Selbst wenn wir uns hier mal vornehmen, früher nach Hause zu gehen, ist es magischerweise immer zwölf, wenn ich in unserem Zimmer auf die Uhr schaue. Dank Internet gibt es noch so viele Dinge, die man tun muss oder zumindest kann, dass ich kaum vor halb zwei zum Schlafen komme. Doch heute wird trotzdem beinhart um halb neun aufgestanden. Als wäre es nichts, ist Eva wieder mal eine Stunde vor mir wach und schreibt gnädig irgenetwas auf dem Ipad, anstatt mich zu wecken. Wir fahren die üblichen 45 Minuten Metro bis zur Marina Bay, während derer sich der Himmel immer dunkler färbt. Als wir aus der Station herauskommen, nieselt es. Kurzentschlossen läuft Eva los, es sind schließlich nur einige hundert Meter bis zu unserem Ziel, der Marina Bay Mall. Sie hat allerdings auch noch nie zuvor einen tropischen Regenschauer erlebt. Binnen Sekunden prasselt ein sintflutartiger Wasserschwall auf uns ein und bis wir den Eingang erreichen, tropfen unsere Haare. Die sonst angenehmen 19ºC in klimatisierten Gebäuden sind uns dementsprechend unwillkommen, eine Erkältung vorprogrammiert.
Ich muss mir ein neues Leinenhemd kaufen, nachdem der Vorgänger in Kathmandu derart diletantisch genäht wurde, dass ich auch ein Stück Tape auf den Riss hätte kleben können. Dem äußeren Erscheinungsbild wäre es nicht weniger abträglich gewesen. Als die Festung des Durchschnittsverdieners macht sich Zara auf zwei Stockwerken zwischen Pradas, Louis Vuittons und Bvlgaris breit und hat das Gewünschte für vergleichsweise günstige 50€ im Angebot. Den Umstand, dass ich bei der Anprobe klitschnass bin, übersieht der Angestellte mit singapurianischer Freundlichkeit.
Direkt vor den Einkaufsarkaden befindet sich das ArtScience Museum, in dem Genanntes kombiniert wird. Auch der Bau ist Kunst und Wissenschaft zugleich. In den auf einem etwa 15 Meter hohen Pfeiler fußenden, sich wie Pflanzen nach oben biegenden Stahlbetonstreben kann man am ehesten eine abstrahierte Hand erkennen. Darin jedenfalls findet zur Zeit eine Austellung von und über die berühmte Fotografin Annie Leibovitz statt, die Eva um jeden Preis sehen möchte. Ich kann ihre Bewunderung verstehen, Leibovitz schießt Fotos, die man gerne selber geschossen hätte. Nicht wegen der Stars oder der Schauplätze, sondern weil sie immer den richtigen Ausschnitt zum perfekten Zeitpunkt aus der besten Perspektive im vorteilhaftesten Licht einzufangen scheint. Was uns schließlich aus dem Museum treibt, ist die eisige Kälte, die durch Air Conditioning und nach wie vor nasse Kleidung entsteht. Abgesehen davon haben wir uns mit einem weiteren Couchsurfer, Yinan, verabredet. Wir treffen uns in Little India, von wo er uns durch die multikulturellen Viertel seiner Stadt führt. Die Briten verfolgten eine segregative Politik, deren Spuren heute in Little China, India und Arabia zu sehen sind. Hier finden sich auch die letzten Kolonialbauten in der ansonsten mit hohen Glasfassaden verkleideten Innenstadt. Angesichts der Grundstückswerte ein kleines Wunder. Yinan ist gebürtiger Chinese, aber hat 17 seines bisher 21 Jahre währenden Lebens in Singapur verbracht. Wenn er in zwei Wochen mit dem leidigen Militärdienst, der hier zwei Jahre dauert, fertig ist, wird er nach Cambridge gehen, um Jura zu studieren. Er mag Singapur, aber ein Leben lang in einer Stadt zu wohnen kommt für ihn nicht infrage. Nach einer dreistündigen Führung mit vielen Hintergrundinformationen (z.B. kostet die Zehnjahreslizenz für ein Auto gegenwärtig ca. 40 000€, mindestens noch einmal so viel wird man angesichts der 200% Steuern für seinen Wagen ausgeben müssen, von den horrenden Parkgebühren ganz zu schweigen) trennen wir uns wieder und wir gehen zu ColdStone, einer amerikanischen Eisdielenkette, die ich noch aus Dubai kenne. Neben "go big or go home" Größen bietet sie ein ziemlich einzigartiges Konzept, bei dem das Eis vor den Augen der Kunden mit einem Spachtel mit frei wählbaren Zutaten wie Früchten oder Kuchenteig vermischt wird. Wir bestellen einen undeutschen "Germanchokoladecake" und hetzen in Richtung Supermarkt, weil wir nur noch eine Stunde bis zum Beginn des Theaterstücks haben. Die Auswahl in dem Markt ist wie bei uns, doch das Preisniveau für Lebensmittel wahnsinnig, weil fast alles von weit her importiert werden muss (und die Leute es sich leisten können). Bei 4€ für 100 Gramm überlegt man sich zweimal, ob man Schinken wirklich braucht und 2,50€ für dieselbe Menge Butter (die billigste!) hinterlassen auch ein ungutes Gefühl. Hauptsache, wir schaffen es rechtzeitig zur Vorstellung und das tun wir. Problemlos findet sich noch ein Platz für zwei auf der Rasenfläche und schon beginnt das Stück mit einer Choreografie zwischen Tanz und Catwalk. Obwohl wir sicherlich nicht die kleinen Rafinessen und Wortspiele Shakespeares verstehen, fällt es doch erstaunlich leicht, der Handlung zu folgen und die Sprecher zu verstehen. Die Inszenierung ist modern-traditionell, als hätte man gerne modernes Theater aufgeführt und dann festgestellt, dass "Der Kaufmann von Venedig" ja in der frühen Neuzeit spielt. Am Ende sind wir uns trotzdem einig, dass das Stück sich für seinen naturgemäß hohen Preis gelohnt hat und ich bin voller Überzeugung, dass daselbe für mein Schinkenbaguette gilt.

Dschungelgroßstadt

217. 17.05.2014

Ohne Wecker stehe ich irgendwann gegen ein Uhr mittags auf, Eva ist zu dem Zeitpunkt bereits seit einer Stunde wach. Man hat bei ihr mitunter das Gefühl, sie schlafe eher aus Bequemlichkeit denn weil es notwendig wäre. Eine kalte Dusche und Schale Müsli später sitzen wir im Bus zum Mac Ritchie Reservoir, einem groß angelegten Dschungel in der Stadt. Für den erhöhten Treewalk sind wir leider schon zu spät, so laufen wir dem Erdboden verhaftet eine Runde um den zentralen See. Singapur ist trotz des denkbar ungeeigneten Wetters (wenn es nicht gerade regnet) eine Joggerstadt. Alle paar Wochen findet irgendein Marathon oder Nightrun statt und jeden Abend begegnet einem eine bunte Schar von Asiaten und Weißen, von pummeligen Walkern bis zu trinkrucksackbewehrten Sportskanonen. Auch im Reservoir sind mindestens ebenso viele Läufer wie Spaziergänger unterwegs. Direkt neben dem Weg beginnt das undurchdringliche Dickicht des Urwaldes, aus dem ein ununterbrochenes Surren und Zirpen schallt. Auf dem Rückweg entdecken wir eine Affenfamilie am Wegesrand, die allerdings nur süß ist, bis Eva dem Baby mit der Kamera zu nahe kommt. Zähnefletschend wird sie vom 40cm großen Silberrücken vertrieben und die nächsten Passanten attackiert.
Mit dem Bus fahren wir nach Little India, das entgegen meiner Assoziationen mit Indien sauber und organisiert ist. Hier ist die mindestens coolste, vielleicht auch beste Eisdiele der Stadt: Nitro 320 below. So lernen wir die Temperatur von flüssigem Stickstoff in Fahrenheit. Die Zubereitungsmethode für mein Schokoladeneis besteht darin, Sirup in eine Schüssel zu geben und ihn darin mit Milch zu mischen und flüssigem Stickstoff zu kühlen (sollte irgendwas zwischen 170 und 200 Grad Celsius unter Null haben, wenn ich mich recht erinnere). Das Resultat ist erschreckend gut und viel weniger gesüßt, als man es von normalem Milcheis gewöhnt ist. Und der die Theke einhüllende verdampfende Stickstoff macht natürlich auch was her. Weiter fahren wir mit der Metro zur Esplanade, um Tickets für "Shakespeare in the park" zu kaufen. Das Konzept gibt es in einigen Städten, jedes Jahr wird auf einer Freilichtbühne ein Stück von William Shakespeare aufgeführt und anstatt von Sitzplätzen gibt es Rasen, auf dem jeder nach Belieben Decken ausbreiten und picknicken darf. Dieses Jahr läuft "The Merchant of Venice" in Originalfassung. Obwohl wir nicht wissen ob, und wenn ja, wie viel wir verstehen werden, klingt die Idee zu schön, um das Risiko nicht einzugehen. Das Abendprogramm der Esplanade ist bei unserer Ankunft in vollem Gange, eine Band spielt im Foyer und auf der Outdoorbühne an der Bay gibt es weitere Konzerte. Nachdem wir uns zuerst im Inneren des riesigen Gebäudes umgesehen haben, gehen wir gemeinsam hinaus und kommen gerade rechtzeitig zu Spielbeginn der Sets Band, einer lokalen Indiegruppe. Der Sänger hat eine brilliante Stimme und die Musik ist sehr eingängig, doch erst die gigantische Kulisse der Wolkenkratzer, deren Lichter sich in dem See spiegeln, sorgt bei mir für eine bleibende Erinnerung an den womöglich schönsten Abend hier.

Eine lange Geschichte

216. 16.05.2014

Darf man sich über das Leid anderer Menschen freuen? Wir stellen uns diese Frage nicht, sondern tun es, als wir erfahren, dass die Französin, die unser Zimmer bezogen hätte, einen Motorrollerunfall in Laos hatte. Ihr ist anscheinend nichts Schlimmes zugestoßen, trotzdem verzögert sich ihr Abflug um einige Tage. Das bedeutet für uns fünf Tage Aufenthalt für umsonst.
Zu sehen gibt es für diesen Zeitraum jedenfalls genug. Nachdem wir in der Nähe der Haupteinkaufsstraße aus der Metro ausgestiegen sind, entdecken wir beim Umherschlendern das Singapore Art Museum, kurz SAM, wo gerade die einzige englischsprachige Führung des Tages beginnt. Im Gegensatz zu den letzten Kunstmuseen, in denen ich war, hat dieses neben Bildern auch eine Vielzahl von Skulpturen und (Video)Installationen. Für mich stand Asien immer für wirtschaftlichen Erfolg und kulturelle Leere (abgesehen natürlich von den alten, traditionellen Formen), aber Singapur belehrt mich eines Besseren. Es gibt alleine drei große staatliche Kunstmuseen, dazu unzählige Galerien und natürlich die Esplanade, hier besser bekannt als "the durian". Die zwei sehr organischen Haupthallen sehen durch die Außenverkleidung mit dreieckigen Metallstücken aus wie eine aufgeschnittene Durianfrucht und beherbergen neben supermodernen Konzert- und Theaterhallen viele kleinere Studios und Galerien, in denen beinahe täglich Konzerte, Ausstellungen und Theaterstücke stattfinden. Die Auswahl reicht von traditionell asiatischer Malerei bis hin zu einer Ausstellung von Annie Leibovitz. Im SAM bekommen wir moderne, teilweise interaktive Werke von hauptsächlich asiatischen Künstlern zu sehen, die entweder ihre Form oder ihr Verhältnis zu Singapur reflektieren sollen. Nach der Hetze in Delhi nehmen wir uns alle Zeit der Welt und bleiben vier Stunden, bevor wir zur City Mall weitergehen, weil Eva sich in ihrer eher pragmatischen Kleidung hässlich fühlt. Das kann hier leicht passieren, ich war noch nie in einer Stadt, in der die Menschen so gut angezogen sind. Die Chancen stehen gut, dass man in der Metro unter den Leuten um einen herum keine einzige Person findet, die nachlässig aussieht. Mit Shorts und T-Shirt bin ich leger an der Grenze zum Tolerablen. Eva in Schlabberhosen und dreckverkrusteten Nike Free liegt in der noch viel umkämpfteren Frauenliga weit darüber. Hotpants und Sandaletten schaffen Abhilfe. Zu Abend essen wir in einem der Foodcourts, wobei ich sehr wenig Glück mit meiner Wahl habe. Anstatt der Nudeln mit frittierten Teigtaschen hätte ich auch ein Pfund Butter essen können. Eine halbe Stunde liege ich mit dem Kopf auf dem Tisch, immer nahe an der Rückgabe meiner Mahlzeit über die Speiseröhre, dann raffe ich mich auf und wir fahren zum Boat und Clarke Quay (ausgesprochen kay), den Partymeilen Singapurs. Der Home Club, angeblich einer der wenigen alternativen Läden, hat leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und so drehen wir unsere Runde quer durch die zwei Viertel, unterbrochen von einem Milchshake bei McDonalds.
Die Preise sind verrückt , das Bier gibt es im besten Fall für 5€ (0,3l), Shots beginnen bei 4€. Leider wirken die Clubs tatsächlich so bescheiden wie sie beschrieben werden. Coole Neon- und LED-Fassaden, U18-R&B-Verschnittmusik und Models auf Flatscreens, um einige der erschreckenden Beobachtungen zu schildern. Eva käme umsonst rein, wäre angesichts der 30S$ (Singapurdollar ~ 60ct), die ich für den Schwachsinn ausgeben müsste, allerdings alleine. Wir ziehen (nach einem langen Smalltalk mit zwei indischen Expats) weiter und finden eine sagenhaft bescheuerte Bar ohne Eintrittskosten. Vor einer Menge aus besoffenen Asiaten und Europäern um die 40 spielt eine Band mit einem Transvestiten als Frontsänger/in Schlager in unglaublich schlechtem Playback. Immerhin 20 Minuten halten wir das durch und haben dabei sogar eine Menge Spaß, dann zieht es uns aber wieder nach draußen. Da Eva Lust auf ein Eis hat, steht ein Besuch bei McDonalds an, der für angetrunkene Nachtschwärmer hier dieselbe Funktion hat wie bei uns. Auf dem Weg stolpern wir über die Ausstellung eines singaporianischen Analphabeten in einem Café (es ist mittlerweile ein Uhr nachts). Er skizziert die Gesichter berühmter Persönlichkeiten mit Kugelschreiber. Die einzelnen Linien sind dabei nicht mehr als Gekritzel, doch mit etwas Abstand treten nicht nur Gesichtszüge, sondern auch Licht und Schatten zu Tage. Für ihre technische Umsetzung sind die Bilder mit Preisen zwischen 280 und 4800S$ eigentlich günstig. Wen der Stil interessiert, sollte nach Vince Low suchen.
Wir entscheiden uns trotzdem für ein Eis und schlendern weiter zur Brücke am Clarke Quay, wo halb Singapur am Vorglühen ist. Bei den bisherigen Erfahrungen mit den hiesigen Bars und Clubs kann etwas Alkohol wohl kaum schaden und weil es bei 7/11 (Tankstelle ohne Benzin, entgegen des Namens nicht von sieben bis elf, sondern immer offen, solange Geschäft zu machen ist) ein Sonderangebot für das billigste Bier gibt, genehmige ich mir zwei (für unglaubliche 7,50S$, so viel kostet sonst eine Dose). Eva hilft ein bisschen, bleibt aber im Großen und Ganzen nüchtern. Während wir auf dem Brückengeländer sitzen, spielt sich eine weitere bezeichnende Episode für Singapur ab. Eine Obdachlose bietet uns Taschentücher für 50 Pennies an, was wir mit einem "Nein, danke" ablehnen. Sie erwidert mit ausnehmender Höflichkeit: "Thank you, and have a nice day tomorrow." Ob Busfahrer, Supermarktverkäufer oder Bauarbeiter, wir haben während unseres gesamten Aufenthaltes keine einzige mürrische Antwort bekommen, wurden nie übergangen und mit beispiellosem Zuvorkommen behandelt. Wenn mir etwas von dieser Stadt positiv in Erinnerung bleibt, dann nicht die Architektur oder Kunst, sondern die allgegenwärtige Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Der nächste Versuch scheitert zunächst, weil ich keinen Ausweis dabei habe, doch zwei Minuten später ist vom Türsteher weit und breit nichts zu sehen und so gehen wir in die Bar, die als eine der letzten überhaupt noch Musik spielt. Die akzeptable Black Music Mischung endet jedoch abrupt nach 20 Minuten, die Lichter gehen an, Ladenschluss. Zum Glück wurde Eva bis dahin von einem amerikanischen Expat mit französischer Frau, Kind und indonesischer Geliebter angequatscht, der uns zu sich an den Tisch einlädt. Mit dabei sind seine Geliebte, ein französischer Arbeitskollege, dessen phillipinische Frau (die ganz und gar nicht eingekauft wirkt) und eine Flasche Belvedere Vodka für etwa 200S$, von denen ich in der nächsten Stunde mindestens 50 vertrinken werde. Eva hält sich zurück, dass Gespräch dreht sich um Indonesien, die Arbeit hier und immer wieder darum, wie sehr der Amerikaner seine Geliebte liebt und seine Frau hasst. Zum Schluss gewinne ich im Armdrücken gegen ihn (wobei mir sein französischer Kollege wortwörtlich unter die Arme greift), wir werden von Vola, der Indonesierin, nach Jakarta eingeladen und ich habe mich für eine Summe betrunken, von der ich zu Hause im besten Restaurant essen gehen könnte. Die Nachtbusse fahren um halb fünf anscheinend nur noch auf dem Fahrplan, also weiter zur Metrostation. Die ist dummerweise bis sechs geschlossen, doch ich erinnere mich des Retters aller hungrigen Wartenden und Suche zielstrebig den nächsten McDonalds auf. Mit einem zeitigen Frühstück in der Hand und einer todmüden Eva neben mir findet sich ein schönes, ruhiges Plätzchen am Ufer der Bay. Zehn Minuten später schläft Eva tief und fest neben mir, während ich kämpfe, um wach zu bleiben. Einmal eingeschlafen, wachen wir hier nicht vor neun auf. Nach 40 Minuten ist die Probe bestanden, wir laufen zurück zur Station und nehmen die erste Metro nach Hause. Am intelligentesten erscheint uns für die dreiviertelstündige Heimfahrt, dass einer schläft, während der andere genau das zu verhindern versucht, auf halber Strecke wird gewechselt. Die Taktik geht auf und um sieben Uhr morgens fallen wir nach einem wahrhaft langen (wie an diesem Text unschwer zu erkennen ist) Tag fix, fertig und ungeduscht aus den Schuhen ins Bett.

Schöne neue Welt

215. 15.05.2014

Nach einer unruhigen und kurzen Nacht (Zeitverschiebung +2,5 Stunden) erreichen wir Singapur Changi um acht Uhr dortiger Zeit. Ich muss etwas drogendealerhaftes an mir haben, denn erneut bekomme ich eine Sonderbehandlung beim Zoll, meine Personalien werden geprüft und erfasst. Ansonsten macht der Flughafen einen guten Eindruck. Wir fahren mit dem Bus eine Stunde quer durch Singapur (für einen Staat ist es mit der Fläche Hamburgs mikroskopisch klein) in das Viertel Woodlands, wo unser Couchsurfing-Gastgeber wohnt. Die Stadt wirkt weitläufig, sauber, extrem gut organisiert und vor allem grün. Häufig sieht man vor lauter Wald und Wiesen gar keine Häuser. Beim Aussteigen aus dem Bus spüren wir zum ersten Mal, wieso die Vegetation hier so üppig gedeiht. Nach zehn Stunden in wohltemperierten Flughäfen und -zeugen sowie klimatisierten Bussen erschlägt einen die plötzliche, drückende Hitze. Das Klima ist exakt so wie im Dschungelteil von botanischen Gärten, Temperaturen um die 32ºC und eine Luftfeuchtigkeit jenseits der 80%. Innerhalb von fünf Minuten mutiere ich zum Wasserfall, als der rettende Anschlussbus kommt und uns in weiteren zehn Minuten zu unserem Gastgeber bringt. Yin Tian ist Frührentner mit chinesischen Wurzeln, lebt alleine und hat womöglich deswegen zwei Gästezimmer für Couchsurfer hergerichtet. Wir können unser Glück kaum fassen, wir haben einen klimatisierten Raum mit Kleiderschrank, angeschlossenem Bad und superschnellem Wifi. Für dasselbe zahlt man in den Hotels hier mindestens 60€ pro Nacht. Vorerst können wir nur zwei Tage bleiben, weil sich eine Französin für die Zeit danach vorangemeldet hat. Nach einer kurzen Verschnaufpause machen wir uns auf den Weg in die Stadt, der mit der Metro immerhin 40 Minuten in Anspruch nimmt. Nach so viel Sitzen wird es Zeit für etwas Gegenprogramm. Zum Beispiel mit einem 12km Spaziergang um die gesamte Bay Area (CBD und Vergnügungszentrum Singapurs in einem - einfach mal googlen) in der prallen Sonne. Bei jedem anderen hätte ich an dieser Stelle eine zeitweilige Trennung vorgeschlagen. Nicht so bei Eva, sie freut sich über diese "gute Idee". Der Weg führt an fast allen Wahrzeichen Singapurs vorbei, vom Marina Bay Sands Hochhaus über die Orchideenhäuser "Gardens by the Bay" bis zum neuen Sportstadium mit Schiebedach. Eva muss für dieses Klima geboren sein, ihre Haut glänzt nicht einmal, während bei mir alles klebt oder tropft. Während unseres Streifzuges fallen uns zwei Dinge auf. Zum einen das konstant hohe Preisniveau (insbesondere bei Kuchen und Bier), zum anderen die ausgeprägte Höflichkeit der Einheimischen. Man kann in einen Laden schlendern, sich umsehen und ohne etwas zu kaufen wieder gehen und wird trotzdem mit einem "Thank you, have a nice day" verabschiedet. Zur Dämmerung sind wir wieder zurück an der Marina Bay, wo Eva sich ein riesiges Sushi Set für 4€ kauft und zum Abendessen mit auf die Dachterasse des Shoppingscenters nimmt. Mich reizt der Pflaumenkuchen, doch der kostet sogar im Supermarkt 3€ das Stück. Also in alter Dubai Manier zum nächsten Fast Food Restaurant. Beim Essen ist Singapur das genaue Gegenteil von Indien. Man muss sich wirklich anstrengen, um irgendetwas ohne Fleisch auf den Teller zu bekommen. Neben den üblichen Kettenrestaurants gibt es noch eine zweite Möglichkeit, günstig zu essen: Die Foodcourts. Sie sind hier nicht auf Einkaufszentren beschränkt, sondern überall und bieten preiswertes, frisches Essen aus allen Regionen Südasiens. Einziger Nachteil ist, dass man nie so genau weiß, was in den Gerichten eigentlich steckt.
Für Experimente bin ich zu hungrig, meine Risikobereitschaft endet heute beim nächsten McDonalds. Auf dem Heimweg sind wir uns einig, dass die nächsten vier Tage großartig werden.

Indien

Nachdem ich ein letztes Mal, wenn auch nur für einige Stunden und in einem gänzlich unrepräsentativen Teil Indiens war, drängt es mich doch nach einem Abschluss. Wobei davon eigentlich keine Rede sein kann, ich bin mir noch nie so sicher gewesen, dass ich ein Land wieder besuchen werde. Rythem hat mich gebeten, Indien in einem Wort zu beschreiben. Da ich dazu nicht in der Lage war, bekam ich eine Frist von drei Worten gesetzt. Die ersten zwei waren "gegensätzlich" und "faszinierend", das Dritte steht noch aus. Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich Indien immer in weltlichen, nie in spirituellen Maßstäben gesehen, was mir sicherlich Erfahrungen geraubt, aber ebenso ermöglicht hat. Ohne verklärenden Schleier: Indien ist in weiten Teilen ein vor Müll erstickendes Entwicklungsland, dem es trotz hohen einstelligen Wirtschaftswachstumsraten nicht gelingt, seine Bevölkerung aus Hunger und Armut zu befreien. Die Politiker sind korrupt, Gerechtigkeit gibt es nur gegen Geld und der widerliche traditionelle Hinduismus liefert eine philosophische Grundlage für die Ungleichbehandlung von Menschen und die Unterdrückung von Frauen. Die meisten Inder leben ihn.
Doch da ist eben auch die andere Seite des Landes und damit meine ich nicht farbenfrohe Saris oder die tiefsitzende Weisheit, die manch einer im runzligen Gesicht einer indischen Oma zu erkennen glaubt, sondern die jungen Leute, die in Bangalore, Delhi und Mumbai in den Bürotürmen und IT-Parks sitzen. Obwohl sie nach den Maßstäben ihres eigenen Landes reich sind, fehlt ihnen das elitäre Gehabe einer abgeschlossenen Oberschicht. Sie sind Leute wie du und ich, mit sehr westlicher Denkweise, aber trotzdem verankert in ihren Werten, zum Beispiel dem Zusammenhalt in der Familie oder der eher keuschen Grundhaltung. Sie sprechen hervorragend Englisch und waren für mich persönlich die sympathischsten Menschen, die ich bisher auf dieser Reise kennenlernen durfte. Nach wie vor stehe ich in Kontakt mit vier von ihnen, einer Onkologin aus Bangalore, zwei Studentinnen aus Pune und einer Finanzberaterin aus Delhi. Sie sind es auch, die Indien verändern wollen, denn die klassische hinduistische Mentalität ist eine passiv-erduldende (nur so vermeidet man die Ansammlung von Karma und somit eine Wiedergeburt in diese leidhafte Welt). Zahlenmäßig sind sie noch weit unterlegen und ein Koloss mit über einer Milliarde Menschen bewegt sich sehr gemächlich. Aber wie ein klischeehafter Inder in einem beschönigenden Indien-Hollywoodfilm sagt: "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende." Das dritte Wort? Allumfassend.

Samstag, 17. Mai 2014

24 Stunden, 3 Länder

214. 14.05.2014

Heute stehen wir gleich zweimal auf. Das erste Mal um halb sechs, um Leo zum Taxi zu bringen und zu verabschieden. Da ich ziemlich übermüdet und das leergefegte Kathmandu im Morgenlicht nicht gewöhnt bin, bleibt mir die Szene eher traumhaft in Erinnerung. Gleich darauf schmeißen wir uns nochmals ins Bett und bleiben dort bis halb zehn. Danach wird gefrühstückt und gepackt, um halb eins ausgecheckt. Mitsamt unseren Rucksäcken laufen wir nach Thamel, für einen letzten Eiskaffee und um unsere verbliebenen Rupien loszuwerden. Außerdem haben wir zwei Regenhosen vom Trekken übrig, zu billig, um sie nach Deutschland zu schicken, zu unbrauchbar, um sie weiterhin mitzunehmen. Für 500Rs werde ich sie an einen Ausstatter los. Diese werden klug in Zahnpasta investiert. Um zwei schließlich nehmen wir eines der klapprigen Taxis zum Flughafen. Roter Ziegelbau und die Größe eines lokalen Einkaufszentrums versprühen "Wohnzimmeratmosphäre" (Eva) fernab des geschäftigen Treibens in den gigantischen, weiß gefließten Knotenpunkten dieser Welt. Nach etwa eineinhalb Stunden (leider ohne Blick aufs Himalaya - um diese Jahreszeit ist es nur noch frühmorgens klar genug) gelangen wir an einen solchen. Im und um den Flughafen präsentiert sich Delhi von seiner mondänsten Seite. Sieben Stunden Aufenthalt stehen uns bevor und nachdem wir die nötige Bürokratie hinter uns gebracht haben, um während eines Zwischenstopps den Transitbereich verlassen zu können (gültige Visa haben wir schließlich noch), steht einem Wiedersehen mit Rythem nichts mehr im Wege. Kaum sind wir aus der Arrivals Halle, sehe ich sie wild gestikulierend hinter der Absperrung stehen. Wir beide müssen inmitten all der Inder wie zwei Fackeln wirken. Mit dem Taxi geht es nach Gurgao, einem Vorort von Delhi, der rein gar nichts mit dem normalen Indien zu tun hat (außer in seiner Widersprüchlichkeit). Über vielspurige Highways zwischen viel Grün, Shopping Malls und verglasten Burögebäuden (der schöne, nicht der möchtegern-moderne Typ) fahren wir zu einem riesigen Business Park (Zusammenschluss aus Bürogebäuden, Parkhäusern und teilweise Kindergärten, Schulen, Restaurants etc. unter einem Dach). Dort trinken wir zwischen weißen Expats und IT-Indern ein Bier, bevor wir weiter zu einem riesigen Shoppingcenter fahren, in dem man laut Rythem das "beste indische Restaurant Delhis" vorfindet. Überhaupt Rythem. Schon in Kathmandu hat man bei ihr herausgehört, dass sie mit ihrer derzeitigen Situation nicht wirklich zufrieden ist. Das scheint sich im letzten Monat noch verstärkt zu haben. Sie denkt zur Zeit darüber nach, hinzuschmeißen und von vorne anzufangen (was hier eine ganz andere Herausforderung als in Deutschland ist). Ihr jetziger Job bei American Express ist der indische Traum vom Wohlstand, aber diese Welt, in der die Menschen für ihre Jobs leben, ist nicht ihre. Allerdings ist sie sich ebenso unsicher, was sie eigentlich möchte. Auszeit, Fotografie, nochmal studieren? Ich bin gespannt, wie sie sich entscheidet. Das Essen ist jedenfalls über jeden Zweifel erhaben. Für das letzte Mal bleiben wir bei Altbekanntem: Schwarzem Dal und Paneer, dazu Naan. Die von Rythem gewählte Vorspeise, Mandel-Brokkoli Bratlinge, fügen dem noch etwas Außergewöhnlicheres hinzu. Wir alle ärgern uns, dass die Organisation nicht geklappt hat und wir deswegen nur sieben Stunden statt einigen Tagen in dieser tollen Stadt mit Rythem verbringen können. Um dreiviertel zehn holt uns ein Taxi ab, wir verabschieden uns von Rythem, nicht ohne die Versicherung, in Kontakt zu bleiben und fahren zurück durch das futuristische Gurgao. Genau deshalb mag ich Delhi besonders, es gibt alles. Von den unbeschwerten, weitläufugen Mittelschichtsvierteln à la Bangalore oder Chandigarh bis hin zu den vollgestopften, dreckigen Gassen der durchschnittlichen Kleinstadt findet sich hier alles. Dazu Unmengen an Kultur und Politik. Es mag schönere Städte in Indien geben, doch mir fällt keine interessantere ein.
Kurz nach zehn erreichen wir den Flughafen, hangeln uns nochmals durch die komplette Check-In Prozedur, erstehen von den letzten 60 Rupien ein KitKat und heben ziemlich genau um Mitternacht gen Singapur ab.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Zu guter Letzt

213. 13.05.2014

Mal abgesehen davon, dass wir in andere Läden und Restaurants gehen, ist dieser Tag eine Kopie des vorigen. Allerdings werden heute Nägel mit Köpfen gemacht. Vier paar Handschuhe, ein Fleecepullover, drei Regenjacken, Saffran, Tee, Gewürzmischungen und zwei Rucksäcke kommen zusammen und werden vermutlich nicht einmal an der Zollmarke von 200€ kratzen. Dazwischen werden wieder unzählige Milchshakes im "Big Belly" Restaurant getrunken. Beschlossen wird der Tag mit einem erneuten Besuch bei dem koreanischen Restaurant, dass wir bei unserem ersten Aufenthalt in Kathmandu durch Zufall entdeckt haben. Es ist ein wenig wie Fondue, man isst nicht nur, sondern kocht auch selber. Falls man sich sonst nichts zu sagen hat, kann man hier hervorragend eine halbe Stunde darüber diskutieren, was wie angemacht und in welcher Kombination am besten schmeckt. Nicht, dass es bei uns so wäre. Zurück im Guesthouse und nach einer dreiviertel Stunde packen (ob ihr es glaubt oder nicht, all der eingekaufte Kram hat zusammen mit ihren eigenen Sachen in drei Taschen gepasst, die Leo nach Deutschland nimmt) gehen wir ein letztes Mal auf die Dachterasse und genießen die vielleicht ausgestorbenste Millionenstadt der Welt bei Nacht.

Montag, 12. Mai 2014

Aus technischen Gründen...

212. 12.05.2014

Gut frühstücken, durch Thamel laufen und einkaufen (Saffran, günstige Trekkingkleidung...), im Café sitzen, mit Tobias gut zu Abend essen (arabisch), zurück zum Hotel, schlafen. Dieser Tag ist nicht wirklich berichtenswert, aber da gerade Datum und die zwei Dezimalen der Nummerierung übereinstimmen, will ich die Reihenfolge beibehalten, da es mir so leichter fällt, diese im Kopf zu behalten. Im übrigen empfehle ich jedem Nepalurlauber mit etwas kulinarischem Interesse, mindestens eine Woche in Kathmandu zu verbringen. Ich habe bisher nirgends so viele verschiedene, relativ authentische Küchen für so lächerlich wenig Geld gesehen.
PS: Morgen kommt noch so ein Füllblogpost, macht euch am besten gar nicht erst die Mühe, ihn anzuklicken. Ab dem 14. wird es wieder spannend, dann steht der Flug nach Singapur an.

Alles beim Alten

211. 11.05.2014

Nach einem zeitigen Frühstück laufen wir zehn Minuten zur Haltestelle für die Busse nach Kathmandu. Die siebenstündige Fahrt kommt mir im Nachhinein vor wie ein Traum. Nicht weil sie so schön war, sondern weil ich durch die Hitze die meiste Zeit in einem Dämmerzustand verbringe. So bleiben einige von Musik unterlegte Landschaftsaufnahmen im Kopf hängen. In Kathmandu selbst ist das Klima trockener, sodass die Hitze weniger ins Gewicht fällt. Wir suchen uns zuerst einmal ein Café, finden eines, dass Milchshakes im Halbliterformat für einen Euro verkauft und verbringen dort den Nachmittag. Wir haben nämlich noch nicht einmal eine Unterkunft in Singapur. Nach zwei Stunden ist vorsorglich ein Hostel gebucht, falls es mit dem Couchsurfen nichts wird.
Unser Schlafsackverleih weigert sich standhaft, den ausgemachten Preis zu verlangen und gibt uns 50% Rabatt. Nach dem zweiten Erklärversuch gebe ich auf, vielleicht hat er einfach einen spendablen Tag. Während Eva einen Nissenkamm für ihre neuen Mitbewohner kauft, treffen wir auf den von uns "Pekingdeutscher" getauften Expat, der uns seit Manang (also zwei Wochen) wechselnd begegnet. Wie wir verbringt er die letzten Tage vor seinem Rückflug nach China in Pokhara und Kathmandu. Zum ersten Mal hören wir heute aber seinen Namen: Tobias. Für Leo und Eva war er eher ein Phillip, doch jetzt werden sie sich mit den Fakten arrangieren müssen. Schließlich gehen wir zu unserem alten Hotel in der Freak Street, bekommen unser altes Zimmer mit neuen Kakerlaken, töten sie, essen ein riesiges Dosa und fallen glücklich ins Bett.

Sonntag, 11. Mai 2014

Auszeit

210. 10.05.2014

Elf. Um diese Uhrzeit verlassen wir unser Zimmer zum frühstücken. Besonders für Eva ist das historisch spät. Obwohl die letzten Tage alles andere als stressig waren, standen sie doch alle unter dem Vorsatz, weiterzukommen. Damit ist heute Schluss, wir lassen uns vom Tag überraschen. Die Überraschung besteht in einen Bootsverleih, der knapp 6€ für einen ganzen Tag verlangt. Das berühmte Bild der schneebedeckten Achttausender vom Phewa See aus bietet sich uns zwar nicht, zu diesig ist der Himmel, aber selbst die nähere Umgebung ist beeindruckend. Der See selbst ist zum Baden geeignet. Nicht so leicht zu glauben für Indienreisende, dort hätte man das Gewässer in Stadtnähe bereits erfolgreich in eine stinkende, schwarze Brühe verwandelt. Wir paddeln zum Beach Club, dem besten Restaurant Pokharas, wenn man Trip Advisor glauben schenkt, genießen dort einen echten Lassi und machen uns im Anschluss auf den Rückweg. Nachdem Eva und ich bereits im Wasser sind, lässt sich Leo nicht lange bitten und wir schieben das Boot aus dem Wasser zu dritt an. Parallel dazu geht die Sonne hinter den tropenbewaldeten Hügeln unter. Zu dumm, dass unsere Kameras nicht wasserfest sind...
Zum Essen probiere ich heute das erste Mal Hot Pot in einem chinesischen Restaurant. Man muss sich das als ein Supenfondue vorstellen, in dem Pilze, Kohl, Tofu, Fleisch und was einem sonst so in den Sinn kommt gekocht werden. Hot kommt hier doppelt zum Tragen, denn die Suppen kochen nicht nur, sie sind auch höllisch scharf (unser medium spicy stellt alles indische in den Schatten). Verschwitzt genehmigen wir uns danach als logische Konsequenz ein Eis. Laues Wetter, Grillenzirpen, der Geruch von Natur - abzüglich der Moskitoschwärme kann ich mir keinen besseren Ort zum Entspannen nach einem Trek vorstellen.

Samstag, 10. Mai 2014

Schlussakt

209. 8./9.05.2014

Nicht ganz freiwillig müssen wir die Wanderung fortsetzen, da der Streik fortdauert. Abseits von Bussen gibt es lediglich von Halbstarken gefahrene Motorräder, die als Taxi dienen. Sie verlangen für die 30km nach Tatopani etwa 70€, womit auch diese Option ausscheidet. So begeben wir uns, nachdem uns versichert wurde, dass der Streik noch über mehrere Tage andauern würde, auf den siebenstündigen Fußmarsch nach Ghasa. Zwar ist die Landschaft schön, doch der Weg stupide und der Gegenwind so stark, dass man sich nicht mal unterhalten kann. Während der Mittagspause fällt uns ein in unsere Richtung holpernder Truck auf, den Eva und Leo nach kurzem Sprint abfangen können. Nach zähem Verhandeln willigt der Fahrer ein, uns für etwa 38€ mitzunehmen, immer noch unverschämt, aber unsere einzige Wahl. Als ich die Ladefläche sehe, bekomme ich bereits ein ungutes Gefühl. Sie ist rundum geschlossen, bis auf drei vergitterte Öffnungen fensterlos und bietet bis auf die ungepolsterten Reifenauskerbungen keine Sitzmöglichkeit. Sobald wir hineingestiegen sind, schließt der Fahrer die Ladeklappe gewissenhaft ab und wir poltern los. Der Wagen hat faktisch keine Stoßdämpfer und die Straße ist eine ausgespülte, von losem Geröll und Flüssen durchzogene Piste. Viel mehr setzt mir aber der Umstand zu, eingesperrt zu sein und nichts machen zu können. Nach einer unendlich wirkenden halben Stunde halten wir zum ersten Mal. Kurze Absprache mit den beiden anderen, die offensichtlich keinerlei Probleme mit der Fahrt haben und ich klopfe gegen den rostigen Käfig. Nichts wie raus! Bis Tatopani hätten wir mindestens weitere 1,5 Stunden gebraucht. Der Fahrer kriegt ein Fünftel des abgemachten Preises und bietet ein gutes Ventil für meinen Frust, als er für den Trip wie selbstverständlich mehr Geld verlangt. Per Pedes gelangen wir in eineinhalb Stunden immerhin noch bis Ghasa, dieses Mal auch wieder auf lohnenswerten Wegen. Zum ersten Mal ist das Klima wieder mild. Abends dann die erlösende (wenn auch nicht sofort überzeugende) Nachricht: Am nächsten Tag werden wieder Busse fahren.

Sie soll sich als wahr herausstellen. Obwohl unsere Lodge alles dafür tut, dass wir ihn verpassen (Frühstück 30 Minuten zu spät, Rechnung muss noch aufgesetzt werden, kein Wechselgeld...), schaffen wir es per Bus nach Tatopeni zu den Hot Springs. Vegetation und Klima sind hier bereits subtropisch, die Quelle wunderschön neben dem Gebirgsbach gelegen. Wir disponieren spontan um, sodass wir noch heute weiter nach Pokhara fahren. Aber nicht, ohne vorher den Vormittag im, oder besser am Swimmingpool zu verbringen. Der hat nämlich Temperaturen weit jenseits der 40ºC und wird nach einigen Minuten unangenehm heiß. Wir liegen zuerst am Poolrand, dann an der Bushaltestelle herum, weil über eine Stunde alle Busse voll besetzt sind.Schließlich, es ist mittlerweile später Nachmittag, erwischen wir einen und fahren auf der schlechtesten "Straße" seit Nordkenia zwei Stunden nach Beni. Plötzlich sind Lebensmittel wieder günstig, der Verkehr laut und die Menschen umtriebiger. Für uns ist der unansehnliche Ort aber nur Umstiegsstation nach Pokhara, das wir nach einer weiteren Stunde Wartezeit mit dem Jeep ansteuern. Die Fahrt auf Teer im stoßgedämpften Wagen ist Balsam nach der Ruckelei der Vorstunden. Auch das Klima bleibt nach Sonenuntergang angenehm warm. Bei Nepal würde wohl kaum jemand an Grillenzirpen und immergrüne Wälder denken, doch hier sind sie. Um dreiviertel neun sind wir in Pokhara, kurz darauf vor dem Annapurna Guesthouse, das mir vor Äonen von einem chinesischen buddhistischen Mönch in Varkala (Südindien) empfohlen wurde. Die so sympathische wie geschäftstüchtige Besitzerin gibt zumindest glaubhaft vor, sich an ihn zu erinnern und gewährt uns einen "special price" für die gemütlichen Räume. Zufrieden gehen wir entlang der Uferpromenade des Phewa Sees auf der Suche nach etwas kulinarischer Abwechslung nach 14 Tagen Lodge Essen. Das ist dann wohl der offizielle Schlusspunkt unserer Annapurnarunde.

Freitag, 9. Mai 2014

Hoch

207. 3./4.5.2014

Die heutige Etappe wird sehr verschieden interpretiert. Unsere Karte verspricht eine Gehzeit von 3:20, die Guides schätzen sie auf sechs Stunden und unser Reiseführer prophezeit sieben. Wir halten uns an die optimistische Angabe, alles andere liegt nach der gestrigen Etappe außerhalb unserer Vorstellungskraft. Betont gelassen brechen wir erst um zehn auf und strafen die Pessimisten und vorsichtigen Schätzer Lügen: Binnen zwei Stunden haben wir mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt und entspannen in einem Teahouse bei unserer Diät aus Nutella, Erdnussbutter, Keksen und Pringles. Zum Nachtisch gibt es Yak-Käse, der, ähnlich wie Yakfleisch, fast genauso wie von Kühen schmeckt. Derart gestärkt beginnen wir die zweite Hälfte unseres Aufstiegs zum Thorung La Base Camp (Thorung Phedi) auf 4450m. Erneut verliert die Landschaft jegliches Grün, die Winde werden eisig und die Biosphäre verabschiedet sich. Wir kämpfen uns einen kurzen, aber extrem steilen Hang hinauf und merken, wie stark unsere Beinmuskulatur von den letzten Tagen (insbesondere dem letzten Tag) in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Idee, möglicherweise noch heute bis ins High Camp auf 4850m aufzusteigen, hat sich damit endgültig erledigt, eher hoffen wir, den Pass überhaupt am nächsten Tag überqueren zu können. Zumindest die Unterkunft bessert die Laune: Zwar sind die Zimmer unbeheizt und es herrschen dementsprechend Innentemperaturen um den Gefrierpunkt, der Aufenthalts- und Essensraum der von einem Nepali und einer Westlerin (die Nationalität habe ich nicht hrrausgefunden) gemanagten Lodge aber versammelt wohlig beheizt all die Menschen, die man in den letzten Tagen auf ihrem Weg zum "world's biggest pass" - was auch immer das heißen soll - getroffen hat. Bei Tee und Pasta werden Aufbruchszeiten ausgetauscht, Routen empfohlen, gespielt, geredet und Zeit totgeschlagen, bis gegen halb neun Ruhe einkehrt. Zwischen vier und sechs wird der Großteil der Anwesenden aufbrechen, wir entscheiden uns für fünf. Eine angenehm angespannte Stimmung liegt in der Luft. Draußen schneit es, doch die Wolken lösen sich auf. Noch sieben Stunden Schlaf. Im Schlafsack habe ich nicht das Gefühl, als würde ich diesen gemütlichen Mikrokosmos in den nächsten Tagen verlassen wollen. Aber es hilft ja nichts. Um halb vier schälen wir uns die Schlafsäcke von den mehrschichtig bedeckten Körpern und schlingen das Frühstück (Müsli mit alten Äpfeln und wässriger Milch) hinunter. Beim ersten Tageslicht stehen wir vor den gemein steilen Serpentinen. Die ersten vierzig Minuten sind die Hölle. Ich kann mir partout nicht vorstellen, mit solchen Schmerzen in den Beinen noch weitere zwei Stunden aufzusteigen. Doch der Weg wird flacher, die Muskeln wärmen auf und der Umstand, dass wir trotz allem die schnellste Gruppe sind, spielt psychologisch sicherlich auch eine Rolle. Nach zweieinhalb Stunden haben wir es geschafft. 5416m über dem Meeresspiegel befindet sich ein kleines Teehaus und ein Schild, das uns versichert, den Thorung La Pass vor uns zu haben. Einige Leute, die vom High Camp auf 4850m begonnen haben, sind bereits da. Achja, außerdem ein Hund, der uns bereits am Vortag mit einer unverschämten Leichtigkeit von Yak Karka nach Thorung Phedi begleitet hat (schwanzwedelnd hat er uns am Ende jedes Aufstieges erwartet). Für heute hat er sich also den Pass vorgenommen und darf sich hechelnd glücklich schätzen als einziger, der hier Essen von den Trekkern abbekommt. Der gesamte Aufstieg war nicht eben arm an Ausblicken, doch das Panorama hier oben ist durch nichts zu überbieten. Die Stimmung ist wie die am Zieleinlauf eines Marathons.
Wir konnten zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, was uns noch bevorstehen würde. Bis zum ersten Dorf im Tal gilt es, 1600 Höhenmeter abzusteigen und das zumeist auf gewundenen, steilen Pfaden. So merke ich, dass es in meinen Beinen doch noch einige Muskeln gab, die bisher nicht weh getan haben. Die Gegenseite des Passes ist eine grün gepunktete Halbwüste. Die Landschaft ist karg, monoton und genau deswegen so eindrucksvoll. An einem sanft geschwungenen Hang liegt Muktinath wie ein Weckruf der Zivilisation an die Trekker. Waren auf der anderen Seite verträumte, aus der Zeit gefallene Bergdörfchen die Regel, hat die Moderne hier in Form von Motorrädern und kastenförmigen Neubauten eine Schneise geschlagen. Dafür ist die Infrastruktur wesentlich besser, das Essen schmeckt und die Duschen sind heiß. Theoretisch. Jeder hat es erzählt, inklusive Eva und Leo. Doch sobald ich das Badezimmer betrete, ändert sich das anscheinend grundlegend. Nach einer Woche über 3000m ohne warmes Wasser wirkt das so, als öffnete man zu Weihnachten die Iphone Verpackung, um darin ein neues paar Socken vorzufinden. Ich gestehe mir drei Minuten Denkpause zu, um keine der beiden bei meiner Rückkehr anzublaffen.
Der Rest des Tages verläuft dagegen so ruhig wie angenehm. Ein wenig Ziellosigkeit macht sich breit, jetzt, da der Pass überwunden ist und es nur noch bergab geht.

Tilicho Lake

206. 1./2.5.2014

Der Weg zum Tilicho Base Camp auf 4150m ist atemberaubend, wortwörtlich und figurativ. Nachdem man in Khangsar das Ende der Stromversorgung erreicht, zieht er sich in Serpentinen den Hang hinauf und verläuft dort kilometerlang zwischen Klippen und Sturzbächen in einem Auf und Ab. Auf etwa 4100m sichten wir den letzten Baum und das Braungrau des Bodens wird endgültig zur dominanten Farbe. Joseph schlägt sich wacker, hat aber doch ein anderes Tempo, sodass wir häufig warten müssen. Auf halber Strecke treffen wir ein deutsches Ehepaar aus Pirnau, dessen Vorstellung von Urlaub darin besteht, mehrere Wochen in der Eiseskälte nepalesischer 5000er Pässe zu zelten, möglichst fernab von Menschen. Dafür trainieren sie bereits in Deutschland, indem sie beispielsweise im Winter im Garten übernachten. Dieses Mal haben sie den Tilicho Lake Pass überquert, der zu dieser Jahreszeit eigentlich als unpassierbar gilt. Hier, inmitten von Häusern und Wegen, müssen sie sich ziemlich langweilen. Von ihnen erfahren wir auch, dass der Dhampus Peak dieses Jahr wegen der Schneeverhältnisse noch absolut unbesteigbar ist und alle Expeditionen bisher abgebrochen werden mussten, die letzte per Hubschrauber. Mal sehen, was Temba dazu sagt.
In der Tilicho Base Camp Lodge, wo wir heute übernachten, treffen wir einige Leute, die bereits am See waren und Gruselgeschichten über Steinschlag und einbrechendes Eis zu erzählen wissen. Ein klein wenig nachdenklich gehen wir um neun zu Bett, das Frühstück ist bereits auf 5:30 Uhr vorbestellt.
Vermutlich der Höhe wegen habe ich einen ziemlich unruhigen Schlaf und bin sogar vor dem Wecker um fünf Uhr wach. Der Blick nach draußen verheißt nichts Gutes, Wolken überziehen den Himmel, die Berge verschwimmen in Grau. Da das Frühstück nun aber bestellt ist, versuchen wir uns in Optimismus. Tatsächlich, um sechs klart der Himmel auf und auch die anderen Trekker und Bergsteiger machen sich auf den Weg. Der ist zwar ziemlich anstrengend, kommt mir aber nicht vor wie 800 Höhenmeter. Auch die Steinschlaggefahr ist zumindest an diesem Tag nicht hoch, nur hin und wieder stürzen ein paar faustgroße Brocken an vorhersehbaren Stellen gen Tal. Nach zwei Stunden sind wir da, umgeben von weiß. Die Landschaft ist atemberaubend, nichts außer Schnee, Eis und Stein soweit das Auge reicht. Einziges Problem: Die Kälte. Gegen den eisigen Wind auf 5000m helfen keine gewöhnlichen Trekking- und Handschuhe. So müssen wir nach einer Dreiviertelstunde bereits wieder hinunter. Davor begegnen wir noch einem Chinesen, der extra früh und schnell hochgegangen ist, um sich seinen Traum von einem Nacktbild in einer Eiswüste erfüllen zu können. Den Beweis dafür zeigt er uns auf seiner Kamera. Komplett absprechen kann man dem Bild seine ästhetische Komponente nicht.
Auch der Rückweg gelingt problemlos in eineinhalb Stunden. Vom bisherigen Erfolg ermutigt, beschließen wir, noch heute weiter nach Shree Kharka oder gar bis Manang zurückzugehen, von wo aus wir am nächsten Tag bis nach Thorung Phedi unterhalb des Thorung La Passes gelangen würden. Der ebenfalls nicht ungefährliche Weg durch die Geröllhänge zieht sich in die Länge, sodass wir erst um halb fünf auf der Berghütte Shree Kharka ankommen. Doch irgendwie scheinen alle von Enthusiasmus ergriffen zu sein, Joseph denkt gar darüber nach, bis nach Yak Kharka zu wandern, wo er irgendwann gegen Mitternacht ankommen würde. Davon können wir ihn abbringen. Stattdessen begleiten wir ihn nach Khangsar, wo er mit den Chinesen vom Tilicho Lake übernachtet. Wir dagegen trauen uns in der einsetzenden Dämmerung auch noch die letzten paar Kilometer nach Manang zu, die sich als eine echte Belastungsprobe herausstellen. Mein Rucksack belastet meinen Rücken falsch, der Weg ist viel länger als in unserer Erinnerung und es beginnt zu regnen. Um halb sieben kommen wir ermattet in unserer ehemaligen Lodge an. Erst nach einem Kaffee und Apfelkuchen (für den der Annapurna Circuit zurecht berühmt ist) kehren die Lebensgeister und die Fähigkeit, mehr als Laute von sich zu geben, langsam zurück. Nach dem gelungenen Abendessen (obwohl ich vermutlich auch ein Kilo ungekochte Kartoffeln heruntergeschlungen hätte) geht es auf schnellstem Weg ins Bett, einem hoffentlich weniger zerstörerischen Tag entgegen.