Sonntag, 12. Januar 2014

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

102. 12.1.2014

Auch zum Frühstück treffe ich mich mit Chris, dem angehenden Lehrer für Englisch und Sozialkunde in Hamburg. Da die kommenden Tage westliches Frühstück betreffend nicht gerade rosig aussehen, gebe ich es mir nochmal hart und ganze 3€ aus, wofür ich ein bombastisches Menü mit Fruchtsalat, Müsli, Baguettes, Croissants, Kaffee und Saft bekomme. Gegen Mittag fahre ich dann weiter nach Chidambaram. Rein von der Atmosphäre hätte ich noch eine Woche in Pondicherry bleiben können, aber nach zwei Tagen gehen einem die Aktivitäten aus und bis man sich tatsächlich eingelebt hat (die Stadt kennt, erste einheimische Freunde findet usw.) dauert es mindestens zwei Wochen. So viel Zeit habe ich dann auch nicht.
Chidambaram ist als Zwischenstopp auf dem Weg nach Kumbakonam vorgesehen, weil es einen herausragenden Tempel im Stadtzentrum geben soll (Kommentar eines Australiers zu Tamil Nadu: "You're getting kinda templelized"). Die Besichtigung erledigt sich aber aus zweierlei Gründen. Erstens ist der Tempel geschlossen. Zweitens ist es mir auf dem halbstündigen Weg dorthin nicht gelungen, auch nur in einem der fünf aufgesuchten Hotels mein Gepäck abzugeben, obwohl ich Geld dafür angeboten habe. Dieses absolute Fehlen von Pragmatismus plus präziser Einhaltung schwachsinniger Regeln ohne Hinterfragen ist eines dieser Dinge, die Indien kompliziert machen. Durch Abstellen eines Rucksacks für zwei Stunden könnte das Hotel ein Fünftel des normalen Zimmerpreises verdienen. "Not possible, Sir." - "Why?" - "Not possible" + Kopfschütteln und -wackeln gleichzeitig, was so viel bedeutet wie "Nein, so gerne ich Ihnen helfen würde, aber Regeln sind Regeln."
Also ziehe ich unverrichteter Dinge ab, fahre nochmals drei Stunden Bus (Rechtsverkehr wird eine harte Umstellung für mich) und quartiere mich in Kumbakonam ein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen