101. 11.1.2014
Frühstück, umherschlendern. Ihr wollt das ja nicht jeden Tag im Detail nachlesen. Nennenswert ist auf meinen Streifzügen nur die lokale Papierfabrik in der alles noch manuell abläuft. Sie hat sich auf bestimmte, hochwertige Papiersorten spezialisiert, deren Produktion man mitansehen und die man im angeschlossenen Laden zu indischen Preisen erwerben kann.
Nachmittags nehme ich dann (zum ersten Mal überhaupt) an einer geführten Tour teil, die neben einer Kirche und einem Hindu Tempel auch das (ehemals) weltberühmte Auroville beeinhaltet. Die künstlich angelegte Stadt ist der feuchte Traum jedes Hippies. Harmonie, Gleichberechtigung, Selbstfindung. So schön das auch klingt, wie zu erwarten hat die Realität dazwischengefunkt und mittlerweile gibt es unter den Nachfahren der Gründer-Gurus erbitterte Grabenkämpfe während das Projekt Auroville vor sich hinvegetiert.
Auf dem Rückweg lerne ich einen deutschen Lehrer kennen, der nach Abschluss seines Referendariats zum fünften Mal Backpacken in Indien ist (er meint, es reiche jetzt auch. Aber ich glaube ihm nicht, das Land hat ihn). Wir gehen zusammen Abendessen und ich bekomme unzählige Tipps. Er macht auch nicht den Fehler mich von oben herab zu behandeln weil ich achtzehn bin. Indien ist wahrlich kein Reiseland für Abiturienten, die treiben sich alle in Australien, Neuseeland, Thailand und vielleicht noch Vietnam herum. Der jüngste Backpacker den ich hier bislang getroffen habe (sieht man von Familien ab) war 24. Aber von fast allen wird man behandelt wie ein Gleichaltriger. Nur ein paar der Weltflüchtigen (so nenne ich den Querschnitt aus Hippies, Sinnsuchenden, Esoterikern usw.) tadeln mich hin und wieder für meine unausgewogene, materialistische Weltsicht. Sie haben dabei eine sehr gelassene, großmütige Art, die bei mir gegenteiliges provoziert. Aber sieht man von ihrer moralischen Vermessenheit und dem Sinngeschwafel ab, bleiben es doch friedliche, nette Zeitgenossen.
Das Foto habe ich angehängt, damit ihr mal wieder ein paar Inder seht. Wenn ich herausgefunden habe, was sie sich davon erwarten, dass ich Bilder von ihnen auf meinem Handy habe, werde ich es hier ausbreiten.
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