112. 22.1.2014
Stell dir vor du wachst morgens auf und hast kein Internet. Endlich frei? Oder noch beschränkter ohne dieses Netzwerk aus Möglichkeiten und Ideen? Solche und ähnlich tiefgründige Gedanken gehen mir nicht durch den Kopf, während ich von Handyladen zu Handyladen laufe beim verzweifelten Versuch, Guthaben für meine SIM Karte zu bekommen. Airtel hat sich hier ein Beispiel am indischen Staat genommen und so lange Differenzierungen, Regeln und Ausnahmen eingeführt, bis die eigenen Mitarbeiter nicht mehr durchblicken. Nach etwa zwei Stunden habe ich tatsächlich das erforderliche Guthaben für ein neues Internetpacket beisammen und kann guten Gewissens an den Strand fahren. Die Busfahrt verbringe ich mit einem zugezogenen Berliner erster Generation und seinen Geschichten aus den Zeiten als die Hauptstadt spottbillig und das Berghain stockschwul (jetzt ist es höchstens noch latent homosexuell) waren. Varkala übertrifft meine Erwartungen. Ein abgeschotteter Sandstrand, umgeben von roten Sandsteinklippen, auf denen wiederum Restaurants und Guesthouses stehen. Das Publikum besteht aus Backpackern mit ersten Anzeichen der Pauschaltouristisierung und es ist kaum ein Inder auf Sightseeingtour (weiße Frauen im Bikini begaffen) auszumachen. Ein billiger Raum ist schnell gefunden, schließlich lockt das Meer. Von vier bis halb sieben bin ich pausenlos am Wellenreiten, der Sonnenuntergang aus dem Wasser ist da noch das abschließende i-Tüpfelchen. Zum Abendessen treffe ich mich mit einem chinesischen Buddhisten (der erste rucksackreisende Chinese überhaupt für mich), der Mönch werden will, was seine Familie nicht so toll findet, weswegen er sein Glück jetzt außer Landes versucht. Er zeigt mir ein paar Bilder von Nepal und Tibet, die meine Vorfreude nochmal wachsen lassen. Wenn das mit der Handykamera schon so geil aussieht, wie dann erst mit eigenen Augen?
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