95. 5.1.2014
100 Tage! So lange ist es nun her dass ich deutschen Boden verlassen habe. Zum Jubiläum gehe ich europäisch frühstücken in der German Bakery und daraufhin zu den riesigen Tempelanlagen, die Mahabalipuram überhaupt erst zu einem Touristenziel gemacht haben. Ganze Tempel inklusive Verzierungen sind aus dem Stein herausgemeißelt worden. Der Ort gilt folgloch auch als das Zentrum der Steinmetze in Indien. Die Kunstwerke, die sie für Touristen aus dem Speckstein meißeln, lassen selbst mich beinahe zum Souvenirkäufer werden. Sich hier in Beschreibungen zu ergehen bringt nichts, ich hänge lieber mal ein paar Bilder an.
Abends noch ein bisschen Kultur, denn jeden Januar findet in Mahabalipuram ein dreiwöchiges Festival mit traditioneller Musik und Tanz statt, dass sowohl von Touristen als auch Einheimischen besucht wird. Zu Trommelrhythmen tanzen Männergruppen in einer Art, die bei uns die Frage nach der sexuellen Orientierung aufwerfen würde. Aber da Homosexualität hier gesellschaftlich nicht existiert (man hat nichts gegen Schwule, man redet einfach nie darüber), macht das nichts.
Später lande ich im Restaurant vom Vortag, wo mir der Besitzer erzählt, dass der Holländer mit dem ich gestern am Tisch saß hier schon seit längerem festsitze, weil er vor zwei Jahren seine Frau ermordet hat und mit Mühe (und viel Geld) in Indien wieder aus dem Knast kam. Bei einem Ausreiseversuch würde er aber genau dort wieder landen. Eine Suche mit Google News bestätigt die Geschichte. Als er kurz darauf aufkreuzt, beobachte ich ihn natürlich besonders genau. Natürlich fällt mir nichts merkwürdiges auf, nicht mehr als am Vortag zumindest, aber dieser Zwang, nochmal selbst nachzuprüfen, dass einem so etwas unmöglich auffallen könnte, ist wohl ein menschliches Bedürfnis. Dann gehe ich auch relativ schnell, abgesehen davon, dass er ein Mörder ist, ist er nämlich auch ziemlich anstrengend und verlangt von allen volle, ihm zugewandte Aufmerksamkeit.
Außerdem habe ich tatsächlich etwas besseres zu tun: Ich muss ich mit ein paar Freunden in Deutschland skypen, die mich ab Ende Februar begleiten könnten.
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