Mittwoch, 15. Januar 2014

Trichy

104. 14.1.2014

Verhandeln mit Indern macht keinen Spaß! Das wird mir wieder klar als ich die 1,5km zum Busbahnhof nicht laufen will. Kompromissbereit wie die Hamas in der Nahostfrage nennen sie einem einen unverschämten Preis. Wenn ich ihnen dann, nach langem wie nutzlosen Hin und Her (sie auf Tamil, das ich nicht verstehe, ich auf Englisch, das sie nicht verstehen) als letztes Angebot eine Summe biete die 50% über der angemessenen liegt, sind die meisten immer noch zu stolz/faul/dämlich um anzunehmen. So vergehen manchmal zwanzig nervenaufreibende Minuten, bis man eine Riksha gefunden hat bei der man sich nachher nicht über die eigene Nachgiebigkeit ärgert. Das anschließende Busfahren ist dagegen - hat man den Bus erst einmal gefunden - fair und unproblematisch. Als ich heute entdeckt habe, dass für die Weiterfahrt von Trichy nach Madurai noch Zugtickets zur Verfügung stehen, habe ich trotz der höheren Kosten im Vergleich zu Bussen zugeschlagen, mit der App wirklich kinderleicht. Hoffentlich geht es morgen früh am Bahnhof genauso einfach weiter.
Nach Ticketbuchung geht es auf zum Sightseeing in Trichy, das auch einen langen Namen hat seit die Inder die ungeliebten englischen Bezeichnungen ersetzt haben. Der ist aber so lange, dass er nicht einmal im offiziellen Sprachgebrauch genutzt wird. Zu sehen gibt es *trommelwirbel* - einen Tempel! Besser gesagt eine Tempelstadt. Nicht wie Tiruvannamalai, wo der Tempel das Stadtzentrum darstellt, vielmehr ist hier eine Stadt im Tempel gebaut worden, irgendwie müssen die innerhalb der sieben Ringmauern liegenden Areale schließlich gefüllt werden.
Obwohl der Hinduismus eine friedfertige und tolerante Religion ist muss man in den Stätten höllisch aufpassen. Manchmal darf man Schuhe tragen, oft nicht. Genauso dürfen manche besonders heiligen Schreine nur von Hindus betreten werden und nicht immer sind die Schilder gut sichtbar (oder auf Tamil). Da gefallen mir die Ghats, in den Reiseführern nur eine Randnotiz, besser. Die großen Tempel sind wie Freizeitparks bei uns, eine religiöse Attraktion jagt die nächste, überall Menschen, kaum Stimmung. An den nahegelegenen Stufen zum Flussufer ist alles etwas ruhiger und man kann sich einfach mal hinsetzen und die Menschen beobachten (und wird meistens neugierig zurückbeobachtet, das gilt hier nicht als unhöflich). Zum Abschluss der Tour besuche ich noch das Rock Fort im Zentrum der Stadt. Dort liegt ein riesiger Felsbrocken wie ein eingeschlagener Asteroid herum und darauf wurde nicht nur ein Tempel, sondern sogar eine stinknormale Aussichtsplattform gebaut. Die Landschaft im Süden Indiens ist ziemlich langweilig. Felder, Palmenwälder und Brackwasser. Umso interssanter sind die urbanen Landschaften von oben. Enge Bebauung, viele Farben und natürlich Menschen erschaffen einen chaotischen, faszinierenden Flickenteppich. Was sich LeCorbusier nur gedacht haben muss, als er mit Chandigarh versuchte, dieses Leben in westliche Stadtplanung zu pressen?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen