114. 24.1.2014
Man hört auf, wenn es am Schönsten ist. Das hat sich auf dieser Reise schon öfter bewahrheitet und bewährt und deshalb muss ich Varkala heute den Rücken kehren.
Aufgestanden wird früh, der Gedanke an das zu dieser Uhrzeit spiegelglatte Meer hilft dabei. Während des Tages dreht der Wind onshore und wühlt das Meer auf, doch zum Sonnenaufgang ist es makellos. Zwar gibt es auch jetzt die 2-3 Meter hohen Wellen, aber sie brechen mit einer beruhigenden Linearität und Gleichmäßigkeit. Zum ersten Mal seit drei Monaten komme ich am Strand bei den noch milden Temperaturen zum Joggen mit Schlusssprint ins Wasser. Als ich auf einer der beruhigend vorhersehbaren Wellen der über dem Kliff aufgehenden Sone entgegengleite wird klar, dass es nur noch schlechter werden kann. Nach einem ausgedehnten Frühstück mit nahtlosem Übergang ins Mittagessen checke ich aus und nehme den nächsten Bus nach Kollam, Ausgangspunkt für Backwatertouren. Die Backwaters sind ein verzweigtes System aus Kanälen, Seen und Mangroven, früher die landwirtschaftliche, heute die touristische Lebensader Keralas. Ein billiges Zimmer für eine Nacht ist schnell gefunden (da es für seinen Preis von etwa 4,40€ eigentlich zu groß ist, haben sich die Besitzer merklich Mühe bei der Vernachlässigung von Hygiene und Sauberkeit gegeben), ebenso eine Bootfahrt durch die Backwaters nach Alappuzha für den Folgetag.
Als ich auf dem Weg zu einem Restaurant die Hauptstraße Kollams entlanggehe, fallen mir wieder einmal die unzählige Juwelliere auf. Wie bei Matratzenlagern oder Spielhallen bei uns gibt es hier so viele davon, dass es jeder Marktlogik zu widersprechen scheint. Dazu kommt, dass sie die mit Abstand größten, pompösesten Läden besetzen, durchaus mit den Ausmaßen eines Hypermarktes oder kleineren Einkaufszentrums. Schon öfter hat mich einer ihrer Bauten inklusive des riesigen Frontschriftzugs in Erwartung einer Shoppingmall in ihre Nähe gelockt und dann enttäuscht. Doch zumindest heute lasse ich mich nicht täuschen und finde ein echtes Shoppingcenter mit gutem Restaurant.
Sonnenuntergang in Varkala
Nicht von schlechten Eltern, diese Wellen
Gegensätze ziehen sich an: Hygienebeutel und Dreckloch
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