Sonntag, 19. Januar 2014

Vorbildlich

109. 19.1.2014

Den heutigen Tag möchte ich nutzen um ein weiteres indisches Phänomen des Typs charmant-aber-schwachsinnig vorzustellen: Das 24-Stunden System. Man muss nicht um 12 Uhr mittags aus seinem Hotelzimmer verschwinden, sondern eben 24 Stunden nach dem Check-in. Das ist vorteilhaft für den Kunden (wenn er nicht gerade per Nachtflug angekommen ist), aber schlecht fürs Geschäft. Ich verdanke diesem Umstand, dass ich heute in aller Seelenruhe ausschlafen und einen Kaffee mit zwei Israelis trinken kann bevor ich zum Busbahnhof laufe. Da Sonntag ist, fährt nur ein ultralangsamer Local Bus, der für die 90km nach Trivandrum in Kerala 3,5 Stunden braucht, und das auch erst nach eineinhalb Stunden Wartezeit.
Kerala ist das Vorbild unter den indischen Bundesstaaten. Die Alphabetisierungsquote liegt bei 94%, bei der Bevölkerungsverteilung gibt es einen Frauenüberschuss(!) und die Verkehrsteilnehmer halten sich manchmal an die Regeln(!!). Trivandrum (offiziell Thiruvananthapuram) ist die Hauptstadt und mit 900 000 Einwohnern für indische Verhältnisse beschaulich. Mit Aussagen über Lärm und Dreck halte ich mich bis Montag zurück, aber zumindest die Dichte an westlichen Marken im Stadtzentrum deutet auf einen gewissen Reichtum hin. Da die Preise für Hotels und Essen davon aber nicht betroffen zu sein scheinen, ist mir Trivandrum spontan sympathisch. Für eine Besichtigung ist es bei meiner Ankunft bereits zu spät, ich suche und finde stattdessen ein neues T-Shirt und esse keralisch. Das ist der einzige negative Punkt bisher: Die hiesige Küche ist wesentlich fisch- und fleischlastiger, während ich in Tamil Nadu schon gezielt nach nichtvegetarischen Restaurants hätte suchen müssen. Touristisch hat Trivandrum nicht viel zu bieten, aber falls sich die Stadt morgen genauso beschaulich zeigen sollte, verbringe ich ein Weilchen hier.

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