Samstag, 8. März 2014

Übergang

155. 7.3.2014

Pietsch bestellt auf unser Anraten ein Paper Dosa, ohne zu wissen, was das ist. Als die etwa 1m lange Teigrolle auf unseren Tisch kommt, ist er doch etwas verblüfft, vor allem darüber, dass man so ein Monstrum für 1,20€ bekommt. Übersättigt gelangen wir zum Buchungsbüro für den Nachtbus nach Ahmedabad und daraufhin nach Ellora, eine der zwei künstlichen Höhlenanlagen in der Umgebung. 29 sind es an der Zahl, fast ausnahmslos zu religiösen Zwecken aus dem Stein geschlagen, wobei sich Hinduismus, Buddhismus und Jainismus vermischen. Mir fehlt vermutlich die Fantasie, um Ruinen wirklich genießen zu können, denn bis auf den Haupttempel sind die Überreste nicht so vielsagend. Dementsprechend reichen die zwei Stunden, die wir zur Verfügung haben, auch vollkommen aus. An der Bushaltestelle wartend bietet uns ein Rikshafahrer an, die 30km zurück für etwas mehr als den Buspreis zu fahren, was wir natürlich annehmen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Fahrt normalerweise das Vierfache gekostet hätte, schätze ich, dass er sowieso nach Aurangabad musste und lieber etwas als gar kein Geld verdienen wollte. Komfortablerweise werden wir direkt vor dem Hotel abgesetzt, packen und fahren weiter zur Bushaltestelle, wo unser Coach bereits wartet. Er ist klappriger als der vorige und die Betten sind härter, dafür haben wir Betten in der ersten Reihe. Bevor es losgeht, organisieren wir uns ein Abendessen von den Streetfood Ständen in der Nähe, bestehend aus Reis und frittiertem Blumenkohl. Das stellen sich Inder unter chinesischem Essen vor und sie lieben es. Kaum ein billiges Restaurant, dass keine Manchow Suppe oder Sezchuan Nudeln hat. Mit echter China-Küche hat das genauso wenig zu tun wie unsere Fried Noodles Imbisstände, aber es schmeckt gut und ist mitunter billiger als das lokale Essen.
Mit der folgenden 15-stündigen Busfahrt verlasse ich Südindien geographisch. Wenn auch die Hauptsehenswürdigkeiten zum Großteil im Norden und damit noch vor mir liegen, kann ich mir schwer vorstellen, dass er mir so gut gefallen wird wie der Süden. Nach fünf Monaten hat sich mein Fokus von "viel sehen" zu "viel lernen und erleben" verschoben. Mir ist jede Bekanntschaft von Dauer lieber als das Taj Mahal bei Sonnrnuntergang. Aber pessimistisch bin ich nicht, selbst wenn die Locals im Norden tatsächlich nur stockkonservative Traditionalisten ohne Englischkenntnisse sein sollten, habe ich dieses Mal einige Freunde dabei.

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