Mittwoch, 26. März 2014

Großes Wiedersehen

171. 25.3.2014

Eigentlich passiert heute viel zu viel in viel zu kurzer Zeit. Ein Hotel ist auch um 6 Uhr morgens nach Ankunft in Agra schnell gefunden und während die anderen duschen, mache ich mich auf die Suche nach dem Saniya Palace Restaurant, wo laut eigener Aussage Eva und Katha das Taj Mahal bei Sonnenaufgang bewundern. Die Dachterasse ist schnell gefunden, aber ich brauche etwas, bis ich voll und ganz realisiert habe, wer da vor mir sitzt. Katha habe ich vor drei Monaten in Dubai am Flughafen verabschiedet, Eva vor über sechs Monaten am Bahnhof in Prag. Da ich mit ihnen die ganze Zeit in Kontakt stand, mitbekam, wo auf der Welt sie was erlebten und wie wir uns langsam geographisch näher kamen, ist das Wiedersehen umso schöner, zumal es sich 8000km von "zu Hause" abspielt. Mit der Kulisse vor den aus dem Regendunst heraus erklarenden Minaretten des Taj Mahal im zunehmenden Sonnenlicht war die Szene auf Bollywoodniveau. Über einem Chai quatschen wir mindestens eine Stunde, gehen zurück zu unserem Hotel, begrüßen den Rest, frühstücken gemeinsam und erzählen uns noch mehr von unseren letzten Monaten. Unglaublich, dass wir hier, in Agra, zu sechst zusammensitzen und über die gute alte Schulzeit in Bayreuth reden können. Aber es natürlich nicht tun, denn was könnte schon besser sein als das hier?
Wer gerne mehr über das Mausoleum erfahren möchte, wegen dem Hunderttausende Touristen jährlich in diese hässliche Stadt kommen, sollte Wikipedia zu Rat ziehen, denn ich habe mich, im Gegensatz zu den anderen, nach kurzem Überlegen gegen einen Besuch des Geländes entschieden. Für 750Rs, nach indischen Maßstäben ein kleines Vermögen, kommt man nochmal 200m näher an den Bau heran und kann sein glanzloses Inneres begehen. Da Eva und Katha bereits am Vortag drinnen waren, unternehmen wir zu dritt einen Ausflug zum Itimad-ud-Daulah, dem Prototypen und Vorgänger des Taj Mahal, der zwar kleiner, aber aufwendiger verziert ist (die anderen leisten sich den Eintritt - laut ihrer Aussage mäßig lohnenswert). Ein weiterer Vorteil: Man kann dort stundenlang ungestört von Menschenmassen und Bitten um Fotos sitzen und die Umgebung betrachten. Als wir davon genug haben, laufen wir die knapp drei Kilometer zum Mehtab Bagh Park direkt gegenüber des Tajs, von wo man wohl die beste Gesamtsicht auf den Gebäudekomplex hat. Das Mausoleum wurde direkt am Yamuna River gebaut, am anderen Flussufer sitzen wir und warten darauf, dass die Sonne versinkt und dem weißen Marmor einen roten Schimmer verleiht. Danach essen wir in einem urtypischen Travellerrestaurant (Dachterasse und kulinarisch von allem ein bisschen). Zum Nachtisch gibt es eine 9kg Wassermelone auf der Terasse unseres Hotels. Nach und nach schmälert sich die Runde, da am nächsten Tag wieder zwischen halb fünf und sechs aufgestanden werden muss. Zum Schluss sitzen nur noch Eva und ich da und vergessen über irgendein Gesprächsthema die Zeit (und essen die gesamte Melone auf!), bis wir um zwölf schließlich auch ins enge Bett fallen - für diese Nacht teilen wir uns zu sechst zwei Doppelbetten.

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