161. 15.3.2014
Dachterassenrestaurants sind in Udipur das Maß aller Dinge, je höher, desto besser. Die Stadt scheint konzipiert für bestmögliche Rundumpanoramen. Das Frühstück kann in unserem Fall nicht mit der Gebäudehöhe mithalten, was damit beginnt, dass die Bedienung mir anbietet, anstatt eines nicht verfügbaren Fruchtsaftes doch einfach eine Banane zu essen, zum selben Preis, versteht sich.
Auch das gewählte Guesthouse besticht durch doppelstöckige Dachterasse, hat aber überdies günstige Zimmer und einen wunderschönen Innenhof ("Nukkam Guest House" - habe noch nie zuvor eine Unterkunft dieser Preisklasse mit 4,5 Punkten auf TripAdvisor gesehen). Mittlerweile ist es elf, die Straßen leeren sich, die unproduktive Mittagszeit bricht an. Auch wir bleiben bis drei in unserem Zimmer, sobald man die Hand aus dem Fenster hält, vergeht einem jegliche Unternehmungslust. Als es langsam beginnt abzukühlen, machen wir uns zuerst auf die Suche nach Holikleidung. In zwei Tagen ist nämlich der Termin zum originalen Fest der Farben. Mir bleibt unverständlich, wie man den Übergang von Winter zu Frühling, also von Hitze zu unerträglicher Hitze feiern kann (der kühlende Monsun kommt erst Ende Juni), aber ich bin ziemlich gespannt wie Holi in der Realität gefeiert wird. Vorab rät uns ein Verkäufer, der uns zu fast fairen Preisen mit weißer Kleidung ausstattet, auf Sophia aufzupassen. Neben Silvester ist Holi der einzige Anlass, bei dem öffentlicher Alkoholkonsum toleriert wird, entsprechend opportunistisch und hemmungslos wird zugelangt. Aber da will ich nicht zu sehr vorgreifen, das wird sich übermorgen zeigen.
Trotz zunehmenden Hungers unternehmen wir noch einen Ausflug zu einem nahegelegenen Monsunpalast auf einer Bergspitze. Über die Namensherkunft kann ich nur Vermutungen anstellen, vielleicht waren die Städte zu Monsunzeiten so widerlich, dass wer es sich leisten konnte geflohen ist. Oben überrede ich Socke zur Freude aller, eine Gruppe von vier jungen Indern um ein gemeinsames Foto zu bitten. Deren harte Posen werden durch das Honigkuchenpferd in der Mitte umso mehr ins Lächerliche gezogen, doch sobald das Foto im Kasten ist und die Grimassen wieder gelöst werden können, können die vier ihr Glück kaum fassen. Wir verabschieden uns freundlich und suchen schnellstmöglich ein Restaurant auf. Nach dem Abendessen (auf einer Dachterasse) sitzen wir auf unserer eigenen Dachterasse, die bei Nacht einen atemberaubenden Blick auf den See und das darauf erbaute Lake Palace Hotel bietet, dass die meisten wohl schon einmal in irgendeiner "die 20 schönsten Plätze der Welt" Liste gesehen haben.
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