Dienstag, 3. Juni 2014

Plötzlich Geburtstag

230. 30.05.2014

Um sieben Uhr schleiche ich mich in geheimer Mission aus dem Zimmer. Da wir gestern erst um neun in Gorontalo angekommen sind, hatte ich keine Chance noch irgenetwas für Eva zu organisieren.
Meine Befürchtungen stellen sich als begründet heraus: Vor zehn hat hier kein Laden offen. Aber irgendein Marktstand bestimmt. Nur wo? Mit einem ohne grammatikalische Vorkenntnisse nur aus dem Wörterbuch konstruierten Satz komme ich tatsächlich bis zum Fruchtmarkt und kaufe vorsorglich alles, was dort ausliegt. Zurück im Hostel verarbeite ich das zu einem Fruchtsalat, während ich mich mit dem Besitzer unterhalte. Praktischerweise weiß Eva mit einem Obstsalat mehr anzufangen als mit einer Torte und angesichts des restlichen Frühstücksangebots scheint mein "Geschenk" eine gute Wahl gewesen zu sein. Den Vormittag verbringen wir in einer verblüffenden Mall, die einen großen Buchladen, Coffeeshops und einen Supermarkt in der Größe einer real-Filiale beherbergt. Zur Erinnerung: Wir sind in einer Kleinstadt auf einer abgelegenen Insel in einem Entwicklungsland. Highlight ist für mich eindeutig das Hägen Dasz Eisfach, auch wenn ich keine Ahnung habe, wer sich außer Touristen die Becher leisten kann. Vom Shopping Center zurück zum Hotel nehmen wir ein Motorradtaxi. Das sind umgedrehte Trikes, vorne zwei Räder, hinten eins. Auf der Vorderachse ist eine Sitzbank für zwei Personen, dahinter sitzt der Fahrer. Im Straßenverkehr muss er irgendwie zwischen den Schultern der Fahrgäste durchluken. Über die Fähre zu den Togian Islands, die wir heute Abend nehmen wollen, weiß niemand genaues. Sie fährt um sechs oder acht, wir sollten zum Ticketkauf aber schon um zwei da sein, vielleicht aber auch erst um drei oder vier. Wir sind sicherheitshalber um viertel nach zwei dort und warten erst einmal zwei Stunden, bis wir überhaupt Tickets kaufen können. Dabei lernen wir einen Backpacker aus der nordostbayrischen Stadt Bayreuth kennen, der zusammen mit seiner Freundin für einige Wochen Urlaub in Indonesien macht. Um fünf betreten wir die Fähre und liegen noch drei weitere Stunden im Hafen vor Anker, bis wir um acht Uhr abends endlich losfahren. Daniel, Jentol und wir beide haben Tickets für die Schlafklasse (sprich Matratzen auf dem Boden), Thorsten und Jessica eine Privatkabine (Thorsten hat in dieser Nacht allerdings auch Geburtstag). Ich sitze bis elf mit Eva und ihren Geschenken von den Holländern, einem Bier und einer schön verpackten Zigarettenschachtel mit Happy Birthday Fähnchen darin, auf dem offenen Deck. Als sie ins Bett geht, sind nur noch ein angetrunkener Daniel und ein Österreicher übrig, der allerdings ebenfalls nach kurzer Zeit verschwindet. In seiner redseligen Stimmung erfahre ich von Daniel vieles über seine Beziehung sowie Drogen, die ich mir nicht entgehen lassen sollte und trinke dabei noch weitere zwei oder drei Dosen Bier mit ihm, bevor wir beide ebenfalls zu Bett gehen (was besonders bei ihm angesichts des schwankenden Schiffs und der steilen Treppe eine beachtliche koordinatorische Leistung darstellt).

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