242. 12.6.2014
Wie schon in Singapur können wir hier unser eigenes Frühstück zubereiten, für alle Gäste steht eine Küchenecke zur Verfügung. Meine Vorstellung von Normalität und Luxus hat sich in dieser Hinsicht in den letzten acht Monaten umgekehrt, es gibt zur Zeit kaum etwas schöneres als sich sein Essen selbst zubereiten zu können. Einiges muss erledigt werden, bevor wir uns Strand und Meer hingeben können, allem voran die Verlängerung des Visums. Gewappnet mit Ausdrucken unserer Rückflugtickets fahren wir mit dem Roller 18km nach Denpasar, zurück zum Immigration Office. Wer viel in Südbali unterwegs ist, verbringt den Großteil seines Tages in dem überall stockenden Verkehr. Nach etwa einer Stunde sind wir allen Widrigkeiten zum Trotz angekommen und werden erstaunlich schnell aufgerufen. Nach Abgabe unserer Unterlagen werden wir um etwas mehr Geduld gebeten, man rufe uns gleich erneut auf. Beim zweiten Aufruf werden uns unsere Quittungen ausgehändigt, versehen mit dem Datum, an dem wir zur Zahlung wieder erscheinen müssen. Leider ist dieses Datum der 17. Juni und auf Nachfrage erklärt man uns, dass die Prozedur nun sechs Werktage in Anspruch nehme: Dei bis zur Zahlung und weitere drei bis zur Fertigstellung. So viel Zeit haben wir aber nicht. Für mich käme in Frage, einfach mein Visum zu überziehen und die Strafgebühr von 80$ (20$/Tag) zu zahlen, Eva wäre mit dieser Taktik allerdings ein paar hundert Euro los. Deshalb erkundigt sie sich erneut an der Information und erfährt, dass es auch einen Eilantrag gäbe, gegen deutlich höhere Gebühren, mit dem wir unser Visum wie erhofft am Montag, dem 16. Juni abholen können. Misstrauisch macht mich, dass der Konsularangestellte für die normalen Verlängerungen davon nichts weiß, weswegen ich erst einmal vorgebe, zu wenig Geld dabei zu haben und bei Abholung zu zahlen.
Auf dem Rückweg legen wir mehrere Stopps ein, angefangen bei einem riesigen Carrefour Import-Supermarkt (selbstgemachtes Abendessen!), über einen Bademodenladen, wo Eva endlich einen Bikini findet, der ihrem Geschmack entspricht, bis zu einer Frozen Yoghurt Eisdiele, bei der schon die medium Größe mindestens zwei Eisbecher beinhaltet. Als wir zurück in der Unterkunft sind, ist es bereits vier Uhr. Schnell packen wir um und fahren an den Strand. Wir haben keine Wertsachen mitgenommen, da uns aufgefallen ist, dass der Strand und das Wetter bei Sonnenuntergang eigentlich ideal zum Joggen sind. Dazu muss gesagt werden, dass unsere Freundschaft selbst zum Teil auf der Halbmarathondistanz fußt und wir beide in den vergangenen Monaten auf Entzug waren. Eine Stunde, vielleicht auch zwei laufen wir den Strand nach Süden, über Seminyak, Legian und Kota und können dabei beobachten, wie der Touristisierungsgrad zunimmt. Aus alten Hütten werden Anlagen, Boutiquehotels und schließlich Beachclubs, die Menschenmengen nehmen zu und irgendwann kommt der erste pinke Sonnenschirm in Sicht, hunderte folgen ihm. In Kota fühlt man sich schließlich an einen indischen Tempel erinnert, Menschenmassen bevölkern den Strand um den Sonnenuntergang zu sehen, aber mehr noch um Fotos voneinander schießen zu können. Wir drehen um und joggen etwas mehr als den halben Weg zurück, als wir feststellen, dass wir entweder jetzt ins Wasser oder es ganz sein lassen müssen (der Wellengang ist bei Dunkelheit fatal). Schon die erste Welle macht klar, dass das Plätschern Sulawesis Geschichte ist. Darüber hinaus überascht sie Eva, wirft sie um, verrutscht ihr neues Bikinioberteil und befördert so den sich darin befindlichen Motorrollerschlüssel in die unendlichen Weiten der See. Eva ist erstaunlich unbeeindruckt davon, vielleicht das Adrenalin vom Laufen, und planscht noch eine halbe Stunde mit mir im Wasser, bevor wir mit wagen Hoffnungen den Strand absuchen. Zwar finden wir keinen Schlüssel, aber immerhin eine geschlossene Kekspackung und einen netten, ansässigen Italiener mit indonesischer Frau. Der Rückweg zum Roller ist wesentlich länger, als wir ihn in Erinnerung hatten (wobei das mit der Orientierung am Strand generell so eine Sache ist), doch um halb acht können wir erfolgreich einen Anruf vom Handy einer Australierin absetzen. 15 Minuten später fährt uns Nyoman, der Besitzer unseres Hostels mit einem Zweitschlüssel entgegen. Zu Tode beruhigt und dankbar fahren wir die verbleibenden vier Kilometer nach Hause, verwerfen jegliche Pläne heute zu kochen und gehen essen (ich bekomme sogar eines der übersteuerten Biere ausgegeben).
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