239. 9.6.2014
Die Morgendämmerung holt mich um halb sechs aus meinem sechsstündigen Schlaf. Während Eva noch ein wenig im Reich der Träume verweilt, wandelt sich die Umgebung langsam von ländlich über zersiedelt zu urban. Makassar ist die einzige Stadt auf der nur acht Millionen fassenden Insel Sulawesi, die die Vorsilbe Groß- verdient. Von Touristen missachtet und nur als notwendiger Verkehrsknotenpunkt genutzt, ist sie meiner Erfahrung mit Städten in Entwicklungsländern nach sehr sauber und ruhig. Um halb sieben steigen wir aus und nehmen ein Taxi zum New Legends Hostel, wo gerade glücklicherweise das beste Zimmer frei geworden ist. Gemächlich frühstücken wir, packen aus und überlegen, was wir heute machen könnten. Wir entscheiden uns für einen 5km Spaziergang entlang des Meeresufers/Hafens zur größten Shoppingmall Makassars, weil wir beide sowohl ins Kino wollen als auch Kleidung brauchen. Verwunderung macht sich am Hafen breit. Sind wir hier wirklich an eine Küstenpromenade geraten? Außerhalb Singapurs beschränkte sich die Wertschätzung der Asiaten für das Meer bisher auf dessen Funktionen als Nahrungslieferant, Transportweg und Abfalleimer. Zwar weht einem auch hier ein fauliges Lüftchen anstatt einer frischen Brise entgegen, aber der gute Wille ist offensichtlich vorhanden. Noch begeisterter sind wir von der modernen Moschee, die auf Betonpfeilern in ein Hafenbecken vorversetzt wurde (siehe Foto). Danach nimmt die Fußgängerfreundlichkeit rapide ab, die letzten zwei Kilometer zur Mall laufen wir auf der Begrenzungsfläche einer zweispurigen Schnellstraße. Die Mall ist wie so eine Mall eben ist, ob in Chennai, Singapur, Nairobi oder Makassar. Kleidung finden wir nicht, aber Kopfhörer und den neuen X-Men Film gut (auch Eva!). Pech für Indonesier, Glück für uns: Hollywoodstreifen werden hier nur untertitelt, nicht neu synchronisiert. Danach reiße ich mich dazu durch, meinem inneren Trieb zu einem etwas teureren Italiener zu folgen. Teuer bedeutet hier 9€ für Bruschetta, wirklich italienische Pizza und Panna Cotta, aber man passt sich nun einmal der Umgebung an. Es war auf jeden Fall jeden Cent wert.
Die zwei unschönen Kilometer lassen wir uns mit einem Taxi fahren, den restlichen Weg schlendern wir zurück und treffen auf ein zum Leben erwecktes Makassar. Überall sind Streetfoodstände und Armadas von Plastiktischgarnituren, Straßenmusiker spielen Gitarre, Kinder schießen leuchtende Helikopterräder in den Nachthimmel. Wie kommt man nur auf Idee, das schön beim Reisen nur das Besondere, Traditionelle, Andersartige sein kann?
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