Freitag, 20. Juni 2014

700 Kilometer Stop-and-Go

249. 19.6.2014

Um viertel vier klingelt der Wecker. Als wir vor die Tür kommen, hat sich der Großteil unserer Gruppe bereits zusammengefunden. Knapp eine Stunde wandern wir ohne viel zu reden zu einem Aussichtspunkt, von wo aus einige noch weitergehen/-klettern. Eva und ich finden ein paar hundert Meter weiter oben ein ziemlich verlassenes Plätzchen mit toller Sicht sowohl auf den sich langsam erhellenden Himmel zur Linken, als auch den noch im Dunklen dampfenden Mount Bromo zur Rechten. "Überirdisch schön" oder "hier zeigt uns Mutter Natur, wie klein wir doch sind" sind zwar pathetische Übertreibungen, doch das farblich variierende Morgenlicht in Kombination mit dem Wolkenmeer unter uns und der Mondlandschaft war die Mühen allemal wert. Um halb sechs (die Sonne geht hier sehr früh auf) steigen wir den Berg wieder hinab und mit kurzer Pause im Dorf auch noch den Krater, in dessen Mitte sich der gar nicht so große Bergkegel des Vulkans erhebt (meistens sehen wir ihn aufgrund des Nebels allerdings nicht). An den Rand dieses Kraters im Krater führt eine vor Menschen überquellende Treppe. Mount Bromo selbst ist dann auch nicht halb so interessant wie die ihn umgebende Landschaft. Schwarzer Sand, Asche und ein Minimum an Vegetation formen mit der trostlosen Topographie eine unwirkliche Szenerie, wie geschaffen für Dystopien oder Horrorfilme.
Um dreiviertel neun sind wir zurück in der Unterkunft, duschen, essen und putzen Zähne im Akkord, sodass wir frühestmöglich einen Minibus zurück nach Probolingo erwischen, wo um 11:30 oder 12:30 Uhr ein Langstreckenbus nach Cirebon fährt. Von dort haben wir schließlich Anschluss nach Jakarta und sollten dort im Idealfall binnen 24 Stunden angekommen sein. Im Minibus sind dieses Mal gar keine Einheimischen und mehr Platz, weil wir (zehn Holländer, Franzosen und Engländer) aus Zeitmangel die verbleibenden fünf Plätze aufgekauft haben. Um ziemlich genau 11:30 Uhr kommen wir am Terminal an, nach Cirebon ist aber kein Bus in Sicht. Wir warten, kaufen Obst, trinken Schokomilch, wimmeln aufdringliche Ticketagenten ab und gegen viertel nach zwölf taucht der versprochene Bus auf. Mit fünf Sitzen pro Reihe nicht der komfortabelste, hat er immerhin AC, was bei den Tagestemperaruren an der Küste Javas überlebenswichtig ist. Stunde um Stunde fahren wir über die quasi lückenlos bebaute Insel. Das Frustrierende an Busfahrten hier ist nicht der Zustand der Straßen (meistens sehr gut), sondern Stau. Jede Kleinstadt empfängt einen mit einer Stunde Stillstand auf ihrer Hauptverkehrsachse. Ich dachte, ich wäre gegenüber vergeudeter Zeit mittlerweile abgestumpft, aber die hiesigen Verhältnisse schlagen alles bisher Dagewesene.
Wir fahren die Nacht durch, finden sogar etwas Schlaf (wie ist uns selbst ein Rätsel), und kommen um halb neun Uhr morgens am Folgetag in Cirebon an, nach 19 Stunden Busfahrt und schlappe sechs Stunden vor Jakarta.

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