Freitag, 6. Juni 2014

Handicap

235. 5.6.2014

Wer hätte gedacht, dass ein Dorf wie Tentena ein Krankenhaus hat? Die wesentlich größere Hürde ist es, jemanden mit ausreichenden Englischkenntnissen zur Schilderung des Unfalls und Diagnose ausfindig zu machen. Der Sohn einer Ärztin übt sich schließlich als Dolmetscher und Eva wird erst einmal geröntgt. Sogar wir erkennen, dass nichts gebrochen ist, allerdings, und das fällt wohl nur Medizinern auf, ist die Handwurzel verschoben. Mit Bandage, Schmerzmittel und Breitbandantibiotikum (warum auch immer, es gibt nicht einmal eine offene Wunde) werden wir verabschiedet, ein Gespräch mit meinem Vater gibt noch etwas mehr Aufschluss. Eva wird die nächste Woche auf jeden Fall einhändig auskommen und in Deutschland womöglich nochmal ins Krankenhaus gehen müssen, aber akut bedrohlich ist die Verletzung nicht. Wir sind heilfroh, dass keine Bettruhe, Rückflüge oder sonstige Horrorvorstellungen Realität wurden und essen zur Belohnung für so viel Glück ein Eis. Danach bleiben uns noch fünf Stunden bis unser Nachtbus nach Rantenpao abfährt. Evas Zustand entsprechend lesen wir die meiste Zeit im Hotel und spitzen nur mal raus um uns etwas zum verfrühten Abendessen zu holen. Am Busbahnhof treffen wir unseren nächsten Begleittrupp nach den Holländern. Die bunt gemischte Gruppe besteht aus einer Amerikanerin, einem Schweizer, zwei Franzosen und zwei Deutschen, darunter der Bayreuther. Wie wir fahren sie über Nacht nach Rantenpao. Nach zwei oder drei Schokomilch (in Kenia war es Trinkjoghurt, in Indien Lassi - zu irgendeinem Milchprodukt entwickle ich in all meinen Reiseländern eine ungesunde Beziehung) kommt der ungewöhnlich moderne Bus am Terminal an. Er besticht durch Ledersitze mit verstellbarer Lehne und AC(!). Wir sind also bestmöglich gerüstet für die anstehenden zwölf Stunden Fahrt.

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