Mittwoch, 2. April 2014

Zu Fuß

176. 30.3.2014

Der Handy-GAU ist eingetreten, ich habe kein Internetguthaben mehr. Internet vereinfacht das Reisen viel zu sehr, als dass ich darauf verzichten würde. So schlage ich mich vormittags durch den indischen Förderalismus (SIM Karte aus Goa), schaffe es aber letztendlich, 2GB aufzuladen und kann guten Mutes meine ständig nach hinten verschobene Stadttour durchführen. Da ich weder Architekt noch Kunsthistoriker bin, schaue ich mir seit Rajasthan kaum noch Forts, Mausoleen oder Denkmäler von Innen an, das ist meistens rausgeschmissenes Geld. Stattdessen orientiere ich mich an bedeutenden Bauten und laufe dabei einfach durch die verschiedenen Viertel, die besonders hier verschiedener kaum sein könnten. Zuerst Old Delhi mit dem Roten Fort und der Jamia Masjid, Indiens größter Moschee. Dazwischen Gassen, Menschen, Lärm, Leben. Das geschwungene, moderne Eingangstor zur U-Bahn wirkt da schon deplatziert. Und beim Aussteigen fühle ich mich auch, als hätte ich gerade durch ein Portal das Level gewechselt. Baumbestandne, mehrspurige Aleen flankiert von Kolonialhäusern, neuen Appartmentblocks und Unmengen Grün. Spätestens als mir im riesigen Park um das Gate of India zum ersten Mal seit Ewigkeiten der Geruch von Gras in die Nase steigt, weiß ich, was mir besser gefällt. Die hektischen, lauten, stinkenden Altstädte sind zum Eindrücke sammeln wunderbar, aber auch die Leute, die dort arbeiten oder leben, träumen von einem Appartment in einem begrünten, ruhigen Vorort.
Hier zahle ich sogar mal Eintritt, um eine Moschee zu sehen. Sie ist weder groß noch berühmt, besteht aber aus eine Kombination aus Marmor und rotem Sandstein, was fantastisch aussieht und mir bis jetzt auch nicht bekannt war.
Mein Spaziergang, der sich zur Wanderung entwickelt hat, führt weiter über die Metro bis in den Süden Delhis, wo ich den Lotustempel gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreiche. So komme ich zwar nicht mehr hinein, kann aber immerhin tolle Fotos schießen. Hier endet die selbstgeplante Tour, nicht zuletzt weil die Laufstrecke von 10-15km langsam in die Beine geht. Zum Glück habe ich mir heute eine Smartcard zugelegt und kann so die Warteschlange am Metroschalter umgehen. Da die Metro nur ein paar Jahre alt ist, gibt es Anstatt von Tickets Chips oder Cards, die an den Ein- und Ausgangsschaltern elektronisch ausgelesen werden. Die Chips müssen hierbei für jede Fahrt neu gekauft werden, während die Karten mit Guthaben aufgeladen werden, von dem entsprechend der Ein- und Ausstiegsstation abgebucht wird. Dafür braucht man sie nicht einmal aus dem Geldbeutel zu holen. Trotzdem stehen locker 60% der Inder (Weiße sieht man kaum) Fahrt für Fahrt minutenlang für ihren Einmalchip und danach nochmal zur Sicherheitskontrolle an. Vielleicht ist es die Vorfreude aufs an die Reihe kommen.

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