187. 10.4.2014
Der Vormittag ist von Motivationslosigkeit geprägt, einzig für ein Frühstücksdosa verlasse ich mein Hotelzimmer. Viel gibt es in Haridwar nicht zu sehen und die von Religiösität geprägte Atmosphäre tritt wenn dann erst nach dem Abklingen der Mittagshitze zutage. Um zwölf muss ich allerdings mein Zimmer räumen, und so beschließe ich, dem auf einem Berg in der Nähe gelegenen Hindutempel einen Besuch abzustatten. Hätte ich besser mal gelassen. Ich weiß nicht, ob dieser Tempel ein besonders schlimmer Fall ist oder ich seit dem goldenen Tempel neue Maßstäbe anlege, aber das bunte Treiben hier hat mit meiner Ansicht von Kontemplation so viel zu tun wie eine Kneipentour. Jesus würde amoklaufen angesichts der Händler und Verkäufer überall. Im Inneren geht es auf dieselbe Art weiter. Göttliche Gnade gegen Geld. Dreckig und voll ist es sowieso, wobei Inder, sobald sich eine Schlange bildet, beginnen zu drängeln (vermutlich durch Bus- und Zugfahrten konditioniert). Ich bin froh aus dem Tempel herauszukommen und steige den Berg herab zum Ganges. Seine Badeghats sind der eigentliche Grund für Haridwars Popularität als Pilgerort, denn wer hier in den Ganges steigt, wäscht sich frei von all seinen Leiden. Da sagt der Hindu nicht nein und da es hier ca. eine Milliarde davon gibt, ist einiges los am Ufer. Die Szene erinnert an ein Freibad am ersten heißen Sommertag. Obwohl die meisten von ihnen kaum schwimmen können, genießen die Leute das Bad im hier noch sauberen und kalten Ganges sichtlich. Für mich geht es weiter ins 25km nördliche Rishikesh, wo die Beatles in den 60ern erleuchtet wurden und damit die Eso-Indien Welle losgetreten haben. Noch immer findet sich hier wohl die höchste Dichte an Yoga-Kurslern, Meditierenden und Erlösungssuchenden. Die lange Suche nach der richtigen Unterkunft lohnt, ich entscheide mich für ein geräumiges Zimmer mit Gangesfensterfront. Fehlen nur die zwei Mitbewohnerinnen. Nach über 24 Stunden Zug-, Metro- und Busfahrten kommen Eva und Katha um sieben Uhr aus dem fernen Jaisalmer an. Nach zwölf Tagen haben wir uns wieder.
Wer wissen will, was die beiden während der letzten zwei Wochen in Rajasthan getrieben haben, sollte mal diese Website in Augenschein nehmen:
http://missbuttermilk.tumblr.com/
Fotos: Tempel oder Marktplatz? Warum nicht beides?
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