Sonntag, 27. April 2014

(Ent)Spannung

202. 27.04.2014

Unsere Version von "es ruhiger angehen lassen" beinhaltet lediglich eineinhalb empfohlene Tagesetappen. Diese sind mit Laufzeiten von drei bis fünf Stunden aber tatsächlich kurz. Uns scheint jedenfalls eine langweilige Straßenetappe zum Höhe gewinnen bevorzustehen. Bis ich auf der Karte eine fein gestrichelte schwarze Linie weiter unten im Flusstal entdecke. Die stellt sich als alter Fußpfad heraus, leider mit steilen Geröllfeldern durchsetzt und deshalb langwierig. Doch die Anstrengung lohnt, mitten im Nirgendwo führt der Weg hinter einem riesigen Wasserfall vorbei, der noch 50 weitere Meter gen Tal stürzt. Die ganze Szenerie gehört nur uns, weit und breit sind keine anderen Menschen.
Nachteil dieser Einsamkeit ist die halbstündige Klettereinlage, die wir benötigen, um wieder auf die Straße zu kommen. Von da an ist der Weg zwar kaum spektakulär, aber wir fitter denn je, und sei es nur wegen des Adrenalins. Um vier erreichen wir, mittlerweile im Regen, Chame, die erste größere Ansiedlung seit Beginn des Treks. Während sich die Lodges meistens bis ins kleinste Detail (Zimmerausstattung, Speisekarte, Preise) gleichen, gibt es hier immerhin einen unter- bzw. entscheidenden Faktor: Internet. Die Annapurnaregion ist auf meiner gesamten, an wenig entwickelten Gebieten nicht gerade armen Reise bisher das erste, in dem nicht auf jedem dritten Gebäude ein Mobilfunkmast steht und man wirklich noch weit weg vom Rest der Welt ist. Andererseits sind Eltern und Verwandte natürlich gerade hier besonders besorgt und erwarten regelmäßigen Rapport.

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