188. 11.4.2014
Wo Eva ist, herrscht Disziplin beim Aufstehen. Um acht klingelt der Wecker, auch wenn wir heute nichts Konkretes vorhaben. Also erst einmal in Ruhe frühstücken. Rafting sollte für den nächsten Tag organisiert werden, und wenn man schon in Rishikesh ist, auch eine Meditations-/Yogastunde (nicht so sehr aus Sicht des Autors). Wir verbinden einen Spaziergang durch "Rishikesh" (eigentlich handelt es sich um einen vorgelagertes Touristendorf) mit dem Abklappern von Raftingagenturen. Nach einigen Besuchen haben wir herausgefunden, dass die Tagestour mittlerweile verboten wurde, weil sie Stufe 5 Stromschnellen enthält, in denen im Vorjahr zwei Touristen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen umkamen (Zum Vergleich: Stufe 6 ist die höchste und gilt als unnavigierbar, auch für Profis). Aber eine nette Halbtagestour gibt es, günstig obendrein. Nachdem diese gebucht ist, machen wir Mutter Ganges am Flussstrand direkt unsere Auswartung. Die erste sportliche Schnapsidee in einer Folge von vielen, die Eva und ich gemeinsam haben werden, da bin ich mir sicher, stammt von ihr. Der Ganges hat zwar eine beachtliche Strömung, ist aber höchstens hundert Meter breit, warum also nicht mal ans andere Ufer schwimmen. Gesagt, getan. Die Machtlosigkeit angesichts der Wassermassen sowie der Umstand, dass zweihundert Meter weiter unten sehr unangenehm aussehende Stromschnellen beginnen, versetzen mich kurz in Panik, aber recht schnell erreichen wir wieder ruhige Gewässer und können uns an den Strand treiben lassen. Derart motiviert, wenn auch etwas zittrig vom Hochgebirgswasser klettern wir am Ufer hundert Meter flussaufwärts, um den Rückweg anzutreten. Das funktioniert anfangs tadellos, bis plötzlich die Strömung rapide zunimmt und wir keinen Meter mehr vorankommen. Dieses Mal etwas panischer treten wir den Rückzug an und schaffen es erneut zu dem Strand, während Katha sich auf der gegenüberliegenden Seite zum ersten Mal in die Strömung traut und von deren Gewalt überrascht zu sein scheint. So sehr, dass sie zunächst vergisst, umzukehren und auf die Stromschnellen zutreibt. Sie fängt sich aber wieder und kommt rechtzeitig ans Ufer. Uns bleibt zur Überquerung nur der "Walk of Shame" durch die Dorfstraße, Eva in Top und Badeshorts, ich oberkörperfrei und mit Boxershort bekleidet. Ich bin gespannt, mit welcher Dummheit wir uns als nächstes selbst beweisen müssen.
Kontrastprogramm am späten Nachmittag ist ein Meditationskurs in einem Ashram, zu dem ich genötigt werde. Die Ichfindung manifestiert sich in schnellem, intensivem Ein- und Ausatmen, kombiniert mit sich wiederholenden Körperbewegungen. Eine Art Speed-Yoga also. Das kurze High nach jeder der Übungen ist wohl auf akuten Sauerstoffmangel wegen der unnatürlichen Atmung zurückzuführen. Das würde auch die kribbelnden Extremitäten erklären. Da es umsonst ist bzw. auf Spenden basiert, bin ich ganz zufrieden, es mal probiert zu haben. Meine Erleuchtung bleibt dennoch auf unbestimmte Zeit verschoben.
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