Dienstag, 22. April 2014

Indien meldet sich

197. 20.4.2014

Nachdem wir uns unter den Zimmertüren Zettel zugeschoben haben, wie sich das für 18 bzw. 26-jährige gehört, begleitet uns Rythem heute zum Frühstück. Ich habe sie am Vortag zufällig im Durchgang unseres Hotels getroffen und sofort sympathisch gefunden. Sie kommt aus Delhi, wo sie für American Express arbeitet und hat für einen Kurzurlaub über ein verlängertes Wochenende Kathmandu gewählt.Wirklich außergewöhnlich daran ist, dass sie alleine reist, was durchschnittliche indische Eltern in den Wahnsinn treiben würde. Dank vieler Gesprächsthemen und ausgesprochen gemächlicher Bedienung zieht sich das Essen über zwei Stunden hinweg. Rythem wurde in Chandigarh in eine Brahmanenfamilie geboren, spricht hervorragend Englisch und lebt in Delhi alleine. Unsere Tagespläne sind jedoch vollkommen unterschiedlich, und so trennen wir uns und suchen die Tembas Trekkingagentur, die von einer Deutschen und ihrem Mann, einem ehemaligen Sherpa geführt wird. Praktischerweise haben wir hier Kontakte und werden ebenso umstandslos wie ehrlich mit Informationen versorgt. Während der Annapurna-Circuit auch ohne Guide kein Problem sein sollte, könnte die Dhampus Peak Besteigung aufgrund der momentanen Wetterverhältnisse (Schnee bis knapp 3000m) unmöglich werden. Letztendlich werden wir es während dem Trek überlegen und uns mitteilen müssen, dann wird die Besteigung spontan organisiert. Mit Kartenmaterial, vielen Infos und einem guten Gefühl gehen wir zurück nach Thamel, dem Touristenviertel Kathmandus. Eva unternimmt einige Erledigungen, was mit Leos Geburtstag am Folgetag zusammenhängen könnte, während wir beide uns auf die Suche nach der günstigsten Tibettour machen. Agentur um Agentur wird abgeklappert und dabei Preisunterschiede aufgedeckt, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Die Kosten rangieren von 550 bis 2000$ für genau dieselbe, einwöchige Tour. Die nächsten Tage wird dann wohl die Entscheidung fallen (müssen).
Nach zwei Stunden und etwa zehn Reisebüros erwarten wir Eva, Rythem und Saray (eine Spanierin, die Eva noch aus Kalkutta kennt) am Eingangstor des Kathmandu Guesthouse für ein großes, gemeinsames Abendessen. Die Wahl fällt auf Takali Kitchen, einem voll und ganz einheimischen Restaurant inmitten von teuren Touristencafés. Während des Essens entwickelt sich ein tolles Gespräch mit Rythem über ihre Herkunft, ihr Leben und Indien. Saray bleibt wegen unseres Sprechtempos leider ein wenig außen vor. Von der Takali Kitchen aus wird für den Nachtisch (Witz des Abends: Mein klassischer Versprecher, der daraus im Englischen Wüste macht) ein weiteres Restaurant aufgesucht und sich erneut festgequatscht, dieses Mal begleitet von Eiscreme. Als wir schließlich aufbrechen, ist es bereits halb zwölf und somit eine halbe Stunde bis zu Leos Geburtstag. Eva und ich nehmen unauffällig noch zwei Bier mit, bevor wir, zusammen mit Rythem, zurück zu unseren Hostels gehen. Sie ist uns mittlerweile so sympathisch, dass wir sie am Durbar Square dazu einladen, zu Leos Geburtstag zu bleiben. Erst zögerlich, dann sichtlich erfreut sagt sie zu und um zwölf Uhr sitzen wir mit zwei "Everest" Flaschen auf den Stufen einer der Tempel am Durbar Square und bleiben dort auch, zumindest für weitere zwei Stunden. Am Ende habe ich das Gefühl, als würden wir Rythem schon seit langem kennen und öfter zusammen unterwegs sein. Dies ist ihr erster Auslandsaufenthalt und sie gesteht, dass sie anfangs ziemlich große Probleme deswegen hatte (auch wenn es nur 1000km nach Delhi sind). Aber dank uns sei ihr Ausflug gerettet. Bei so viel Bauchpinselei können wir natürlich nicht anders, als sie auch zum Geburtstagsfrühstück am nächsten Morgen einzuladen, bevor wir um zwei unser eigenes Zimmer erreichen und binnen kürzester Zeit in unseren Betten liegen.

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