Mittwoch, 2. April 2014

Erholungsphase

175. 29.3.2014

Beim Aufwachen fühle ich mich zwar noch nicht allzu fit, aber das Fieberthermometer kommt auf nur 37,6 Grad, das Schlimmste scheint also überstanden zu sein. Auch der Hunger kommt wieder, allerdings nicht auf indisches Essen. So besteht mein Frühstück aus einer Tomatensuppe und einem Glas Milch. Delhis Mittagshitze möchte ich noch nicht riskieren und verbleibe ein weiteres Mal im Hotelzimmer, zumindest bis zum späten Nachmittag. Dann überwältigt mich der Hunger. Zum Glück gibt es einen Subway in der Nähe. Wenn man krank ist/war, wird man nahrungstechnisch ganz schnell konservativ und hält sich an lange Erprobtes. Gefühlt in mittlerweile fast gesundem Zustand treffe ich Eva und Katha am Khan Market, in dessen Nähe sich ein Kulturzentrum befindet, das heute einen Theatermonolog aufführt. Unsere Meinungen über das nur 50-minütige Stück decken von ausgezeichnet (Katha) über gut (Eva) bis mittelmäßig (ich) alles ab. Meiner Meinung nach macht die Vortragsweise der Schauspielerin (die aber vermutlich geskripted ist) eine Annäherung an das Geschehen extrem schwierig (ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Tod, den der Monolog behandelt, der ihres Bruders oder eines engen Vertrauten war).
Auf dem Heimweg machen wir wieder einmal Bekanntschaft mit Delhis schlechtester Seite, den ständigen Betrugsversuchen. Es sind Kleinbeträge, die an einer Kasse unterschlagen werden, Menschen, die Zutrittsberechtigungen für Orte verkaufen, wo man gar keine benötigt oder die Verzehnfachung des Kaufpreises, wenn er nicht ausgeschrieben ist. Wer hier aus Deutschland ankommt, wird davon gar nicht so viel mitbekommen, doch je länger man sich in Indien aufhält, desto mehr bekommt man ein Gespür für angemessene Preise (logischerweise). Um in Delhi nicht ausgenommen zu werden, sollte man immer die gedruckte Rechnung verlangen, auf ausgeschriebene Preise unter jedem Umstand bestehen, für alles andere den Preis wissen (die Forderungen sind so absurd hoch, dass man sich kaum traut, den fairen Preis zu nennen) und sich im Zweifelsfall an die nächsten Inder halten. Die haben im Übrigen dieselbe schlechte Meinung über ihre Hauptstadt.
Gegen elf verabschiede ich Eva und Katha an der Metrostation, von wo sie zum Busbahnhof und nach Jaipur fahren, sie haben Rajasthan nämlich noch vor sich. Währenddessen werde ich mich ein wenig im äußersten Nordwesten umsehen (ohne Jammu und Kaschmir), bevor wir uns am 11. April in Rishikesh wiedersehen.

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