Donnerstag, 19. Dezember 2013

Überflieger

76. 16.12.2013

Der gestrige Tag geht flüssig in den heutigen über, da ich vor halb drei kein Auge zukriege und die Fähre um sechs anlegt. Aber nachts Backbord auf der Fähre zu stehen und das schimmernde Band, das Mondlicht und Schiffsschraube skizzieren zu beobachten ist ebenfalls schön. Nach unser Ankunft irren wir zu viert noch ein wenig durch Daressalam, zuerst, weil wir das Hotel nicht finden, dann, weil keine Wechselstube Dirham (für Dubai) hat. Doch auch die kriegen wir und nach kurzem Umpacken in dem Hostel, wo wir unsere Wäsche machen lassen haben breitet sich Abschiedsstimmung aus. Mit einem wunderbar leisen, klimatisierten, wenn auch unlizensierten Geländewagen als Taxi fahren wir zum Julius Nyere Airport. Wenn internationale Flughäfen Statussymbole für ein Land sind, setzt Tansania auf innere Werte. In der Eingangshalle tropft Wasser aus der Decke und die Air-Condition besteht aus Ventilatoren. Die letzten Tausender werden in ein Abschiedsbier investiert und dann muss Dani auch schon los. Sie fliegt über Kampala (Uganda) und Istanbul nach Dublin. Dann sind Erick und ich an der Reihe. Wir beide fliegen nach Doha (Qatar), ich im Anschluss nach Dubai, er nach angenehmen sechs Stunden Wartezeit um 1 Uhr nachts nach Barcelona und von dort nach New York, von wo er weitere fünf Stunden Bus nach Hause fährt, was seine Gesamtreisedauer auf rekordverdächtige 50 Stunden bringt. Während wir bereits um 13:20 Uhr abfliegen, geht Kathas Direktflug mit Emirates erst um 16:45 Uhr, was dessen Zeit- und Komfortvorteil für sie natürlich zunichte macht.
Ich bekomme rein zufällig einen Platz hinter einer Trennwand. Diese Plätze haben dieselbe Beinfreiheit wie die Business Class und außerdem deren Entertainment System. So vergehen die fünfeinhalb Stunden genießbar und wir kommen kurz nach Einbruch der Dunkelheit im erstaunlich kalten Doha an. Kurze Raucherpause für Erick, danach begleitet er mich zum Gate und sagt Tschüss bzw. goodbye. Der Flughafen von Doha ist zwar brandneu und ultramodern, aber für ein vernünftiges Terminalsystem das Schleusenboardings gestattet hat es nicht gereicht. Immerhin bekommt man während der 20-minütigen Busfahrt zum Flugzeug eine Vorstellung von den Dimensionen dieses Riesenprojekts. Besonders eindrucksvoll, wenn man gerade aus Ostafrika kommt. So viel Westen, so viele internationale Ketten, die Ordnung, das systematisch-strukturierte. Boah! Echt ungewohnt (und gehört bald, in Indien, wahrscheinlich auch wieder der Vergangenheit an). Von den Städten will ich gar nicht anfangen, genauso wenig von den kulturellen und sozialen Gegensätzen hier. Genug Stoff für die nächste Woche, falls ich dazu komme, viel zu schreiben (was zu bezweifeln ist). Der zweite Flug ist Kurzstrecke, 400km oder 50 Minuten von Doha nach Dubai. Man kommt in einer kilometerlangen Glas-Stahlröhre an, deren gigantische Ausmaße einen Vorgeschmack auf die Stadt geben. Von der Schleuse bis zur Passkontrolle dürften es mindestens 700 Meter sein. Katha kommt an einem anderen Terminal an und ich brauche eine Stunde für die Grenzformalitäten, trotzdem schaffen wir es irgendwie uns wiederzufinden und kommen per Taxi um halb zwei nachts im Hotel an. Dort kriegen wir kurzerhand ein Upgrade auf eine Suite im obersten Stock, weil alle anderen Zimmer ausgebucht sind. Das Hotel ist Mittelklasse, aber nach drei Monaten Afrika der reinste Luxus. Das können wir aber nicht mehr würdigen, todmüde fallen wir mit vielen Vorsätzen für die nächsten Tage ins Bett.

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