48. 17.11.2013
Nur fünfeinhalb Stunden nach Schlafeintritt holt mich mein Wecker aus dem Bett. Mit einer Mischung aus Neugier und Resignation, was die Einhaltung meines Budgets in dieser Stadt betrifft, gehe ich zum frühstücken in einen Coffeeshop, dessen Ähnlichkeit mit westlichen Vertretern bei Design und Qualität beginnt, aber leider über die Preise fortgeführt wird. Aber YOLO, der Blick und der Fruchtsalat rechtfertigen das halbe Tagesgehalt eines Lehrers in Kenia. Danach ins erschwingliche IMAX 3D-Kino, wo sich zielgruppengerecht normalerweise billige Actionfilme mit Bollywood Melodramen abwechseln, aber heute, Glückstag, Gravity läuft. Das alles übrigens ohne Katha, die hat sich für Ausschlafen entschieden. Als ich um viertel zwölf zum Hotel zurückkomme, hat sie dafür schon Perpetual dabei, die wegen uns extra von Eldoret nach Nairobi gefahren ist. Zusammen wollen wir in ein Tierwaisenhaus, wo der Tourist noch Tourist sein darf, mit umhängender Kamera und Sonnenhut. Die Eintrittspreiserhöhung, die höchstens mit einer Hyperinflation zu rechtfertigen wäre, hält uns davon leider ab, dafür fahren wir zwei Stunden Bus, bzw. stehen Bus, das trifft es auf Nairobis Hauptverkehrsadern besser. Erneut im Stadtzentrum schauen wir uns eine enttäuschende Ausstellung der Alliance Française an, bizarrerweise auf Spanisch, besichtigen eine mäßig schöne, vor allem große Kirche und sitzen mir nichts, dir nichts plötzlich wieder in dem tollen Coffeeshop. Unser Heimweg (wir haben ein neues Heim bei Perpetuals Tante, ca. 4km vom Stadtzentrum entfernt) wird von marodierenden Fußballfans und Tränengas unterbochen. Alljährlich stellen diese ihren mangelnden Intellekt unter Beweis, indem sie nach diesem speziellen Derby zwischen zwei Erzrivalen randalierend durch die Straßen ziehen, sich gegenseitig verfolgen und -prügeln und sich Reizgasen aussetzen. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, welche der beiden Mannschaften gewonnen und welche verloren hat, solange Alkoholpegel und Gruppendynamik stimmen. Ein wenig mulmig war gerade mir schon zumute, da ich sämtliche Wertsachen dabei hatte. Aber abgesehen von den üblichen "Mzungu" Ausrufen interessieren sich die Fans mehr füreinander. Blöd nur, wenn genau dort, wo man hinmöchte, eine Menschenmenge auseinanderstiebt, weil zwei Tränengasgranaten hochgehen.
Aber ernsthaft: Auch mit schlechtem Bauchgefühl war es interessant, diese Art von Massenbewegung mal in der Realität und nicht im Fernsehen zu sehen. Der restliche Abend verläuft, sieht von der selbstmörderischen Busfahrt ab (aber der Verkehr ist mittlerweile Normalität für uns geworden), wesentlich unspektakulärer und muss, speziell zur jetzigen Uhrzeit und in Anbetracht des nachzuholenden Schlafs, nicht ausgeführt werden.
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