14. 12.10.2013
Volles Programm! Nach ausgiebigem Schlaf treffen wir uns in der Stadt mit Perpetual (die Leute hier mögen englische Wörter scheinbar, einen Friday habe ich auch schon getroffen) und einer Freundin von ihr. Zusammen fahren wir zur Nabiri Campsite, 30 Minuten mit dem Matatu, einer Tourianlage mit Schwimmbad. Wir verstehen uns auf Anhieb super und es fühlt sich um einiges besser an, zusammen mit zwei Einheimischen dort zu sein, als wie die anderen Touris in einer abgeschotteten Welt ohne Bezug zum Land zu leben. Wir verabreden uns für den späteren Abend zu gemeinsamen Clubbing. Vorher allerdings sind wir zum Dinner bei Edwin eingeladen, einem Dozenten für Elektrotechnik, der sechs Jahre in Kassel studiert hat und beinahe perfektes Deutsch spricht. In einer Villa, wie sie auch in einem Suburb LAs stehen könnte verbringen wir den Abend bei Fisch, Ziegenfleisch und gemischtsprachigen Unterhaltungen über Deutschland und Kenya. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen hier, auch mit höherer Bildung, hat Edwin eine ziemlich europäische Denkweise. Soll heißen: Kaum Fatalismus, keine Verschwörungstheorien, kein Moralisieren, sehr rational. Also ein echt angenehmer Gesprächspartner. Mit Kenianern kommt man für gewöhnlich sehr schnell auf Politik, erst recht seit den Wahlen und der neuen, förderalistischen Verfassung. Hier ist Politik allerdings auch unterhaltsamer, vorausgesetzt, man hat ausreichend schwarzen Humor. Und den haben die Meisten! An genau den Stellen, wo man als Gast ein nachdenkliches Kopfschütteln für angebracht hält, fangen alle anderen plötzlich zu lachen an. "Die Regierung ist daran interessiert, dass es ethnische Konflikte gibt, weil das Gewaltanwendung legitimiert" - Brüller. "In unserem Land gibt es keine echte Demokratie, weil die Menschen nach Stammesangehörigkeit und nicht nach politischer Ansicht wählen.", ein weiterer Klassiker des Humors. Zur Zeit versucht Kenia übrigens, die afrikanischen Staaten zum Austritt aus dem ICC zu überzeugen, weil dieser bisher fast ausschließlich afrikanische (Kriegs-)Verbrecher verurteilt hat. Es könnte aber auch damit zu tun haben, dass dem neu gewählten Präsidenten und seinem Vertreter dort der Prozess wegen Aufhetzung und Anstiftung zum Massenmord gemacht wird. Ein weiteres Thema ist ein Senator von Nairobi, der aussieht wie P. Diddy, aber noch mehr Bling Bling trägt und sich länger schon dem Verdacht erwehren muss, er besitze Cannabisplantagen im Tropenwaldgürtel um das Mt. Kenia Massiv.
Nachdem Nummern und Adressen ausgetauscht sind und man sicher in Kontakt bleiben wird (nach Deutschland wurde die Familie bereits eingeladen), fährt Edwin uns schließlich in die Stadt zu besagtem Club, "Samba" der Name. In den Clubs hier läuft eine Mischung aus Reggeaton, Dancehall, Mainstream und gepimpten Volksliedern. Klingt nach einem Albtraum. Aber irgendwie haben es Perpetual und ihre Freundin Caroline geschafft, auch einen Musiknazi wie mich zum Tanzen zu bringen, was einen wunderbar lächerlichen Kontrast bildete, da alle anderen Anwesenden beim Tanzen aussehen wie gerade aus dem Beyonce Musikvideo entlaufen. Generell ist die Stimmung ausgelassener, die Musik fröhlicher und Grüppchenbildung à la Rosi gibt es auf der Tanzfläche nicht. Die Situation als Weißer hier ist vergleichbar vielleicht mit der einer attraktiven Frau in Deutschland. Fotos, tanzen, ich kriege sogar was ausgegeben. Allerdings habe ich Glück, der Club ist nicht touristisch, ansonsten würde es von Prostituierten auf der Suche nach zahlungskräftigen (=weißen) Kunden nur so wimmeln. Achja, Tanzen. Während öffentliches Küssen selbst im Nachtleben anzüglich ist, ist der Tanzstil zwischen den Geschlechtern... Bei uns wäre dieser Tanz mit einem/einer anderen jedenfalls das Ende einer Beziehung. Von Katha will ich erst gar nicht anfangen, nur soviel: Ihre große Liebe hat sie gefunden, sie aber ihre große Liebe nicht. Dieser Text wird viel zu lange und ich bin mir sicher, dass die Details der Nacht sowieso niemanden interessieren.
Gute Nacht!
Foto(von links nach rechts): Caroline, Katha, Perpetual, Linus
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